# taz.de -- Verkehr in Deutschland: Wie die Bahn besser werden soll
       
       > Am Montag stellt Verkehrsminister Schnieder seine Bahnstrategie vor.
       > Bisher ist nahezu unbekannt, was drinsteht. Vorschläge gibt es jedoch
       > viele.
       
 (IMG) Bild: Luftaufnahme von der Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin am 17. September
       
       Berlin taz | Die Konkurrenz der Deutschen Bahn steht hinter Evelyn Pallas.
       Die designierte Bahnchefin verstehe, wie man Schieneninfrastruktur
       erfolgreich führt. „Nun fehlen nur noch belastbare Eigentümer- und
       Infrastrukturstrategien des Bundes“, schreiben das Bündnis Mofair und die
       Güterbahnen in einem gemeinsamen Statement. Mofair setzt sich für fairen
       Wettbewerb im Personenverkehr auf der Schiene ein, die Güterbahnen sind der
       Verband der DB-Wettbewerber im Schienengüterverkehr.
       
       Am Montag will Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) in Berlin seine
       Bahnstrategie, die „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“,
       vorstellen. Wie will er die Bahn finanziell stabilisieren? Welche Pläne hat
       er für mehr Pünktlichkeit? Wird er die DB Infrago, die für die
       Bahninfrastruktur zuständig ist, vom Mutterkonzern trennen und damit Netz
       und Betrieb stärker auseinanderziehen? Wie geht er das umstrittene System
       der [1][Trassenpreise] an? Und prüft er die teuren [2][Generalsanierungen]
       stark befahrener Strecken noch einmal? Bisher drang dazu kaum etwas nach
       außen. Umso mehr Raum blieb für Forderungen aus der Branche.
       
       Die Güterbahnen verlangen, dass Schnieders Strategie „mit messbaren Zahlen
       und einem tauglichen Steuerknüppel versehen“ wird. Einfach mehr Geld in die
       bestehenden Strukturen der DB zu pumpen, sei eine Scheinlösung, warnt Peter
       Westenberger, Geschäftsführer des Verbands. Die Konzernstruktur müsse
       reformiert, der DB-Konzern entflechtet werden. Seit Langem fordern die
       Güterbahnen eine stärkere Trennung der DB Infrago von den Transporttöchtern
       wie DB Fernverkehr oder DB Cargo.
       
       Jahrzehntelang hat der Bund an der Schiene gespart. Die Gleise sind
       veraltet, die Infrastruktur marode und störanfällig. Gleichzeitig verfolgte
       die Deutsche Bahn AG ehrgeizige, aber fragwürdige Ziele: Sie wollte ein
       globaler Logistikkonzern werden, wurde immer komplexer und steckte
       Milliarden in Prestigeprojekte wie Stuttgart 21 – Geld, das an anderer
       Stelle fehlte.
       
       ## Geld alleine reicht nicht
       
       Inzwischen versucht die DB, sich zu verschlanken. Vor zwei Jahren verkaufte
       sie ihre internationale Tochter Arriva, vor einem Jahr die Logistiksparte
       DB Schenker. Doch die Finanzströme im Konzern bleiben undurchsichtig,
       [3][und die Bahn steckt weiter in der Krise].
       
       Im ersten Halbjahr 2025 verringerte die DB zwar ihre Verluste, schrieb aber
       immer noch 760 Millionen Euro Minus. Im Juli waren nur 56,1 Prozent der
       Fernzüge pünktlich, im August 66,7 Prozent. Seit der Gründung der DB
       Aktiengesellschaft vor über 30 Jahren hat der Bund, ihr alleiniger
       Eigentümer, keine klare Strategie für die Bahn entwickelt.
       
       Zwar haben schon die Ampelkoalition und nun auch die schwarz-rote Regierung
       die Mittel für die Schiene und die Deutsche Bahn aufgestockt. Doch auch
       dieses Geld reicht vermutlich kaum. Zudem trieb der Bund mit einem
       Finanztrick die Trassenpreise in die Höhe: Er erhöhte das Eigenkapital der
       DB, was deren Infrastrukturtochter zu höheren Profiten zwang. Die versuchte
       die DB Infrago dann über eine höhere Schienenmaut einzutreiben. Zahlen
       mussten unter anderem DB Fernverkehr, das daraufhin neue Zugbestellungen
       stoppte, und die Güterbahnen, die befürchten, dass Kund:innen auf
       günstigere, aber klimaschädlichere Lkw umsteigen.
       
       Deshalb sollte Patrick Schnieders neue Bahnstrategie eine Reform der
       Trassenpreise enthalten, sagt auch Matthias Gastel, bahnpolitischer
       Sprecher der Grünen im Bundestag. „Notwendig ist zudem eine Reform der
       flexiblen Vergütung der Vorstandsmitglieder.“ Diese sei viel zu kompliziert
       und oft auch unlogisch.
       
       ## Problemkind DB Infrago
       
       Vor allem brauche es mehr Transparenz bei den Finanzen innerhalb der DB
       Infrago, zeigt eine neue Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung.
       Die Forscher:innen Ingo Kucz und Laura Abbate wollen darin eine
       Bahnreform skizzieren, die sich an tatsächlichen Betriebsabläufen
       orientiert.
       
       Laut Insider:innen aus der Bahnbranche funktioniert die DB Infrago so
       schlecht, dass sowohl die DB-Töchter als auch die Konkurrenz darunter
       litten. Ein Genehmigungsverfahren für ein einziges neues Verkehrsschild
       habe etwa drei Jahre gedauert. Ob die Infrastruktursparte stärker vom
       Betrieb getrennt wird, sei zweitrangig, schreiben Kucz und Abbate. „Der
       Bund muss sich vorrangig um die Qualität innerhalb der DB Infrago kümmern.“
       So lange der Staat Geld gebe, ohne Qualität einzufordern, habe die DB
       Infrago keinen Anreiz, besser zu werden. „Eine reine Struktur- und
       Entflechtungsdebatte ignoriert die betriebliche Realität.“
       
       21 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nanja Boenisch
       
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