# taz.de -- Irini-Mission gegen Migrant*innen: Hand in Hand mit der libyschen Küstenwache
> Der Bundestag verlängert den Einsatz gegen Waffenschmuggel und Migration
> im Mittelmeer. Auch die sogenannte libysche Küstenwache soll trainiert
> werden.
(IMG) Bild: Die Bundesmarine geht nun wieder mit der libyschen Küstenwache eine ganz und gar klare Kooperation ein
Im Bundestag beschließen die Unions- und die SPD-Fraktion am
Donnerstagnachmittag die Verlängerung des Irini-Einsatzes der Bundeswehr im
Mittelmeer. Die deutschen Soldaten werden aber nicht mehr nur damit
beauftragt, Waffenlieferungen nach Libyen zu stoppen. Sie sollen jetzt auch
wieder [1][die sogenannte libysche Küstenwache ausbilden]. Bei der handelt
es sich um verschiedene Milizen, die mit brutaler Gewalt verhindern, dass
Migrant*innen nach Europa übersetzen.
Im Antragstext heißt es, die Mission helfe neben der Überwachung des
Waffenembargos nun als Nebenaufgabe auch den „einschlägigen libyschen
Einrichtungen, die für die Strafverfolgung sowie für Suche und Rettung auf
See zuständig sind“, und das „insbesondere zur Verhinderung von
Schleuserkriminialität und Menschenhandel“. In den Irini-Mandatstexten aus
den letzten Jahren hieß es dagegen: „In Ermangelung eines Ansprechpartners
auf libyscher Seite wird diese Nebenaufgabe nicht durchgeführt.“
Warum die sogenannte libysche Küstenwache nun auf einmal wieder als
akzeptabler Ansprechpartner gilt, ist unklar. An einer besseren
Menschenrechtsbilanz der Milizen kann es jedenfalls nicht liegen. Nach wie
vor internieren die Kämpfer die Migrant*innen unter schlimmsten
Bedingungen, um sie von der Weiterreise abzuhalten und Lösegeld von
Verwandten zu erpressen. Es gibt [2][unzählige Berichte] über Morde,
Vergewaltigungen, Folter und Menschenhandel.
Zudem treten die Milizen auch gegenüber ehrenamtlichen
Seenotretter*innen auf dem Mittelmeer aggressiv auf. So schossen Boote
der angeblichen Küstenwache zuletzt mehrmals [3][auf Schiffe der
Organisationen Seawatch] und SOS Méditerranée.
## Kritik von der Linkspartei
Die Linkspartei kritisiert deshalb die Verlängerung des Irini-Einsatzes
scharf. Die innenpolitische Sprecherin der Fraktion im Bundestag, Clara
Bünger, nannte die Ausbildung der sogenannten Küstenwache „besonders
problematisch“. Die Miliz sei „für Gewalt und Pushbacks bekannt“.
Auch der Versuch der Irini-Mission, Waffenlieferungen nach Libyen
einzudämmen, wirkt zunehmend aussichtslos. Das Waffenembargo, das die
Soldaten umsetzen und überwachen sollen, hat offensichtliche Löcher.
Hintergrund ist der schwelende Krieg zwischen der westlibyschen Regierung
und den Kräften um General Chalifa Haftar im Osten des Landes. Sowohl
Italien – das einen wichtigen Teil der Irini-Verbände stellt – als auch die
Türkei unterstützen mehr oder weniger verdeckt die westlibyschen Kräfte.
Russland und einige Golfstaaten sind mit Haftars Truppen verbündet.
Türkische Kriegsschiffe erzwangen mehrmals die Durchfahrt von ominösen
Frachtschiffen nach Westlibyen an den Irini-Verbänden vorbei. In Fällen, in
denen Irini-Schiffe tatsächlich Waffenlieferungen beschlagnahmten, setzten
sich Italien und offenbar auch EU-Vertreter*innen zuletzt dafür ein, diese
einfach an die westlibyschen Kräfte weiterzugeben. Bei Haftars Kämpfern
kommen aber trotzdem genug Waffen an, im Oktober [4][lieferte Südafrika
wohl vier Kampfhubschrauber] aus französischer Produktion an die
ostlibyschen Kräfte.
13 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Fluechtlingsabwehr-im-Mittelmeer/!6115965
(DIR) [2] https://www.fes.de/artikel-in-gute-gesellschaft-17/libyens-kuestenwache
(DIR) [3] /Waehrend-Rettungsaktion-der-NGO-Sea-Watch/!6116093
(DIR) [4] https://libyaobserver.ly/news/analisi-difesa-haftar-forces-secretly-purchase-4-french-made-gazelle-helicopters-south-africa
## AUTOREN
(DIR) Frederik Eikmanns
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