# taz.de -- Senkung Flugverkehrsabgabe: Für die Lobby, gegen die Menschheit
> Dass die Bundesregierung das Fliegen billiger macht, ist klimapolitisch
> falsch. Und auch aus finanzieller Sicht kaum verständlich.
(IMG) Bild: Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung
Fliegen soll in Deutschland wieder billiger werden, hat die Regierung im
Koalitionsausschuss beschlossen. Schwarz-Rot [1][will die
Wettbewerbsfähigkeit deutscher Flughäfen steigern und die
Luftverkehrsabgabe auf Flugtickets senken], die die Ampelkoalition erst
2024 erhöht hatte. „Wir machen unsere Hausaufgaben“, sagte Vizekanzler Lars
Klingbeil (SPD) zu den Ergebnissen des Koalitionsausschusses. Fragt sich
nur: Wer hat die Hausaufgaben aufgegeben?
Im Falle der Luftverkehrsabgabe war es definitiv nicht die zurzeit in
Brasilien laufende Weltklimakonferenz, auf der die Bundesregierung sich als
Klima-Champion darstellt. Fliegen ist die klimaschädlichste Art der
Fortbewegung. Die hohen CO₂-Emissionen wirken so hoch am Himmel sogar noch
stärker, als kämen sie etwa aus Schornsteinen oder Auspuffen in Bodennähe.
Hinzu kommen sogenannte Nicht-CO₂-Effekte aufs Klima: Kondensstreifen, Ruß,
Stickoxide. Diese wirken teils auch kühlend, insgesamt aber weiter
erhitzend. Sie würden auch bei einem vollständigen Umstieg auf CO₂-freie
synthetische Kraftstoffe anfallen. Ein klimafreundlicher Luftverkehr ist
deshalb bisher nicht absehbar.
Nein, die Hausaufgaben kommen von woanders – und werden dort auch prompt
mit „sehr gut“ bewertet. „Die Bundesregierung hat Wort gehalten und der
jahrelang weiter steigenden Kostenspirale bei Steuern und Gebühren für
Luftverkehr ab Deutschland ein Ende gesetzt“, freut sich Joachim Lang, Chef
des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Dabei wird
Fliegen in Deutschland ohnehin wieder beliebter. Im ersten Halbjahr 2025
nahm die Zahl der Passagier*innen an deutschen Flughäfen im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum laut BDL um 2,8 Prozent zu. Im Vorjahr gab es sogar
eine Steigerung um 10 Prozent.
## Regierung verzichtet auf 350 Millionen
Die klimaschädliche Branche motzt aber trotzdem: Auf das Niveau von vor der
Coronapandemie, als die Politik das Reisen aus gesundheitlichen Gründen
stark beschränkte, sind die Zahlen noch nicht wieder angestiegen.
[2][Gerade Inlandsflüge gibt es viel weniger]. Neben den spärlichen
politischen Steuerungsversuchen wie der Luftverkehrsabgabe liegt das
wahrscheinlich daran, dass viele Geschäftsreisen schlicht wegfallen und
durch Videokonferenzen ersetzt werden.
Es ist klimapolitisch falsch, das Fliegen billiger zu machen – und auch aus
finanzieller Sicht kaum verständlich. Die Regierung verzichtet nach eigenen
Angaben auf rund 350 Millionen Euro. Das ist wohl auch der Grund, warum die
Luftverkehrssteuer bisher in ihrer aktuellen Höhe überhaupt überlebt hat.
Hinzu kommt der unsägliche Streit der Regierung über das längst
beschlossene Verbrenner-Aus. Und im Straßenneubau soll es mit dem
Bundeshaushalt fürs kommende Jahr vorangehen, [3][möglicherweise mit Geld,
das eigentlich für die Sanierung maroder Infrastruktur gedacht war].
Hausaufgaben in allen Ehren – aber welcher Schule die Regierung dabei
anhängen will, sollte sie sich genau überlegen.
14 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Treffen-des-Koalitionsausschusses/!6129749
(DIR) [2] /Erfreulicher-Rueckgang-der-Inlandsfluege/!6122857
(DIR) [3] /Verkehrshaushalt/!6129152
## AUTOREN
(DIR) Susanne Schwarz
## TAGS
(DIR) Friedrich Merz
(DIR) Schwerpunkt Klimawandel
(DIR) Bundesregierung
(DIR) GNS
(DIR) Wirtschaftspolitik
(DIR) Flugverkehr
(DIR) Kanzler Merz
(DIR) Reden wir darüber
(DIR) Schwerpunkt Klimawandel
(DIR) Friedrich Merz
(DIR) Schwerpunkt Klimawandel
(DIR) Militär
(DIR) Schwarz-rote Koalition
(DIR) Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Treibhausgasausstoß der Luftfahrt: Airlines verfehlen Klimaziele trotz höherer Effizienz
Trotz neuer Flieger und Klimaversprechen: Die Airlines hinken den
Klimazielen weiter hinterher. Wer jetzt für mehr Umweltschutz extra zahlen
soll.
(DIR) Sondersteuer für Luxusflüge: Keine Rücksicht auf Merz!
Es soll eine Sondersteuer für Privatflugzeuge und Flüge in der Ersten
Klasse geben. Frankreich und Spanien sind dafür, CDU und CSU dagegen.
(DIR) Vorstoß auf der Weltklimakonferenz: Spanien und Frankreich für Abgabe auf Luxusflugreisen
Sollen Privatjetter*innen und Passagier*innen gehobener
Ticketklassen mehr zahlen? Das wollen etliche Länder, die Bundesregierung
ist uneins.
(DIR) Bundeshaushalt 2026: 524,54 Milliarden
Der Haushaltsausschuss hat in einer über 15-stündigen Sitzung den Haushalt
2026 abgesegnet. Die Neuverschuldung war nur während der Corona-Zeit
größer.
(DIR) Treffen des Koalitionsausschusses: Günstige Energie und billige Flüge
Die Koalition einigt sich auf einen Industriestrompreis von 5 Cent. Auch
die Ticketsteuer wird gesenkt. Das soll für Wachstum sorgen.
(DIR) EU-Klimaziele: Europaparlament will CO₂ reduzieren – vor allem im Ausland
Die Europäische Union arbeitet am Klimaziel für 2040. Nun stimmten auch die
Parlamentarier über ihre Position dazu ab – mit einigen „Wermutstropfen“.