# taz.de -- Trump versus BBC: Der „am offensten korrupte Präsident“ verklagt britischen Sender
> Donald Trump hat am Montag Klage eingereicht. Er verlangt nicht nur 10
> Milliarden Dollar Schadensersatz, sondern verfolgt noch ein anderes Ziel.
(IMG) Bild: Wird die BBC im Regen stehen gelassen? Zwei CEOs mussten schon ihren Schirm nehmen
Dass Donald Trump kein Freund unabhängiger, kritischer Medien ist, dürfte
bekannt sein. Bislang waren von seiner oft mit juristischen Drohungen
verbundenen Verachtung vor allem US-Medienunternehmen betroffen. [1][Die
Klage des US-Präsidenten] gegen die britische BBC hat hingegen eine neue
Dimension.
Dass der Staatschef einer Demokratie gegen den öffentlich-rechtlichen
Sender einer anderen Demokratie vorgeht, noch dazu einer, zu dem die USA
angeblich in einer „special relationship“, einer besonderen Beziehung,
stehen, das hat es so noch nicht gegeben.
Ob Trump mit der am Montag vor einem Gericht in Florida eingereichten Klage
auf insgesamt 10 Milliarden US-Dollar Schadensersatz durchkommt, steht in
den Sternen. Er klagt wegen angeblicher Verleumdung durch den nicht
gekennzeichneten Zusammenschnitt einer Rede aus dem Jahr 2021, die
unmittelbar vor dem Sturm aufs Kapitol gehalten wurde, und wegen eines
Verstoßes gegen den Deceptive and Unfair Trade Practices Act, ein
Verbraucherschutzgesetz des US-Bundesstaats Florida.
Richtig ist, dass die BBC die Trump-Rede vom 6. Januar 2021 im [2][Beitrag
„Trump: A Second Chance?“] so zusammengeschnitten hatte, dass der Eindruck
entstand, Trump habe damals direkt und unmissverständlich zum Umsturz
aufgerufen. Die aneinandermontierten Passagen lagen in der stundenlangen
Rede rund 60 Minuten auseinander; der redaktionelle Eingriff wurde in dem
eine Woche vor den Präsidentschaftswahlen im November 2024 ausgestrahlten
Stück nicht gekennzeichnet oder thematisiert.
## BBC hatte Fehler eingeräumt
Dafür hat sich die BBC entschuldigt, [3][ihr oberster Chef Tim Davie und
die Leiterin der Nachrichtensparte BBC News, Deborah Turness, traten
zurück]. Wie ein so brisanter Schnitzer, noch dazu in „Panorama“, einem
journalistischen Aushängeschild des Senders, passieren konnte, wird wohl
nie ganz geklärt werden.
Doch wo hier die Verleumdung liegt, dürfte für Trump schwer zu belegen
sein. Zum einen hat er zumindest nachträglich den Sturm aufs Kapitol
gutgeheißen. Das zeigt die Begnadigung der dafür Verurteilten genauso wie
das aktuelle Vorgehen gegen die damaligen Ermittler*innen.
Zum anderen wurde der fragliche BBC-Beitrag nie in den USA, sondern nur in
Großbritannien gezeigt. Die BBC schafft es, anders als etwa ARD und ZDF,
den Empfang ihres Programms durch Geoblocking von Sendesignalen weitgehend
auf das Territorium der britischen Inseln zu begrenzen. Hierauf dürfte sich
auch die Gegenargumentation der BBC beziehen.
Selbst der ehemalige Berater und Kritiker der BBC, Michael Prescott,
erklärte bereits Mitte November bei einer Anhörung im britischen Parlament,
Trump sei durch die Berichterstattung nicht diffamiert worden.
Der britische Premier Keir Starmer und die meisten Minister*innen
seiner Labour-Regierung halten sich bisher bedeckt. Den Rücken gestärkt hat
der BBC bisher nur der im Kabinett nicht besonders mächtige
Gesundheitsminister Stephen Kinnock. Er erklärte, „die Labour Party wird
immer für die BBC einstehen“. Andere Spitzenpolitiker wie der Vorsitzende
der Liberalen Partei, Ed Davey, forderten Starmer am Dienstag auf,
persönlich einzugreifen und die BBC „gegen den empörenden Angriff“ Trumps
zu unterstützen.
## BBC reagiert mit Selbstzensur
Die BBC selbst lässt sich aktuell nicht in die Karten gucken – ein
Sendersprecher sagte am Dienstag lediglich, die BBC werde sich „gegen diese
Klage verteidigen“, aber wegen des jetzt laufenden Verfahrens „keinen
weiteren Kommentar abgeben“. Doch es gilt als sicher, dass die Anwälte der
BBC die Anwendbarkeit des Deceptive and Unfair Trade Practices Act
anzweifeln werden. Dieses Gesetz bezieht sich auf den Handel mit Produkten
und Dienstleistungen – nicht auf journalistische Inhalte.
Dass Trump in den USA klagt und nicht in Großbritannien, kommt nicht von
ungefähr. Um einen Anspruch nach britischem Recht geltend zu machen, hätte
die Klage innerhalb eines Jahres nach Ausstrahlung des Beitrags erfolgen
müssen. Diesen Termin hat Trump verpasst. Die rechtlichen Aussichten für
die BBC stehen nach landläufiger Meinung also gut.
Doch allein Trumps Klageandrohung hat in der BBC schon jetzt massive
Folgen: Selbstzensur. Ausgerechnet in der diesjährigen Reith-Lecture, einer
Vortragsreihe, mit der die BBC an ihren Gründer John Reith erinnert, wurde
dem niederländischen Historiker und Aktivisten Rutger Bregman die Passage,
Trump sei der „am offensten korrupte Präsident der amerikanischen
Geschichte“, gestrichen.
Warum tut Trump das? Neben seinem Ego und eigenen Geldbeutel – er bewegte
durch ähnliche Klagen bereits die US-Medienkonzerne ABC und Paramount zu
Vergleichzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe – zielt der US-Präsident
noch auf etwas anderes: den Umbau des britischen Mediensystems. Trump und
seine MAGA-Bewegung unterstützen den britischen Rechtspopulisten Nigel
Farage, seine Reform-Party und deren mediale Sprachrohre wie den Kanal GB
News, aus dem eine UK-Version von Fox News werden soll. Ein unabhängiger
und kritischer Sender wie die BBC stört da nur.
16 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Steffen Grimberg
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