# taz.de -- Regierung und Rentenpaket: Ministerin Prien will Abstimmung verschieben
> Ohne den Unions-Nachwuchs hat Schwarz-Rot im Bundestag keine eigene
> Mehrheit beim Rentenpaket. Jugendministerin Prien will alles neu
> debattieren.
(IMG) Bild: Jugendministerin Karin Prien mit einem eigenem Vorschlag
afp/dpa | Im Streit um das geplante Rentenpaket der Bundesregierung
plädiert Bundesjugendministerin Karin Prien (CDU) dafür, die Abstimmung im
Bundestag zu verschieben. „Was die konkrete Frage nach dem Rentensystem
angeht: Es ist wichtig, dass im Parlament gerechte Lösungen für die breite
Mehrheit gefunden werden“, sagte die Ministerin für Bildung, Familie,
Senioren, Frauen und Jugend dem Handelsblatt. Deshalb müsse die
Bundesregierung im Bundestag weiter das Gespräch „über die Generationen
hinweg“ suchen.
Derzeit steht das Rentenpaket im Bundestag wegen eines unionsinternen
Streits auf der Kippe. Hintergrund ist die Drohung der 18 Abgeordneten der
sogenannten Jungen Gruppe der Unionsfraktion im Bundestag, die
Verabschiedung des Gesetzes zu verhindern. Sollten ihre Stimmen bei dem
Votum im Bundestag fehlen, hätte die Koalition alleine keine Mehrheit.
Die jungen Unionsmitglieder stören sich vor allem an der geplanten
Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent über das Jahr 2031 hinaus –
dies gehe zulasten der jungen Menschen. Die SPD pocht auf die
Verabschiedung der vom Kabinett beschlossenen Rentenpläne zur
Stabilisierung des Rentenniveaus.
„Wir müssen über mehr reden, als nur die Rentenformel“, sagte
Jugendministerin Prien jetzt dem Handelsblatt. Deshalb sei ihr als
Senioren- wie als Jugendministerin gleichermaßen wichtig, „dass wir ältere
Menschen nicht nur als Kostenfaktor sehen, sondern dafür sorgen, dass sie
auch im Ruhestand ein aktiver Part der Gesellschaft bleiben – mit
Erfahrung, Lebensklugheit und dem Wunsch, sich einzubringen“.
## Merz will Rentenstreit entschärfen – Angebot an die Kritiker
Bundeskanzler Friedrich Merz versucht, die Wogen im unionsinternen
Rentenstreit zu glätten. In der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ stellte er
sich zwar hinter den Gesetzentwurf seiner schwarz-roten Koalition – darin
gehe es um die Zeit bis 2031. Er stellte aber eine umfassende Reform für
die Zeit danach in Aussicht: „Ich unterstütze es, dass wir für die Zeit
nach 2031 in unserem Rentensystem grundlegend etwas ändern.“
Dafür werde noch in diesem Jahr eine Rentenkommission eingesetzt, sagte der
CDU-Chef weiter. „Die wird auch so besetzt werden, dass diejenigen, die das
jetzt alles kritisch sehen, mit dabei sind.“ Die Kommission solle noch vor
der Sommerpause 2026 ihre Arbeit abschließen. Unmittelbar danach werde das
Gesetzgebungsverfahren beginnen. Man könne diese Schrittfolgen auch in
einem „Begleittext“, etwa einem Entschließungsantrag, zum aktuellen
Gesetzesentwurf klarstellen. Das wolle er auch gerne mit der SPD
besprechen.
## Ohne Unions-Nachwuchs keine eigene Mehrheit im Parlament
Damit versucht Merz, den unionsinternen Kritikern des aktuellen
Rentenpakets entgegenzukommen. Im Kern geht es bei der Debatte um die
sogenannte Haltelinie bei der Rente, also das Absicherungsniveau der Rente
im Verhältnis zu den Löhnen. Im Koalitionsvertrag haben CDU, CSU und SPD
vereinbart, diese Haltelinie für das Rentenniveau bei 48 Prozent bis 2031
zu verlängern.
Das bedeutet, dass die durchschnittliche Rente mindestens 48 Prozent des
durchschnittlichen Lohns eines Arbeitnehmers betragen soll – nach Abzug der
Sozialabgaben, aber vor Steuern. Dafür sollen Milliardensummen aus dem
Bundeshaushalt zusätzlich in die Rentenkassen fließen.
Das Rentenniveau ist nur eine Rechengröße. Sie setzt Renten nach 45
Beitragsjahren mit Durchschnittsverdienst ins Verhältnis zum aktuellen
Durchschnittslohn. Das sagt nichts über die eigene Rente, ist aber ein
Orientierungswert.
## Nachwuchs der Union unzufrieden
In dem vom Kabinett und damit auch von Kanzler Merz beschlossenen
Rentengesetzentwurf ist vorgesehen, dass auch nach 2031 das Rentenniveau um
rund einen Prozentpunkt höher als im geltenden Recht liegen soll. Genau an
dieser Formulierung stößt sich die Junge Gruppe der Unionsabgeordneten im
Bundestag. Der Unions-Nachwuchs moniert, dass das nicht im schwarz-roten
Koalitionsvertrag vereinbart worden ist und 118 Milliarden Euro zusätzlich
kosten würde. Bislang ist noch kein fester Schutz für das Rentenniveau nach
2031 vorgesehen.
Im Leitantrag für den Deutschlandtag am Wochenende hatte der
CDU-Parteinachwuchs einschneidende Reformen an der Rente gefordert. Bis
strukturelle Reformen vorlägen, dürfe es keine weiteren Beitragserhöhungen
in den Sozialversicherungen mehr geben. Die JU pocht zudem auf eine
Koppelung des Renteneinstiegsalters an die steigende Lebenserwartung. Ab
2031 soll nach Vorstellung der JU bei einem Anstieg der Lebenserwartung um
ein Jahr die Regelaltersgrenze um neun Monate steigen. Damit würde sich das
Renteneinstiegsalter alle zehn Jahre um ein gutes halbes Jahr erhöhen.
Der Jungen Gruppe gehören 18 Abgeordnete an. Da CDU, CSU und SPD im
Bundestag nur eine Mehrheit von 12 Stimmen haben, ist die Koalition bei der
Abstimmung über das Rentenpaket im Bundestag auf den Unions-Nachwuchs
angewiesen, um eine eigene Mehrheit zu bekommen.
## Söder für weitere Verhandlungen mit der SPD
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte beim Deutschlandtag der
Jungen Union am Wochenende Verständnis für den Kanzler gezeigt – Merz müsse
auch eine Koalition zusammenhalten. Söder sprach sich aber auch für weitere
Verhandlungen mit der SPD aus. SPD-Chef Lars Klingbeil erteilte dem direkt
eine Absage: „Ich sage euch in aller Klarheit: An diesem Gesetz wird nichts
mehr geändert“, sagte der Vizekanzler.
Auch Unionsfraktionschef Jens Spahn hatte den jungen Abgeordneten in seiner
Bundestagsfraktion wenig Hoffnung auf grundlegende Änderungen gemacht. Die
Vereinbarung zur Haltelinie des Rentenniveaus sei ein Kompromiss. Das Thema
sei für die SPD in etwa so wichtig gewesen beim Eintritt in die Koalition
wie für die Union der Politikwechsel bei der Migration, sagte Spahn.
## SPD-Politiker Schweitzer mahnt Verlässlichkeit der Union an
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) hielt
der Union in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ vor, „Chaos“ in einer
wichtigen Frage zu verursachen. „Es wäre jetzt gut zu wissen, wer sagt denn
am Ende tatsächlich, was die Unionsposition ist?“ Die Union müsse jetzt für
Mehrheiten in ihrer Fraktion im Bundestag sorgen – so wie es die SPD bei
vielen anderen Punkten auch getan habe, die der Union wichtig gewesen
seien. „In einer Koalition muss man sich aufeinander verlassen können“,
sagte Schweitzer.
17 Nov 2025
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