# taz.de -- Gipfeltreffen in London: Vier Freunde für Europa
> Großbritannien, Frankreich und Deutschland demonstrieren bei einem
> Treffen mit Selenskyj Zusammenhalt – eine Reaktion auf die
> US-Sicherheitsstrategie.
(IMG) Bild: Ukraine-Treffen in Downing Street 10 mit den Regierungsschefs von Frankreich, Deutschland, Großbritannien und der Ukraine
Bei einem kurzfristig anberaumten Treffen am Amtssitz des britischen
Premierministers in London haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien
am Montagnachmittag ihre Solidarität mit der Ukraine sowohl gegenüber
Russland als auch gegenüber den USA bekräftigt. „Das Schicksal der Ukraine
ist das Schicksal Europas“, [1][sagte der deutsche Bundeskanzler Friedrich
Merz.] „Dies könnte für uns alle eine entscheidende Zeit sein.“
Gastgeber Keir Starmer sagte, die Suche nach Frieden für die Ukraine sei an
einem „kritischen Punkt“ angelangt. „Wir stehen hier, um dich im Konflikt
und in den Verhandlungen zu unterstützen“, sagte er bei der Begrüßung des
ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Zuvor hatte er auf die
Journalistenfrage, ob er Druck auf Selenskyj zur Annahme der US-Pläne für
die Ukraine ausüben werde, gesagt: „Ich werde keinen Druck auf Selenskyj
ausüben, ich werde mit ihm sprechen. Wenn es einen Waffenstillstand geben
sollte, und ich hoffe, es gibt ihn, muss er gerecht und dauerhaft sein.“
Der britische Premierminister hatte das Treffen erst am Samstag anberaumt.
Es gehe „um die laufenden Friedensverhandlungen und die nächsten Schritte“,
hatte er dazu [2][am Sonntag gesagt]. Medienberichten zufolge sollte auch
über die Freigabe eingefrorener russischer Guthaben zugunsten der Ukraine
gesprochen werden. Auf EU-Ebene wird dies von Belgien blockiert,
Großbritannien könnte als Nicht-EU-Mitglied theoretisch eigene Schritte
gehen.
Die Zusammenkunft von Starmer, Merz und Macron war die erste seit
Bekanntwerden der neuen [3][Nationalen Sicherheitsstrategie der USA]. Die
strebt unter anderem eine Verständigung mit Russland und einen von außen zu
befördernden Kurswechsel Europas an. Der [4][Kreml hatte das
US-Strategiepapier] am Sonntag begrüßt.
## Am Donbass scheiden sich die Geister
Auf dem Weg zum Gipfel sagte Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj der
Nachrichtenagentur Bloomberg, ihm gehe es jetzt vor allem um
Sicherheitsgarantien der europäischen Partner für den Fall eines
Kriegsendes. „Es gibt eine Frage, auf die ich – und alle Menschen in der
Ukraine – eine Antwort will: Wenn Russland den Krieg wieder anfängt, was
werden unsere Partner machen?“
Ukrainische Unterhändler hatten zuvor drei Tage lang weitere Gespräche in
den USA über den mittlerweile mehrfach überarbeiteten „Friedensplan“ des
US-Präsidenten Donald Trump geführt, der weitgehend russischen Forderungen
entspricht. Fortschritt hänge von Russlands Friedensbereitschaft ab,
erklärten die Unterhändler dazu gemeinsam am Sonntag.
US-Präsident Trump behauptete danach aber, bedauerlicherweise habe
Selenskyj den neuesten Plan nicht gelesen, den Russland aber gut finde. Die
russische Regierung hatte vergangene Woche nach Gesprächen mit
US-Unterhändler Steve Witkoff jedoch gesagt, wichtige Punkte darin seien
für Russland nicht annehmbar.
Ukrainische Offizielle sagten in London, die Frage der von den USA und
Russland geforderten Gebietsabtretungen durch die Ukraine – einschließlich
Räumung von ukrainisch kontrollierten Gebieten im ostukrainischen Donbass –
sei nach wie vor der schwierigste Punkt. „Wir haben keine einheitliche
Sicht auf den Donbass“, bestätigte Selenskyj. Von Europa erhofft er sich
Unterstützung.
## Macron: Ukraine hat „viele Karten“
Bundeskanzler Merz bestätigte vor Auftakt der Gespräche, manches in den
US-Plänen sehe er „skeptisch“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
erklärte, die Verbündeten der Ukraine hätten „viele Karten“. Trump sagt
gerne, die Ukraine habe „keine Karten“ im Machtspiel mit Russland und müsse
deswegen nachgeben. Die Tonlage der beiden, die sonst immer ihre
Verbundenheit mit den USA betonen, um Trump zu schmeicheln, hat sich
spürbar verändert.
Während Merz und Macron noch am Nachmittag wieder aus London abreisten,
setzten Selenskyj und Starmer ihre Gespräche fort. Am Abend sollte
Selenskyj nach Brüssel weiterreisen und mit Nato-Generalsekretär Mark
Rutte, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident
António Costa zusammenkommen.
8 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://x.com/bundeskanzler/status/1998044959572885728
(DIR) [2] https://www.gov.uk/government/news/pm-call-with-prime-minister-schoof-of-netherlands-7-december-2025
(DIR) [3] /US-Sicherheitsstrategie/!6135802
(DIR) [4] /Neue-US-Sicherheitsstrategie/!6135750
## AUTOREN
(DIR) Dominic Johnson
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