# taz.de -- Rebellion der Jungen Union: Alle Räder stehen still, wenn dein Tennisarm es will
       
       > Die Junge Union blockiert das Rentenpaket der Bundesregierung. Gut so!
       > Sonst wird sich auch die nächsten Jahre nichts verändern.
       
 (IMG) Bild: Pascal Reddig, Vorsitzender der Jungen Gruppe der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, bei seiner Rede beim Deutschlandtag 2025
       
       Größte Enttäuschung der Woche: Wenn man über 35 Jahre alt ist, darf man
       nicht mehr Mitglied bei der Jungen Union werden. Schade! Denn wer würde
       nicht gern Teil der rebellischsten Jugendbewegung des Landes sein?
       
       Selten hatten junge Menschen so viel Macht wie die 18 Abgeordneten der
       Jungen Union, die das Rentenpaket der Bundesregierung blockieren. SPD und
       Union sind verwirrt: Wie jetzt, die haben ihren eigenen Willen? Kann man
       die nicht zum Dienst am greisen Vaterland zwingen? Hat bei Coronamaßnahmen
       [1][und dem Wehrdienst doch auch geklappt].
       
       Die jungen Rebellen befürchten, dass die gesetzliche Rente zu teuer wird.
       Erwarten Sie bitte keine Abhandlung zur Haltelinie und dem
       Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel, dafür müssen Sie eine Seite
       zurückblättern. Inhaltlich spricht einiges dafür, dass sich die jungen
       Wilden mit der Haltelinie nicht den allersinnvollsten Punkt für ihren
       Protest herausgegriffen haben. Aber Wut ist selten rational und
       strategisch. Und wer, wenn nicht eine Jugendbewegung, hat das Recht, über
       das Ziel hinauszuschießen.
       
       Rentenpolitik, das ist in erster Linie keine Debatte über komplizierte
       Formeln, sondern ein emotionales Thema: Es geht um Solidarität, um die
       Frage, ob Anstrengung sich lohnt, um Generationengerechtigkeit. Aus diesem
       Grund fragen sich nicht nur Menschen unter 35 Jahren, für wen die
       schwarz-rote Koalition gerade Politik macht. Das geplante Rentenpaket sieht
       auch [2][die Mütterrente vor, die man aus Gerechtigkeitsgründen richtig
       finden kann,] aber Milliarden mit der Gießkanne ausschüttet, sowie die
       sogenannte Aktivrente, die Mitnahmeeffekte produziert und Selbstständige
       benachteiligt.
       
       Es ist paradox: Man ist sich einig, dass es so nicht weitergehen kann mit
       der Rente, und schnürt ein Gesetzespaket, mit dem fast alles bleibt wie
       bisher, außer, dass es noch teurer wird. Gut, dass die Jungen in der Union
       diese Verlogenheit offenlegen.
       
       SPD und Union beteuern, dass eine große Rentenreform dann in einer
       Kommission vorbereitet wird. Ganz bestimmt. Wir kennen das Schicksal
       solcher Kommissionen: Die Ampelkoalition berief eine zur Reform des
       Abtreibungsparagrafen, die Merz-Regierung eine nach dem hektischen
       Aussetzen der Schuldenbremse. Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe eine
       Kommission. Wenn die jungen Abgeordneten dem Rentenpaket jetzt zustimmen,
       wird es über Jahre keine Änderungen geben.
       
       Es gibt also keinen besseren Zeitpunkt für eine echte Rentenreform als
       jetzt. Eine, die Gutverdiener wie Ärzte, Abgeordnete und Beamte in die
       gesetzliche Rentenkasse zwingt. Die Mindestrenten müssen erhöht werden,
       hohe Pensionen und Renten sinken. Wer sich außerhalb der Ferienzeiten auf
       deutschen Flughäfen umschaut, weiß, dass es vielen Rentnern ziemlich gut
       geht. [3][Arme Menschen dagegen kriegen wenig Rente für kurze Zeit, weil
       sie früh sterben]. Reiche Rentner sind gesund und bekommen in Zukunft fast
       so viele Jahre Rente, wie sie eingezahlt haben. Das ist nicht fair.
       
       Mehr Umverteilung, das wäre dann wohl nicht mehr im Sinne der Jungen Union.
       Aber die ist notwendig, um die Akzeptanz in das Solidarsystem zu erhöhen.
       
       Um solch eine echte Rentenreform zu erzwingen, müssen die jungen
       Abgeordneten nun standhaft bleiben. Das wird nicht leicht, denn sie werden
       erpresst. Mit der Drohkulisse, die Regierung könnte am Rentenstreit
       zerbrechen, und mit dem Totschlagargument der Leitartikler: davon
       profitiert am Ende nur die AfD. Nur, faule Kompromisse haben bisher auch
       nicht geholfen.
       
       Deswegen, liebe Jungen in der Union: Haltet durch! Alle Räder stehen still,
       wenn dein Tennisarm es will.
       
       23 Nov 2025
       
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