# taz.de -- Mercosur-Gipfel: Fototermin ohne Ursula von der Leyen
> Auf dem Mercosur-Gipfel wird das Handelsabkommen mit der EU nicht wie
> geplant unterzeichnet. Der Staatenbund hat aber noch ganz andere
> Probleme.
(IMG) Bild: Die Mercosur-Regierungschefs posieren vor den Wasserfällen des Iguazú-Flusses ohne EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen
Es wurde ein Gruppenbild ohne Dame. Vor der imposanten Kulisse der
Wasserfälle des Iguazú-Flusses waren am Samstag die männlichen
Staatsoberhäupter der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur
unter sich. Nachdem die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit der
Europäischen Union vorerst geplatzt war, reiste EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen erst gar nicht an.
Um ein Scheitern zu verhindern, hatte Gastgeberpräsident Luiz Inácio Lula
da Silva noch im Vorfeld [1][öffentlich damit gedroht], die Verhandlungen
abzubrechen. Doch es nützte nichts. Von der Leyen verschob am Donnerstag
die geplante Unterzeichnung auf das kommende Jahr. Der Grund: Frankreich,
Polen, Ungarn, Österreich und zuletzt Italien lehnten den Abschluss des
Deals ab – und bildeten somit die nötige Sperrminorität im Europäischen
Rat.
So blieb der Mercosur-Gipfel das routinemäßige halbjährliche Treffen der
Mercosur-Mitglieds- und assoziierten Staaten, das diesmal im
brasilianischen Touristenort Foz de Iguazú stattfand. Lula da Silva ruderte
von seiner Drohung, die Verhandlungen abzubrechen, zurück: „Das Abkommen
wird geschlossen werden, und ich hoffe, dass es vielleicht im ersten Monat
der Präsidentschaft Paraguays von meinem Kollegen Santiago Peña
unterzeichnet wird“. Am Samstag wechselte routinemäßig der Mercosur-Vorsitz
an Paraguay.
## Kriegsdrohung von Trump im Mittelpunkt
Anstelle der feierlichen Vertragsunterzeichnung standen deshalb der
Aufmarsch der US-Marine vor der venezolanischen Karibikküste und die
jüngste Kriegsdrohung von US-Präsident Donald Trump im Mittelpunkt. „Eine
bewaffnete Intervention in Venezuela wäre eine humanitäre Katastrophe für
die Hemisphäre“, warnte Lula in seiner Eröffnungsrede. Mehr als vier
Jahrzehnte nach dem Falkland-/ Malvinas-Krieg zwischen Argentinien und
Großbritannien „wird der südamerikanische Kontinent erneut von der
militärischen Präsenz einer externen Macht heimgesucht“, fügte er hinzu.
Dagegen vertrat der rechtslibertäre Präsident Javier Milei eine völlig
andere Ansicht. „Argentinien begrüßt den Druck der Vereinigten Staaten und
Donald Trumps, das venezolanische Volk zu befreien. Die Zeit für ein
zaghaftes Vorgehen in dieser Angelegenheit ist vorbei“, so Milei. Er
erinnerte daran, dass Venezuela als Vollmitglied des Mercosur im Dezember
2016 aus der Wirtschaftsgemeinschaft ausgeschlossen wurde, [2][weil es
demokratische Standards und Menschenrechte nicht eingehalten hatte].
„Der politische Wandel in Lateinamerika sollte als klares Signal an den
Mercosur verstanden werden. Entweder passt sich der Block dieser neuen
Realität an oder er bleibt in einem Zustand der Trägheit stecken, den der
Rest der Welt längst hinter sich gelassen hat“, erklärte Milei. Als
Beispiel führte er den Sieg des rechtsextremen José Antonio Kast bei der
Präsidentschaftswahl im assoziierten Mitgliedstaat Chile an. Zuvor hatte
der neue konservative Präsident Rodrigo Paz während der gegenwärtigen
Übergangsphase Boliviens zum fünften Vollmitgliedstaat des Mercosur die
linke Regierung abgelöst.
Wie sich Milei diese neue Realität vorstellt, [3][machte er mit einem Meme
deutlich], das er während des Blitzbesuchs von Katz in Buenos Aires am Tag
nach seinem Sieg postete. Darin werden die Länder Südamerikas mit
rechtsgerichteten oder Mitte-rechts-Regierungen mit einer Landschaft aus
Wohlstand und Wolkenkratzern dargestellt, während Länder mit
linksgerichteten oder Mitte-links-Regierungen mit Elend und Slums
gezeichnet sind. Mit Katz’ Abreise aus Buenos Aires verschwand das Meme von
Mileis Account.
Mileis Äußerungen unterstreichen die wachsende politische Polarisierung
innerhalb des Mercosur. Ob dies auch für das Abkommen mit der EU gilt, ist
unklar. Milei verhandelt seit mehreren Wochen über ein Freihandelsabkommen
mit den USA. US-Präsident Trump und sein Finanzminister Scott Bessent haben
ihn Anfang Oktober [4][vor dem finanziellen Ruin bewahrt]. Seitdem ist
seine Dankbarkeit gegenüber Washington noch größer geworden.
21 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Wirtschaftsbeziehungen-mit-Suedamerika/!6139544
(DIR) [2] /Randale-auf-Mercosur-Gipfel/!5363874
(DIR) [3] https://www.clarin.com/img/2025/12/17/52hko1UHr_720x0__1.jpg
(DIR) [4] /Argentinien-am-US-Tropf/!6119087
## AUTOREN
(DIR) Jürgen Vogt
## TAGS
(DIR) Mercosur
(DIR) EU
(DIR) Freihandel
(DIR) Mercosur
(DIR) Mercosur
(DIR) Reden wir darüber
(DIR) Freihandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Geplatzter Abschluss vom Mercosur-Deal: Kein gutes Abkommen
Dass der Handelsdeal vorerst geplatzt ist, geht auf die Kappe von Ursula
von der Leyen. Das ist peinlich, aber auch gut – denn der Deal ist
schlecht.
(DIR) Handel mit Lateinamerika: Warum Italien das Mercosur-Abkommen vorerst verhindert
Giorgia Melonis rechte Regierung ist ins Tauziehen der Lobby-Gruppen
geraten: Die Bauern wollen etwas ganz anderes als die Industrie.
(DIR) Mercosur-Abkommen mit Südamerika: Übertriebene Kritik
Der Vertrag würde EU-Bauern kaum schaden, Umweltschäden wären überschaubar.
Aber er würde der Industrie nutzen – und den Beziehungen mit Südamerika.
(DIR) Wirtschaftsbeziehungen mit Südamerika: Mercosur-Abkommen könnte das Aus drohen
Kurz vor dem geplanten Abschluss des Handelsdeals randalieren Bauern in
Brüssel. Frankreich und Italien stellen sich quer – und Brasilien ist
genervt.