# taz.de -- Streit zwischen Warken und Krankenkassen: Für Millionen Versicherte steigen 2026 die Beiträge
       
       > Die Bundesregierung hatte versprochen, dass die Krankenkassenbeiträge
       > stabil bleiben. Jetzt beschuldigen sich Krankenkassen und Politik
       > gegenseitig.
       
 (IMG) Bild: Versprochen war was anderes: Gesundheits-ministerin Nina Warken im Dezember im Bundestag
       
       Die Steigerung der Krankenkassenbeiträge zu verhindern, vor zwei Wochen war
       das noch „erklärtes Ziel der Bundesregierung“. So zumindest sagte es
       Friedrich Merz vor Bürger:innen [1][in der ARD-Arena]. Jetzt steht fest:
       Daran ist der Bundeskanzler und seine Bundesgesundheitsministerin Nina
       Warken (CDU) gescheitert. Am vergangenen Freitag kündigten die Techniker
       Krankenkasse und die DAK an, die Zusatzbeiträge für ihre Millionen
       Versicherten zu erhöhen und kritisierten Warken scharf. Die schießt jetzt
       zurück. Kurz vor Weihnachten eskaliert ein Konflikt mit Ansage.
       
       Seit Monaten haben gesetzliche Krankenkassen (GKV) vor steigenden Beiträgen
       für das Jahr 2026 gewarnt. Das von der Bundesregierung vorgelegte Sparpaket
       sei zu klein, um die erwartete Finanzierungslücke von 2 Milliarden zu
       schließen, kritisierte [2][der GKV-Spitzenverband bereits im Oktober]. Die
       Bundesregierung hielt dennoch an ihren Plänen fest die GKV zu entlasten,
       indem bei Krankenhäusern gespart wird. Eine Regelung, die auch in den
       Ländern umstritten war, dort fürchtete man wiederum, die Lücken bei den
       Krankenhäusern füllen zu müssen.
       
       Trotz Kritik aus allen Richtungen wurde das Sparpaket nach einer Anhörung
       im Vermittlungsausschuss am Freitag von Bundestag und Bundesrat gebilligt.
       Eine Reaktion von TK und DAK folgte jäh: „Das kleine Sparpaket der
       Bundesregierung reicht nicht aus, um das Versprechen stabiler Beitragssätze
       in der gesetzlichen Krankenversicherung halten zu können“, sagte Andreas
       Storm, Vorstandschef der DAK.
       
       ## Warken weist Kritik zurück
       
       Für Millionen von gesetzlich Versicherten wird sich die Krankenversicherung
       also im nächsten Jahr verteuern. Konkret erhöht die TK ihre Zusatzbeiträge
       von 2,45 Prozent auf 2,69 Prozent, die DAK von 2,8 Prozent auf 3,2 Prozent.
       Auch Versicherte anderer Krankenkassen sind betroffen. Begründet wird der
       Anstieg vor allem durch Kosten bei Krankenhausbehandlungen, Arzneimitteln
       und für ambulante ärztliche Versorgungen. „Durch die unzureichenden
       Reaktionen der Politik bestehen diese Finanzprobleme der gesetzlichen
       Krankenversicherung weiter“, schreibt die DAK ganz [3][explizit in ihrer
       Mitteilung] an die Versicherten.
       
       Warken wiederum weist die Kritik zurück: „Wenn die Kassen sagen, dass nur
       die anderen schuld seien, machen sie es sich zu einfach“, sagte sie am
       Montag der Süddeutschen Zeitung. „Jeder hat Verantwortung, auch die
       Kassen.“ Warken insistiert, sie habe die Finanzlücke geschlossen. Nun würde
       sich im Wettbewerb unter den Krankenkassen zeigen, wie die jeweiligen
       Anbieter damit umgingen. „Ich habe als Gesundheitsministerin den
       kassenindividuellen Zusatzbeitrag nicht in der Hand“, sagte sie.
       
       Die gesetzlichen Krankenkassenbeiträge von derzeit 14,6 Prozent sind vom
       Gesetzgeber festgelegt. Die Zusatzbeiträge können die mehr als 90
       gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland selbst festlegen. Diese
       sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, aktuellen Schätzungen
       zufolge dürfte der durchschnittliche Zusatzbeitrag aller Kassen 2026
       erstmals bei über 3 Prozent liegen.
       
       ## „Kein Betriebsunfall, sondern das Ergebnis politischer Untätigkeit“
       
       Der [4][Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen] übte scharfe Kritik an
       Warken. „Dass die Ministerin nun den Krankenkassen eine Mitschuld
       zuschiebt, ist ein politischer Offenbarungseid“, sagte Dahmen gegenüber der
       taz. Die Kassen erhöhten die Beiträge nicht aus Willkür, sondern weil die
       Ausgaben explodierten und die Politik die strukturellen Probleme seit
       Monaten nicht angehe. Statt mutiger Entscheidungen habe es Kommissionen,
       Prüfaufträge und Zahlentricks gegeben, so Dahmen weiter. „Was wir derzeit
       erleben, ist kein Betriebsunfall, sondern das Ergebnis politischer
       Untätigkeit.“
       
       Der Ruf nach grundlegenden Reformen kommt auch von den Krankenkassen: Wenn
       die Beiträge nicht jedes Jahr steigen sollen, brauche es „echte Reformen
       und den politischen Mut, diese dann auch umsetzen“, sagte Jens Baas, der
       TK-Chef gegenüber der Bild. Storm verlangte einen „Neustart in der
       Reformpolitik bei Gesundheit und Pflege“.
       
       Anfang Dezember war Warken bereits für [5][ihre ambitionslose
       Pflegepolitik] kritisiert worden. Eine von ihr eingesetzte Bund-Länder-AG
       konnte nach fünf Monaten keine richtungsweisenden Empfehlungen für eine
       nachhaltige Finanzierung der Pflegeversicherung geben. Mit der
       gescheiterten Stabilisierung der Krankenkassenbeiträge nimmt der Druck auf
       die Bundesgesundheitsministerin nun weiter zu.
       
       22 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/merz-arena-rente-krankenversicherung-100.html
 (DIR) [2] /Gesetzlich-versichert/!6116816
 (DIR) [3] https://www.dak.de/dak/leistungen/dak-gesundheit-2026-fairer-beitrag-top-leistungen_87366
 (DIR) [4] /Gesundheitspoltik-von-rechts/!6123887
 (DIR) [5] /Zukunft-der-Pflegefinanzierung/!6137760
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Amelie Sittenauer
       
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