# taz.de -- Debatte um Grundsicherung: Es geht nicht darum, wer „faul“ ist
> Es ist zum Kopfschütteln, wenn das alles nicht so arm wäre. Und ja, die
> Armut im Lande ist durchaus hausgemacht. Da sollte man mal drauf schauen.
(IMG) Bild: Bürgergeld beziehen nicht nur Arbeitslose, sondern auch Hunderttausende Erwerbstätige, deren Löhne zum Leben nicht ausreichen
In Deutschland wird über Bürgergeld gestritten, als ginge es um die Frage,
wer „faul“ ist – nicht darum, warum Menschen überhaupt auf Grundsicherung
angewiesen sind. Die AfD interessiert sich für den häufigsten Vornamen von
Empfänger*innen, Ukrainer*innen bekommen [1][weniger Unterstützung] und
rechte Politiker fantasierten von „[2][Sozialtouristen]“.
Und die Diskussion verschärft sich weiter: Mit den geplanten härteren
Sanktionen in der neuen Grundsicherung wird einmal mehr suggeriert,
Kontrolle sei wichtiger als Unterstützung. Damit rückt die politische
Aufmerksamkeit noch weiter ab von den eigentlichen sozialen Ursachen und
der Frage, warum ein erheblicher Teil der Bevölkerung trotz Arbeit,
Ausbildung oder harter Fluchtgeschichte auf Bürgergeld angewiesen sein
muss.
2024 wurden [3][knapp 47 Milliarden Euro Bürgergeld] ausgezahlt, davon
gingen 52 Prozent an Empfänger*innen mit deutschem Pass. Unter den
Erwerbsfähigen sind 36 Prozent Deutsche ohne Migrationshintergrund, 15
Prozent [4][Deutsche mit Migrationshintergrund]. Geflüchtete sind
überdurchschnittlich vertreten, nicht aus Faulheit, sondern wegen fehlender
Sprachkenntnisse, nicht anerkannter Abschlüsse, bürokratischer Hürden und
langer Integrationsprozesse, die Zeit brauchen.
Die eigentliche soziale Ungerechtigkeit liegt woanders: Bürgergeld beziehen
nicht nur Arbeitslose, sondern auch Hunderttausende Erwerbstätige, deren
[5][Löhne zum Leben nicht ausreichen].
## Politische Untätigkeit
Der Kampfbegriff „Sozialtourismus“ lenkt davon ab, dass Armut in
Deutschland hausgemacht ist: durch Dumpinglöhne, fehlende Tarifbindung und
politische Untätigkeit. Wer Migrant*innen für steigende Kosten
verantwortlich macht, übersieht, dass die wahren Gewinner die Chefetagen
der Unternehmen sind und die Politik, die diese Strukturen zulässt.
Bürgergeld ist Sache unserer gemeinsamen Verantwortung. Wer Gerechtigkeit
ernst meint, darf nicht wegsehen – weder vor Armut noch vor denen, die sie
produzieren.
26 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Beschluss-des-Kabinetts/!6131023
(DIR) [2] /Sozialtourismus/!t5034529
(DIR) [3] https://www.deutschlandfunk.de/buergergeld-zahlungen-steigen-2024-auf-knapp-47-milliarden-euro-114.html
(DIR) [4] /Buergergeld-und-Zuwanderung/!6026994
(DIR) [5] /Niedriglohn/!t5024840
## AUTOREN
(DIR) Maiyra Chaudhry
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