# taz.de -- Union und AfD im Europaparlament: Die Brüsseler Brandmauer
> Im Europaparlament zeigen CDU/CSU, wie man mit den Rechten kooperiert und
> Gesetze macht – auch ohne eine offizielle Zusammenarbeit.
(IMG) Bild: Die Konservativen im Europaparlament arbeiten immer wieder mehr oder weniger offen auch mit der AfD zusammen
taz | Was in Berlin noch [1][kontrovers diskutiert] wird, ist in Brüssel
längst Praxis: Die Konservativen im Europaparlament arbeiten immer wieder
mehr oder weniger offen mit Rechtskonservativen, Nationalisten und
gelegentlich auch mit der AfD zusammen. Sie machen sogar gemeinsam
EU-Gesetze – oder drohen damit, um Änderungen zu erzwingen.
Jüngstes Beispiel: [2][Das EU-Lieferkettengesetz, das auch Bundeskanzler
Friedrich Merz (CDU) ein Dorn im Auge ist, wurde massiv aufgeweicht.] Nach
dem Motto „friss oder stirb“ zwang EVP-Chef Manfred Weber (CSU) die
Sozialdemokraten, das EU-Gesetz zu ändern – andernfalls würde man es
gemeinsam mit den Rechten tun.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hatte keine Einwände –
dabei hat ihre Behörde das Gesetz vorgeschlagen. Das neue europäische
Lieferkettengesetz soll künftig nur noch für Unternehmen mit 5.000 oder
mehr Beschäftigten und einem Umsatz von mindestens 1,5 Milliarden Euro
gelten. Von der Leyens Vorschlag war wesentlich schärfer.
[3][Kanzler Merz] kann sich freuen – schon bei seinem Antrittsbesuch in
Brüssel hatte er die EU-Regeln für nachhaltige und soziale Lieferketten
aufs Korn genommen. Für die Sozialdemokraten ist es hingegen eine herbe
Niederlage. Sie hatten das Gesetz als „rote Linie“ bezeichnet.
## „Erpressungsversuch“
Bei der SPD im Europaparlament ist man immer noch wütend über den
erfolgreichen „Erpressungsversuch“, den CSU-Mann Weber ohne Rücksicht auf
den „Cordon sanitaire“ (so heißt die Brandmauer im Europaparlament)
durchgezogen habe. Lara Wolters, zuständige Parlamentsberichterstatterin,
trat aus Protest sogar von ihrem Amt zurück. Die Niederländerin wollte die
Änderungen nicht mittragen.
Eigentlich hatten EVP, Sozialdemokraten und Liberale nach der Europawahl
2024 vereinbart, alle wichtigen EU-Gesetze gemeinsam zu beschließen und die
erstarkten Rechten auf Distanz zu halten. Dafür haben sie die sogenannte
Plattform gebildet – eine große Koalition, die von der Leyen die zweite
Amtszeit sichern sollte.
Doch schon bei der Bestätigung der neuen EU-Kommission waren die Parteien
der Mitte auf Stimmen der rechtslastigen „Europäischen Konservativen und
Reformer“ (EKR) angewiesen. Später begann Weber, mit neuen Mehrheiten zu
liebäugeln. Wenn die Sozialdemokraten nicht mitziehen, könne er auch mit
den Parteien rechts der Mitte.
Eine offene Zusammenarbeit mit der AfD, dem rechtsradikalen französischen
Rassemblement National oder den Postfaschisten in Italien bedeutet das zwar
(noch) nicht. Aber sie ist auch gar nicht nötig, wie das Beispiel
Lieferketten zeigt.
20 Oct 2025
## LINKS
(DIR) [1] /CDU-Praesidium-diskutiert-Umgang-mit-AfD/!6121685
(DIR) [2] /Menschenrechte-in-der-Lieferkette/!6120546
(DIR) [3] /CDU-Praesidium-zur-Brandmauer/!6121895
## AUTOREN
(DIR) Eric Bonse
## TAGS
(DIR) Brandmauer
(DIR) Europäische Union
(DIR) EVP
(DIR) Lieferketten
(DIR) Kanzler Merz
(DIR) GNS
(DIR) GNS
(DIR) Reden wir darüber
(DIR) Lieferketten
(DIR) Schwerpunkt AfD
(DIR) Schwerpunkt AfD
(DIR) Schwerpunkt AfD
(DIR) CDU
(DIR) Friedrich Merz
(DIR) Ursula von der Leyen
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Beschwerde gegen BASF: Zerstörerisches Platin
BASF bezieht Platin aus Südafrika, doch der Abbau durch den Zulieferer
schadet Umwelt und Gesundheit. Verletzt der Chemiekonzern
Sorgfaltspflichten?
(DIR) Forscher über den Aufstieg der AfD: „Rechts überholen geht nicht gut“
Von keinem Thema profitiert die AfD so stark wie von Migration, beobachtet
der Politikwissenschaftler Hans Vorländer. Die Union sieht er in Gefahr.
(DIR) Dietmar Woidke und die AfD: Hätte er mal besser nichts gesagt
Brandenburgs SPD-Ministerpräsident äußert sich zum Umgang mit der AfD. Das
ist angesichts der hohen AfD-Umfrage-Ergebnisse nicht sonderlich geschickt.
(DIR) Koalitions-Kritik an Merz: SPD-Generalsekretär nennt Merz' Äußerungen „schwer erträglich“
Kanzler Merz hält an seinem Satz zu Problemen im „Stadtbild“ fest – in der
Koalition wächst die Kritik. Auch manchen CDUlern ist Merz zu pauschal.
(DIR) CDU-Präsidium zur Brandmauer: Merz nennt AfD den Hauptgegner
Die AfD wolle ein anderes Land und die CDU zerstören, warnt Kanzler Merz
nach der CDU-Präsidiumssitzung. Zugleich bekräftigt er seine
„Stadtbild“-Aussage.
(DIR) Autor*in zur Stadtbild-Debatte: Der böse Traum vom gereinigten Deutschland
Woran will Bundeskanzler Merz eigentlich das irregulär Migrantische
erkennen? Seine Äußerungen zum deutschen Stadtbild sind menschenverachtend.
(DIR) Gescheiterte Abwahl von der Leyens: Mit vdL in die Krise
Die EU-Kommissionspräsidentin bleibt unangefochten. Mitte-Links fehlt
tragischerweise der Mut, sie endlich zu stürzen.