# taz.de -- Querelen um Kunsthalle Baden-Baden: Hochkultur ist halt bequemer
       
       > Damit Kulturgeschichte in klassizistischen Sälen gezeigt werden kann,
       > muss Gegenwartskunst weichen. Warum trifft es immer die Experimente?
       
 (IMG) Bild: Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
       
       Kultur und knappe Mittel, das ist ein Dauerzustand. Doch derzeit ist
       angesichts zahlreicher Etatkürzungen auf Bundes- und Landesebene von einem
       regelrechten Kulturabbau die Rede. Und wo wird abgebaut? Eher dort, wo es
       unbequem zugehen kann, wo es ums Experiment geht und die Kunst mit
       ästhetischen Überschreitungen vielleicht auch gesellschaftlich was zur
       Diskussion bringen kann.
       
       Diesen Eindruck bestätigt ein Aufreger aus Baden-Württemberg. Die
       Kunsthalle Baden-Baden stehe vor dem Aus, vernimmt man von dort, ihre
       prominente Direktorin Çağla İlk, Kuratorin des viel gelobten [1][Deutschen
       Pavillons auf der diesjährigen Kunstbiennale], müsse gehen.
       
       Hintergrund ist, dass das Badische Landesmuseum in Karlsruhe saniert werden
       muss. Zehn Jahre soll das dauern. Seine traditionsreiche, kulturhistorische
       Sammlung könnte ab 2025 in den klassizistischen Bau der Kunsthalle
       Baden-Baden einziehen.
       
       Auch der Vertrag von Çağla İlk läuft 2025 aus. Misal Adnan Yildiz, mit dem
       sie 2020 im Direktorenduo für die Kunsthalle angetreten war, hatte ohnehin
       schon seinen frühzeitigen Abgang angekündigt. Hier wird doch nichts
       abgebaut, könnte man also vermuten, elegante Lösung sogar, die Kunsthalle
       Baden-Baden für zehn Jahre pausieren zu lassen, Geld zu sparen und dort die
       Sammlung der Nachbarstadt zu zeigen. Zumal es in Baden-Baden noch mit dem
       Museum Frieder Burda ein großes Haus für Gegenwartskunst gibt.
       
       Doch das [2][Museum Frieder Burda ist ein Privatmuseum] und verfolgt seine
       eigene Ausstellungspolitik. Die Kunsthalle Baden-Baden wiederum setzt schon
       seit Langem, auch schon vor İlk und Yildiz, aufs Experiment, dafür ist das
       Haus sogar in der jüngeren Kunstgeschichte sehr bekannt geworden.
       
       ## Schon Harmloses provoziert
       
       Manchen kann ihr Programm auch zu ungemütlich werden. Als „geschmacklos und
       abstoßend“ bezeichnet der Baden-Badener FDP-Chef René Lohs jetzt die von
       İlk und Yildiz beauftragte Neugestaltung des Foyers. [3][Künstler Viron
       Erol Vert] bezieht sich dort mit einem munter-bunten Eklektizismus auf die
       multikulturelle Geschichte Baden-Badens, das sei „links-grünes
       Kunstverständnis“, meint Lohs.
       
       Dass Verts harmlose Installation schon eine Provokation ist, zeigt doch:
       Ein zehnjähriges Runterfahren der Kunsthalle Baden-Baden würde einige
       nötige Diskussionen gar nicht erst aufkommen lassen, stattdessen bequemt
       man sich mit Hochkultur in klassizistischen Sälen.
       
       In einer vorherigen Version hieß es, die Kunsthalle Karlsruhe sollte in die
       Kunsthalle Baden-Baden während der zehnjährigen Sanierung einziehen, dabei
       handelt es sich um das Badische Landesmuseum in Karlsruhe.
       
       27 Sep 2024
       
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       ## AUTOREN
       
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