# taz.de -- Geänderte Unterkunftsregeln: Neue Kategorie: Sekundärmigrant
       
       > Geflüchtete könnten bald behandelt werden wie Gefangene. Es geht einzig
       > darum, symbolische Härte zu zeigen.
       
 (IMG) Bild: Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) geht die EU-Asylreform noch nicht weit genug
       
       Bislang läuft weitgehend unter dem Radar, was die Bundesregierung bei der
       Anpassung deutscher Gesetze [1][an die GEAS-Reform] vorhat. Es ist ja auch
       irre kompliziert. Schon die EU-Beschlüsse sind quasi undurchdringlich, die
       Pläne zur Angleichung der deutschen Gesetze daran sind es noch mehr.
       
       Aber in dem Gewirr versteckt sich ein plumpes – und brutales – Vorhaben.
       Bald schon könnte Deutschland fast alle Menschen, die hierher flüchten,
       behandeln wie Verbrecher*innen. Nichts anderes bedeutet es, wenn die
       Entwürfe einen neuen Typ Unterkunft vorsehen, die den unhandlichen Namen
       „Sekundärmigrationszentrum“ tragen soll. Zumindest bestimmte Geflüchtete
       sollen dazu verpflichtet werden können, die Zentren nicht zu verlassen. Zum
       Gefängnis ist es da nicht mehr weit.
       
       Und weil Deutschland keine EU-Außengrenzen hat und Geflüchtete nur selten
       per Flugzeug kommen, dürfte fast jede*r Asylbewerber*in als
       Sekundärmigrant*in gelten – und so potenziell für die Zentren in
       Betracht kommen. Besonders tragisch ist das, weil es eigentlich nicht mal
       etwas mit der großen – und an sich schon sehr harten – GEAS-Reform aus dem
       vergangenen Jahr zu tun hat. Es gibt keine EU-Vorgabe,
       „Sekundärmigrationszentren“ einzurichten. Stattdessen sind die deutschen
       Pläne wieder einmal Teil der [2][Alexander-Dobrindt-Show], bei der es
       einfach nicht hart genug zugehen kann.
       
       Das zeigt sich auch an den ebenfalls beschlossenen Plänen, Geflüchtete auch
       anderweitig leichter in Haft zu nehmen. Auch diese Änderung steht nicht in
       den EU-Beschlüssen. Und dass die Regelungen sogar Kinder treffen sollen,
       wenn ihre Eltern in Haft genommen werden, ist besonders unmenschlich. Aber
       genau das ist der Punkt: Harte Politik gegen Geflüchtete muss längst keinen
       echten Zweck mehr erfüllen, damit sie beschlossen wird. Stattdessen ist es
       das Symbol der Härte an sich, um das es geht. Denn das zahlt bei einem
       erheblichen Teil der Bevölkerung inzwischen ein.
       
       3 Sep 2025
       
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