# taz.de -- Mercosur-Abkommen mit Südamerika: Übertriebene Kritik
> Der Vertrag würde EU-Bauern kaum schaden, Umweltschäden wären
> überschaubar. Aber er würde der Industrie nutzen – und den Beziehungen
> mit Südamerika.
(IMG) Bild: Die wollen doch nur grasen: Rinderherde in Brasilien
Die Kritik am Handelsabkommen der Europäischen Union mit vier Staaten der
südamerikanischen [1][Mercosur]-Gruppe ist maßlos übertrieben. Anders als
Landwirte behaupten, würden die Agrarmärkte der EU keinesfalls mit
Billigware aus Südamerika überschwemmt. Schließlich würde die Europäische
Union nur überschaubare Kontingente einräumen, die die Mercosur-Staaten zu
niedrigeren Zöllen als bisher exportieren können – beispielsweise 99.000
Tonnen Rindfleisch pro Jahr. Das entspricht lediglich [2][1,5 Prozent der
gesamten EU-Rindfleischproduktion].
Im Ergebnis würde die EU nach den Zollsenkungen lediglich rund 1 Prozent
weniger Rindfleisch produzieren als derzeit. Das geht aus [3][einer
Modellrechnung] des bundeseigenen Thünen-Agrarforschungsinstituts hervor.
Noch niedriger wären die Einbußen bei Zucker. Eine andere Prognose zeigt,
dass die zusätzlichen Rindfleischimporte der EU den Preis nur um 2 Prozent
senken würden.
Zudem: Die EU ist der größte Agrar- und Lebensmittelexporteur der Welt, mit
einem kräftigen Handelsbilanzüberschuss in diesem Sektor. Die Europäer sind
Weltmeister bei der Ausfuhr von Käse und Schweinefleisch. Zwar stimmt es,
dass zum Beispiel die Löhne in Deutschland höher sind als in Brasilien.
Aber dafür können südamerikanische Landwirte von Agrarsubventionen auf
EU-Niveau nur träumen: Die Europäer päppeln ihre Bauern mit 55 Milliarden
Euro pro Jahr. Wer so viel subventioniert und exportiert, sollte sich nicht
über ein paar zusätzliche Importe aus Mercosur-Staaten beklagen.
Die eventuellen Umweltschäden in den südamerikanischen Ländern dagegen
wären überschaubar. In der Kritik steht vor allem, dass die Ausweitung der
Rindfleischexporte die [4][Abholzung der Wälder] im Mercosur beschleunigen
würde. Tatsächlich würden die Südamerikaner aber dem Thünen-Institut
zufolge nur rund 1 Prozent mehr dieses Fleisches produzieren. Daran wird
sich das Schicksal des Regenwalds nicht entscheiden.
Diesen geringen Nachteilen stehen große Vorteile des Abkommens gegenüber:
Die EU könnte mehr Industrieprodukte in den Mercosur-Staaten verkaufen. Das
braucht gerade Deutschland, dessen Wirtschaft seit Jahren schwächelt.
Industrielle Branchen bieten viel mehr und besser bezahlte Arbeitsplätze
als die Landwirtschaft, die beispielsweise in der Bundesrepublik [5][nur
0,8 Prozent] zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Von den zusätzlichen
Ausfuhren nach Südamerika würden keinesfalls ausschließlich Konzerne
profitieren: [6][Die Mehrheit] der deutschen Exporteure sind kleine
Unternehmen.
Zu guter Letzt geht es bei dem Abkommen nicht nur um Geld. Angesichts der
Krise im Verhältnis zu den USA muss die EU ihre Beziehungen mit anderen
liberalen Demokratien stärken. Würde sie den Mercosur-Vertrag platzen
lassen, täte sie genau das Gegenteil.
18 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Mercosur/!t5295520
(DIR) [2] https://ec.europa.eu/commission/presscorner/api/files/attachment/880027/Factsheet%20EU-Mercosur%20Trade%20Agreement%20-%20Agriculture.pdf
(DIR) [3] https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn069862.pdf
(DIR) [4] https://www.gerechter-welthandel.org/2019/12/17/sieben-gruende-gegen-das-eu-mercosur-abkommen/
(DIR) [5] https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/Tabellen/Basistabelle_LWWertschoepfung.html
(DIR) [6] https://policy.trade.ec.europa.eu/eu-trade-relationships-country-and-region/countries-and-regions/mercosur/eu-mercosur-agreement/factsheet-eu-mercosur-partnership-agreement-germany_en?prefLang=de
## AUTOREN
(DIR) Jost Maurin
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