# taz.de -- Asylrechtsverschärfung nimmt Hürde: EU-Parlament gibt Grünes Licht für Ruanda-Modell
> Abgeordnete von CDU und AfD stimmten gemeinsam dafür, dass Asylsuchende
> künftig aus der EU in sogenannte „sichere Drittstaaten“ gebracht werden
> können.
(IMG) Bild: Die Festung Europa steht. Das EU-Parlament hat sich mit den Stimmen der CDU und AFD für eine Asylrechtsverschärfung entschieden
epd | Das EU-Parlament hat seine Position zu zwei zentralen Asylgesetzen
abgestimmt. Das teilte ein Sprecher am Mittwoch in Straßburg mit. Künftig
könnten Asylsuchende in sogenannte „sichere Drittstaaten“ gebracht werden,
in denen sie nie zuvor gelebt haben – bekannt als Ruanda-Modell. Zudem soll
es eine gemeinsame europäische Liste „sicherer Herkunftsstaaten“ geben,
wodurch Asylsuchende aus Ländern wie Marokko, Tunesien oder Ägypten [1][in
Asylverfahren] und beim Arbeitsmarktzugang deutlich benachteiligt würden.
Die CDU stimmte zusammen mit Abgeordneten der AfD und weiterer rechter
Parteien für die Gesetzesverschärfung, während Linke, Grüne und
Sozialdemokraten mehrheitlich dagegen votierten. Die finalen Verhandlungen
mit der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten über die beiden Gesetzestexte
sollten noch am selben Tag beginnen.
## Sichere Drittstaaten oder das Ruanda-Modell
Das [2][Konzept der sicheren Drittstaaten] sieht vor, Asylsuchende in
Länder zu verlegen, die Schutz gewähren, statt ihnen im EU-Ankunftsland ein
reguläres Verfahren zu ermöglichen. Mit der geplanten Gesetzesänderung wäre
dies auch in Staaten möglich, in denen die Betroffenen bisher nie gelebt
haben, sofern ein entsprechendes Abkommen besteht. Modelle [3][wie das
Abkommen zwischen Italien und Albanien] oder das Ruanda-Modell würden damit
ermöglicht.
Der Generalsekretär der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa
(CCME), Torsten Moritz, kritisierte die Asylrechtsverschärfung: „Die
anvisierten Drittstaaten haben meist keine ausreichende Infrastruktur.
Damit wird de facto das Grundrecht auf Asyl abgeschafft“, erklärte er.
Clara Bünger, Sprecherin für Innen- und Fluchtpolitik der Linken im
Bundestag, verwies auf frühere Gerichtsentscheidungen in Großbritannien und
Italien und die mögliche Verletzung der Genfer Flüchtlingskonvention: „Das
Ruanda-Modell missachtet fundamentale Menschenrechte.“
## Europäische Liste „sicherer Herkunftsländer“
Bisher legten die Mitgliedstaaten selbst fest, welche Länder als sicher
gelten. Künftig soll eine gemeinsame europäische Liste gelten. Wird ein
Land als sicher eingestuft, werden Asylverfahren verkürzt, die Beweislast
liegt stärker bei den Betroffenen, und der Zugang zum Arbeitsmarkt ist oft
eingeschränkt.
„Staaten wie Ägypten, in denen politische Verfolgung an der Tagesordnung
ist, werden jetzt europaweit als sichere Herkunftsländer definiert“,
kritisierte der Europaabgeordnete Erik Marquardt (Grüne). Dies werde nicht
Abschiebungen erleichtern, wie viele denken. Abschiebungen seien auch ohne
Einstufung als „sicheres Herkunftsland“ möglich. Es werde vor allem dazu
führen, dass Asylsuchende aus diesen Ländern deutlich weniger Rechte hätten
– etwa keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. Das hält Marquardt vor allem
integrationspolitisch für problematisch.
17 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Umsiedlung-von-Gefluechteten/!6139363
(DIR) [2] /EU-Innenminister-setzen-auf-Abschottung/!6136574
(DIR) [3] /Asylverfahren-in-der-EU/!6104480
## TAGS
(DIR) Europäische Union
(DIR) Abschiebung
(DIR) EU-Flüchtlingspolitik
(DIR) Flüchtlinge
(DIR) Migration
(DIR) GNS
(DIR) Asyl
(DIR) Großbritannien
(DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Europäisches Asylsystem (Geas): Warum Merz' Ankündigung kein Grund zur Freude ist
Der Kanzler will Grenzkontrollen beenden, wenn die europäische Reform der
Grenzpolitik in Kraft tritt. Dann droht ein neues Kapitel der Abschottung.
(DIR) Asylrecht in Großbritannien: Abschieben und Tee trinken
Weil der Druck von rechts zu stark wird, will nun ausgerechnet die linke
Labourregierung das Aufenthaltsrecht verschärfen.
(DIR) Großbritannien schottet sich ab: Schöner abschieben mit Starmer und Macron
Großbritannien und Frankreich vereinbaren erste Abschiebungen von
Bootsflüchtlingen, die den Ärmelkanal überqueren. Das soll bis zu 2.800
Menschen pro Jahr betreffen.