# taz.de -- Beschwerde gegen BASF: Zerstörerisches Platin
> BASF bezieht Platin aus Südafrika, doch der Abbau durch den Zulieferer
> schadet Umwelt und Gesundheit. Verletzt der Chemiekonzern
> Sorgfaltspflichten?
(IMG) Bild: Die Platinmine Sibanye-Stillwater grenzt an die Gemeinde Wonderkop in Marikana
In Marikana, im Nordwesten Südafrikas, liegt die kleine Gemeinde Wonderkop.
Etwa 20.000 Menschen leben hier, viele von ihnen arbeiten für den
südafrikanischen Bergbaukonzern Sibanye-Stillwater, der dort Platin abbaut.
Doch die Gemeinde wirft dem Konzern seit Jahren schwere Sicherheitsmängel
vor. Der Abbau des Platins gefährde die Gesundheit der Bewohner und schade
der Umwelt.
Das Platin aus Wonderkop wird für eine deutsche Firma abgebaut:
Sibanye-Stillwater ist der wichtigste Platinzulieferer für den
Chemiekonzern BASF. Deshalb hat Brown Matloko, Umweltaktivist aus
Wonderkop, Anfang November bei der [1][Kontrollbehörde für das deutsche
Lieferkettengesetz] Beschwerde gegen BASF eingereicht. Er wirft dem
milliardenschweren Konzern vor, seine Sorgfaltspflichten zu verletzten.
Denn laut Gesetz muss BASF seine Lieferkette auf Menschenrechtsverletzungen
analysieren und auf Risiken und Beschwerden reagieren.
„Auch nach jahrelanger Auseinandersetzung mit [2][BASF] und Sibanye hat es
keine Verbesserung gegeben“, erklärt Matloko der taz am Telefon. Dabei sind
seine Forderungen nicht hoch angesetzt: Vor allem will er die Einbeziehung
der Gemeinde. Und er will Informationen. Da ist zum einen die
Verarbeitungsanlage, die Bergbauabfälle in die Absetzbeckenanlage
einleitet. Sie befindet sich etwas mehr als einen Kilometer von der
Gemeinde entfernt und erzeugt Staub, der sich selbst in den Wohnzimmern der
Menschen ansiedelt. „Er landet in der Lunge, im Blutkreislauf und den
Organen“, sagt Matloko.
Weniger als 500 Meter von Wonderkop entfernt stößt das Schmelzwerk
Schwefeldioxid und andere Chemikalien aus. „Diese Chemikalien sind sehr
gefährlich und können Atemwegserkrankungen verursachen“, sagt Matloko, „Die
Firma muss die Gemeinde darüber informieren und ihnen sagen, wie sie sich
schützen können.“
## Schwierige Geschichte
Problematisch sind auch die ungesicherten Absetzbecken mit Schadstoffen.
„Es gibt dort ein Schild, auf dem steht, dass Tiere das Wasser nicht
trinken und Kinder nicht darin schwimmen dürfen, weil es kontaminiert ist“,
sagt Matloko. Doch sie sind nicht abgedichtet. Im April sei das
kontaminierte Wasser wieder einmal übergetreten und in den örtlichen Bach
Maretlwane geflossen. „Dort trinken die Tiere das Wasser, und es gefährdet
das Ökosystem“, kritisiert der Umweltschützer. Matloko fordert die
Sicherung der Becken. Er will eine unabhängige Untersuchung zu den
Gesundheits- und Umweltrisiken und dass die Gemeinde miteinbezogen wird.
Wonderkop hat eine schwierige Geschichte mit dem Bergbaukonzern. 2012 löste
das [3][brutale Vorgehen der südafrikanischen Polizei gegen streikende
Bergarbeiter] weltweit Entsetzen aus. Die Polizisten eröffneten das Feuer,
44 Menschen wurden getötet. Sie hatten gegen schlechte Bezahlung und
Arbeitsbedingungen des Platinbetreibers Lonmin gestreikt. Lonmin war damals
schon Hauptlieferant von BASF. 2019 wurde der Betrieb von
Sibanye-Stillwater übernommen.
„Die Gemeinde ist auf das Unternehmen angewiesen“, sagt Matloko, der selbst
15 Jahre lang bei Lonmin als Sicherheitsbeauftragter arbeitete, „aber das
Unternehmen muss den Menschen zugutekommen. Das Unternehmen macht Gewinne,
aber es gibt nie etwas der Gemeinschaft zurück. Es investiert nur in die
negativen Auswirkungen auf die Umwelt.“
## Keine unabhängige Untersuchung
Matloko hat Unterstützer in der deutschen Zivilgesellschaft gefunden, etwa
Brot für die Welt und den [4][Dachverband kritische Aktionäre]. Vergangenes
Jahr ist er nach Berlin gereist, um mit Vertretern von BASF zu sprechen.
Die Auflage: Matloko dürfe nicht über den Inhalt der Gespräche berichten.
„Ich bin dorthin gegangen, um meine Gemeinde zu vertreten, wie kann ich
ihnen dann keine Auskunft dazu geben?“, fragt Matloko. Ihn erinnere das an
Mafiastrukturen.
Auch ein Jahr nach dem Gespräch habe es keine Besserungen gegeben. In einer
Mail vom Juli weist Matloko BASF darauf hin. Er fügt Fotos von den
übergelaufenen Becken bei. Kurz zuvor, im Mai, macht er außerdem vom
internen Beschwerdemachnismus von BASF Gebrauch. Ohne Erfolg, wie Matloko
sagt.
BASF wies die Vorwürfe in einer Mail an Matloko zurück. Matloko sagt, in
ihrer Argumentation übernähmen sie jedoch ungeprüft Aussagen von
Sibanye-Stillwater. Der Bergbaukonzern gibt an, er habe wirksame Maßnahmen
getroffen. Matloko fordert, dass BASF stattdessen eine unabhängige
Untersuchung einleitet. Gegenüber der taz beteuert eine Sprecherin von
BASF, die „genannten Themen“ würden „regelmäßig sowohl direkt mit
Vertretern der Gemeinschaften als auch mit unserem Lieferanten“ besprochen.
Entsprechende Maßnahmen und Fortschritte würden überprüft.
Jetzt liegt es an der Kontrollbehörde des Lieferkettengesetzes, dem
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, die Beschwerde zu
überprüfen.
13 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Menschenrechte-in-der-Lieferkette/!6030266
(DIR) [2] /BASF/!t5031646
(DIR) [3] /Massaker-an-Bergarbeitern-in-Suedafrika/!5061182
(DIR) [4] https://www.kritischeaktionaere.de/basf/verletzung-menschenrechtlicher-klima-und-umweltbezogener-sorgfaltspflichten-unsere-gegenantraege/
## AUTOREN
(DIR) Leila van Rinsum
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