# taz.de -- Vorbereitung für Rot-Rot-Grün: Eine Opposition für alle
       
       > Gysi und seine Parteikollegen geben sich vor dem Europaparteitag der
       > Linken betont staatstragend. Sie geloben, nicht nur als Anti-SPD zu
       > agieren.
       
 (IMG) Bild: Ob da die Basis mitmacht? Potenzielle Linkspartei-Wähler bei einer Gysi-Rede in Berlin-Marzahn, September 2013
       
       BERLIN taz | Die Linkspartei ist erstmals stärkste Oppositionsfraktion und
       sucht nach einer neuen Tonart für diese Rolle. Man habe, so
       Linksfraktionschef Gregor Gysi am Freitag in Berlin, auch „das Bedürfnis
       des Bauern in Bayern nach Opposition zu befriedigen“.
       
       Für Gysi ist der Versuch, die Rechte der geschrumpften Opposition im
       Bundestag zu stärken, ein Kampf ums Grundsätzliche. Die Linkspartei sei
       auch Oppositionsvertreter der Wähler von SPD und Union. Gysi skizziert so
       für die Fraktion eine staatspolitische Rolle, die es auszufüllen gelte.
       
       Neben der bekannten Selbststilisierung als der einzigen Partei, die
       fundamental gegen Merkels EU-Politik und Auslandseinsätze der Bundeswehr
       ist, tritt somit eine zweite Jobbeschreibung: die Linkspartei als
       verantwortungsvolle Opposition, die dem Ganzen verpflichtet ist. Das klingt
       ungewohnt gravitätisch.
       
       Auch politisch will die Linkspartei nicht allzu monochrom auftreten und den
       Fehler von 2009 vermeiden, als man sich reflexhaft in die SPD verbiss. Die
       Parteispitze, Katja Kipping und Bernd Riexinger, will die bekannte
       Fundamentalkritik an Hartz IV und Steuerpolitik mit einer „Opposition der
       Einladung“ flankieren. So lobte Kipping Ilse Aigners – an Seehofers Nein
       gescheiterten – Versuch, neue Finanzquellen für die Energiewende zu
       erschließen. Auch der Plan von Familienministerin Manuela Schwesig, jungen
       Eltern eine 32-Stunden-Woche zu ermöglichen, fand Kippings Beifall.
       
       Die Linksfraktion ist in der Opposition zur Kooperation mit den Grünen
       gezwungen. Mit der Grünen-Fraktionsspitze Toni Hofreiter und Katrin
       Göring-Eckhardt, so Gysi, „müssen wir uns noch zusammenhakeln“. Beim
       Versuch, der Großen Koalition mehr als die üblichen 12 Minuten pro Stunde
       Rederecht für die Opposition abzuhandeln, waren die Rollen zwischen Grünen
       und Linkspartei interessant vertauscht.
       
       Die Grünen pochten recht irreal auf 24 Minuten – erfolglos. Die Linkspartei
       einigte sich lieber informell mit SPD und Union auf 17 Minuten. Die Grünen
       tun sich nicht leicht damit, sich mit ihrer Rolle als kleinere
       Oppositionspartei zu arrangieren. In der Linksparteispitze beobachtet man
       das mit gewisser Süffisanz.
       
       10 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
 (DIR) Berlin
 (DIR) Opposition
 (DIR) Bernd Riexinger
 (DIR) Katja Kipping
 (DIR) Gregor Gysi
 (DIR) Die Linke
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) Schwarz-rote Koalition
 (DIR) Die Linke
 (DIR) Europawahl
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
 (DIR) Europawahl
 (DIR) Mindestlohn
 (DIR) Bundestag
 (DIR) Simone Peter
 (DIR) Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
 (DIR) Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Führung der Linken: Kipping und Riexinger machtbewusst
       
       Noch zwei Jahre: Katja Kipping und Bernd Riexinger haben angekündigt, sich
       im Mai beim Parteitag der Linken erneut um die Posten der Vorsitzenden zu
       bewerben.
       
 (DIR) Bundestagswahl 2017: SPD schielt schonmal nach links
       
       Parteivize Ralf Stegner möchte mit der Linkspartei über eine mögliche
       Koalition nach der Bundestagswahl in drei Jahren reden. SPD-Chef Sigmar
       Gabriel schweigt.
       
 (DIR) Start der Großen Koalition: Die Deutschen erwarten viel Streit
       
       Eine Mehrheit der Bundesbürger sieht einen Fehlstart bei der großen
       Koalition, so eine Studie. Die Streiterei fängt schon an, mit Nahles'
       Rentenplänen.
       
 (DIR) Kommentar Europapolitik der Linkspartei: Das Elend der Traditionslinken
       
       Teile der Linken verdächtigen die EU, imperialistisch und
       demokratiefeindlich zu sein. Das ist gedankenarm und geschichtsvergessen.
       
 (DIR) Europa-Wahlprogramm der Linken: „Zu national“ für Gysi
       
       Die Linke ist uneins über ihren europapolitischen Kurs, der auf einem
       Parteitag im Februar entschieden wird. Fraktionschef Gysi findet den
       Entwurf zu kritisch.
       
 (DIR) Geheimdienst gegen Linkspartei: Gysi droht mit Karlsruhe
       
       Falls die Überwachung ihrer Abgeordneten nicht beendet wird, will die
       Linkspartei wieder vor das Verfassungsgericht ziehen. Schon Ende Januar
       könnte sie klagen.
       
 (DIR) Linkspartei zur Europawahl: Ein entschlossenes Jein
       
       In der Linkspartei kämpfen die Flügel um die richtige Linie zur EU.
       Parteichefin Katja Kipping warnt entschieden vor „einem Wettlauf mit der
       AfD“.
       
 (DIR) Wagenknecht über die Sozialdemokraten: „Das Einknicken hat Tradition“
       
       Die Große Koalition wird den Beschäftigten nichts bringen, sagt
       Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht. Ihre Hoffnungen ruhen nun auf der
       SPD-Basis.
       
 (DIR) Oppositionsrechte im Parlament: Testfall NSA-Untersuchungsausschuss
       
       Grüne und Linke drohen, notfalls nach Karlsruhe zu gehen, um ihre
       Oppositionsrechte einzuklagen, wenn es zur großen Koalition kommt.
       
 (DIR) Grünen-Chefin Peter über ihr neues Amt: „Unser Programm ist nicht zu links“
       
       Nach dem Wahlfiasko der Grünen will Parteichefin Simone Peter „schnell
       wieder angreifen“ – und sich zur Linkspartei öffnen. Einen radikalen
       Kurswechsel will sie nicht.
       
 (DIR) Ramelow über Koalitionspolitik der SPD: „Matschie kommt in der Realität an“
       
       Bodo Ramelow, Fraktionschef der Linkspartei in Thüringen, lobt die
       Dehnungsübungen der SPD, die sich mit der Rolle als Juniorpartner
       anfreundet.
       
 (DIR) Kommentar SPD und Linkspartei: Erst killen, dann koalieren?
       
       Die SPD will sich der Linkspartei nähern. Wenn sie es ernst meint, darf sie
       sich nicht zugleich das Ende von Gysi & Co. wünschen.