# taz.de -- Rentenpoltik der Koalition: Was im Rentenstreit auf dem Spiel steht – und für wen
       
       > Union und SPD versprachen im Koalitionsvertrag, das Rentensystem zu
       > reformieren. Doch jetzt gibt es Streit. Worum geht es?
       
 (IMG) Bild: Nach geltendem Recht sinkt das Rentenniveau bis 2029 auf 47,3 Prozent und bis 2040 auf 45 Prozent
       
       Woran krankt die gesetzliche Rente? 
       
       Vor allem an einer wachsenden Finanzierungslücke. Die gesetzliche Rente
       funktioniert nach dem Umlageverfahren: Wer einzahlt, finanziert die
       laufenden Renten. Doch diese Rechnung könnte perspektivisch immer
       schlechter aufgehen. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass die
       geburtenstarken Babyboomer in Rente gehen, während immer weniger
       Beitragszahler*innen nachkommen.
       
       Welche Anpassungen des Rentensystems planen Union und SPD? 
       
       Die Bundesregierung will das Rentenniveau von 48 Prozent bis 2031 stabil
       halten und ab 2032 langsamer senken, als es das bisherige Gesetz vorsieht.
       Außerdem soll die Mütterrente ausgeweitet werden – ein Zuschuss für
       Menschen, deren Arbeit vor allem darin bestand, Kinder im häuslichen Umfeld
       zu erziehen. [1][Nicht-selbstständig arbeitende Rentner*innen] sollen
       zudem bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen dürfen
       (Aktivrente).
       
       Was bedeutet Rentenniveau? 
       
       Das Rentenniveau zeigt, wie hoch eine Rente nach 45 Beitragsjahren mit
       Durchschnittsverdienst im Vergleich zum aktuellen Durchschnittseinkommen
       liegt. Am Rentenniveau bemisst sich also, wie stark die Renten im
       Zeitverlauf erhöht werden, wenn die Löhne steigen.
       
       Nach geltendem Recht sinkt das Rentenniveau bis 2029 auf 47,3 Prozent und
       bis 2040 auf 45 Prozent. Rentner*innen müssen keine Kürzungen fürchten,
       aber ihre Renten werden weniger stark an die Lohnentwicklung angepasst.
       Ihre Kaufkraft würde sinken. Der neue Gesetzesentwurf will das bis 2031
       verhindern. Ab 2032 soll das Rentenniveau um einen Prozentpunkt höher
       liegen als bisher vorgesehen – im Jahr 2040 also beispielsweise bei 46
       Prozent.
       
       Wie sollen die Reformen finanziert werden? 
       
       Die Beitragssätze zur Rentenkasse, die Arbeitnehmer*innen und
       Arbeitgeber*innen je zur Hälfte tragen, sollen von derzeit 18,6
       Prozent ab 2028 auf 19,6 Prozent steigen und danach jährlich weiter
       wachsen. Wer 2.500 Euro brutto verdient, zahlt ab 2028 monatlich 12,50 Euro
       mehr, ab 2031 weitere 6,25 Euro. Zusätzlich will der Bund ab 2029 weitere
       Milliarden in die Rentenkasse zuschießen. Auch die Mütterrente wird
       jährlich Milliarden kosten.
       
       Die „Junge Gruppe“, eineinhalb Dutzend Bundestagsabgeordnete der Jungen
       Union, will die Reform blockieren. Warum? 
       
       Die jungen Unionsabgeordneten kritisieren, die Union mache der SPD
       Zugeständnisse über den Koalitionsvertrag hinaus. Dieser sieht nur vor, das
       Rentenniveau bis 2031 zu stabilisieren. Das geplante sanftere Absinken
       danach sei unnötig teuer. Die Rentenkommission, die ab nächstem Jahr
       arbeitet, solle Vorschläge für die Zeit nach 2031 erarbeiten.
       
       Stimmt das? 
       
       Ja, aber. Der Koalitionsvertrag sieht eine Sicherung des Rentenniveaus bis
       2031 und eine Rentenkommission vor. Es stimmt auch, dass die sanftere
       Absenkung des Rentenniveaus im Vergleich zu dem derzeitigen Gesetz teuer
       wird. Zwischen 2032 und 2040 könnten Zusatzkosten von über 100 Milliarden
       Euro entstehen. Doch die jungen Unionsabgeordneten argumentieren einseitig.
       Sie kritisieren weder die teure Mütterrente noch die durch die Aktivrente
       ausbleibenden Steuereinnahmen – beides Projekte der Union.
       
       Wenn das Rentenniveau fällt, wie sollen Rentner*innen ihren
       Lebensunterhalt bestreiten? 
       
       Das Rentensystem ruht auf drei Säulen: [2][gesetzliche, betriebliche und
       private Vorsorge.] Kritiker*innen der gesetzlichen Rente fordern, dass
       Arbeitnehmer*innen selbst vorsorgen. Doch viele können sich das nicht
       leisten, vor allem im Niedriglohnsektor. Die betriebliche Vorsorge lohnt
       sich hingegen nur, wenn Arbeitgeber*innen einen Großteil der Beiträge
       zahlen – was selten geschieht. Wer mit der Rente nicht auskommt, bleibt auf
       die [3][Grundsicherung] angewiesen. Auch nach 45 Arbeitsjahren.
       
       18 Nov 2025
       
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 (DIR) Tobias Bachmann
       
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