# taz.de -- Fluchtgrund Klimakrise: 250 Millionen Binnenflüchtlinge wegen des Klimas
       
       > Im vergangenen Jahrzehnt haben Extremwetterereignisse wie Fluten oder
       > Dürren viele Menschen vertrieben. Oft blieben sie nah an ihrem Heimatort.
       
 (IMG) Bild: Humanitäre Hilfe in einem Flüchtlingslager im Tschad an der sudanesischen Grenze
       
       Schon jetzt zwingen Hitzewellen, Stürme und Dürren weltweit Millionen
       Menschen zur Flucht. 250 Millionen Klimabinnenflüchtlinge habe es in den
       letzten zehn Jahren gegeben, [1][teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR
       am Montag mit]. In den kommenden Jahren dürfte ihre Zahl schnell steigen.
       
       Aber auch wer vor Krieg und Verfolgung flieht, leidet oftmals weiter unter
       den Folgen der Klimakrise. Etwa drei Viertel aller Geflüchteten weltweit
       befinden sich laut Bericht in Ländern, die hohen bis extremen
       klimabedingten Gefahren ausgesetzt sind.
       
       Filippo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge,
       sagte, [2][Extremwetterereignisse] beeinträchtigten „den Zugang zu
       grundlegenden Dienstleistungen, zerstören Häuser und Lebensgrundlagen und
       zwingen Familien – von denen viele bereits vor Gewalt geflohen sind –
       erneut zur Flucht“.
       
       Den Bericht veröffentlichte das UNHCR zum Auftakt der Klimakonferenz COP im
       brasilianischen Belém, um zu verdeutlichen, wie dringend weitere Abkommen
       zur CO₂-Reduktion sind. Auch konservative und rechtsextreme Kreise
       verweisen immer wieder auf riesige Fluchtbewegungen nach Europa, die wegen
       des Klimawandels zu erwarten seien und die brutale Abschottung nötig
       machten.
       
       ## Klimaflüchtlinge bleiben oft in ihrem Land oder ihrer Region
       
       Genau das geht aus den wissenschaftlichen Daten aber nicht hervor. Nicht
       ohne Grund spricht auch das UNHCR nicht von „Flüchtlingen“ allgemein,
       sondern explizit von „Binnenflüchtlingen“. Gemeint sind Menschen, die
       innerhalb ihres Herkunftslandes fliehen und keine internationalen Grenzen
       übertreten. Sie machen derzeit über die Hälfte aller Geflüchteten weltweit
       aus.
       
       Auch wer Ländergrenzen übertritt, bleibt fast immer in der Region und kehrt
       teilweise schnell wieder an den Herkunftsort zurück. Daran dürfte sich auch
       in Zukunft nicht ändern, zumal oft gerade die Ärmsten stark von der
       Klimakrise bedroht sind. Ihnen fehlt oft schlicht das Geld, um allzu weit
       zu kommen.
       
       Beispielhaft sind hier die rund 1,3 Millionen Menschen, die 2024 nach
       schweren Fluten innerhalb [3][Tschads] flohen, ohne das Land zu verlassen.
       Gleichzeitig sind in den letzten Jahren Hunderttausende Menschen vor dem
       Krieg im Sudan nach Tschad geflohen, wo sie nun ebenfalls oft von Fluten
       bedroht sind, genauso wie von Wasserknappheit aufgrund von wiederkehrenden
       Dürren und extremer Hitze.
       
       Damit ist Tschad auch ein gutes Beispiel dafür, wie die Klimakrise auch
       solche Fluchtgründe verstärkt, die nicht direkt etwas mit dem Wetter zu tun
       haben. So verschärft der Wassermangel in Tschad etwa bestehende Konflikte
       um Ressourcen, die immer wieder zu Gewalt führen.
       
       Auch die Stabilität politischer Institutionen und wirtschaftliches Wachstum
       sind durch Überschwemmungen, Dürren und Stürme gefährdet, was wiederum
       Konflikte anheizen kann. In diese Richtung dürfte auch wirken, dass sich
       laut UNHCR drei Viertel des Ackerlands in Afrika durch die Klimakrise
       verschlechtern werden. So erleichtert etwa die klimabedingte Verelendung
       von Viehhirten in der Sahelzone schon jetzt bewaffneten Gruppen die
       Rekrutierung neuer Kämpfer.
       
       Gefährdet sind viele Geflüchtete aber auch in ihren Herkunftsländern, falls
       sie irgendwann zurückkehren können. Rund 1,2 Millionen kamen Anfang 2025
       zurück, etwas mehr als die Hälfte allerdings in Länder, die massiv von
       Folgen der Klimakrise bedroht sind.
       
       10 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.unhcr.org/de/news/pressemitteilungen/unhcr-bericht-wetterextreme-zwingen-millionen-menschen-erneut-zur-flucht
 (DIR) [2] /Extremwetter/!t5201555
 (DIR) [3] /Tschad/!t5013212
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frederik Eikmanns
       
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