# taz.de -- Der doppelte Irrtum der Jungen Union: Renten lassen sich nicht kürzen
       
       > Die Junge Union will ab 2031 das Rentenniveau absenken. Dabei reicht die
       > Rente schon heute kaum noch. Das verprellt die WählerInnen.
       
 (IMG) Bild: Junger Mann, der altem Mann die Rente nicht gönnt: JU-Chef Johannes Winkel mit Kanzler Merz beim Deutschlandtag der Jungen Union
       
       Auf den ersten Blick erscheint es verständlich, dass [1][die Junge Union
       über den eigenen Kanzler entsetzt ist]: Sie hat ausgerechnet, dass es 118
       Milliarden Euro zusätzlich kosten würde, wenn die Renten auch nach 2031 bei
       mindestens 48 Prozent des Nettolohns liegen sollen. Denn klar ist, dass
       diese 118 Milliarden Euro von der jungen Generation aufgebracht werden
       müssen. Sie sind die künftigen Arbeitnehmer, die für die Alten zahlen.
       
       Trotzdem liegt die Junge Union falsch, wenn sie jetzt den Aufstand probt.
       Der erste Irrtum ist rein strategisch: Die Union würde wichtige
       Wählergruppen verlieren, wenn sie bei der Rente kürzt. Bei der
       Bundestagswahl erzielte die Union bekanntlich nur 28,6 Prozent, aber gerade
       bei den Älteren schnitt sie besser ab. Bei den über 70-Jährigen kam die
       Union auf 43 Prozent und bei den 45- bis 69-Jährigen immerhin auf 33
       Prozent. Bei diesen Älteren kommt es aber nicht gut an, wenn die Rente in
       Gefahr gerät.
       
       Nun könnte man argumentieren, dass die heutigen Älteren gar nicht gemeint
       sind, wenn über denkbare Rentenreformen ab 2031 debattiert wird – weil die
       meisten dann längst in Rente sind. Aber diese feine zeitliche
       Unterscheidung ist vielen WählerInnen nicht zu vermitteln, wie die
       Erfahrung lehrt. Kanzler Merz ist daher alarmiert. Auf dem „Deutschlandtag“
       der Jungen Union warnte er am Samstag: „Glaubt jemand ernsthaft, dass wir
       einen Unterbietungswettbewerb gewinnen? Wer bietet das niedrigste
       Rentenniveau?“
       
       Die [2][Junge Union irrt sich aber nicht nur strategisch], sondern auch
       rein faktisch, wenn sie bei den Renten kürzen will. Da lässt sich nämlich
       nichts sparen. Für Durchschnittsverdiener liegt die Rente derzeit nach 45
       Versicherungsjahren und Vollzeitjob bei ganzen 1.500 Euro. Davon kann
       niemand leben. Würde die Rente noch weiter sinken, würde sich jede
       ArbeitnehmerIn verständlicherweise fragen, weswegen sie eigentlich
       einzahlen soll.
       
       Merz hat recht: Statt an der eigenen Regierung zu sägen, sollte die Junge
       Union lieber Reformvorschläge machen, die tatsächlich funktionieren. Das
       könnte spannend werden.
       
       16 Nov 2025
       
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