# taz.de -- Merz in Israel: Als wäre nichts gewesen
       
       > Der Kanzler besucht den israelischen Premier Benjamin Netanjahu und
       > betont die gemeinsamen Grundsätze. Man möchte schreien – aber es brächte
       > nichts.
       
 (IMG) Bild: Freidrich Merz macht in Israel klar: Deutschland steht an Israels Seite, trotz Kriegsverbechen und illegaler Expansianspolitik
       
       Friedrich Merz trifft [1][Benjamin Netanjahu], redet von Freundschaft und
       lächelt. Als wäre nichts gewesen. Als gebe es keinen Haftbefehl gegen den
       israelischen Premier. Als sei Israel nicht wegen eines Genozids in Gaza vor
       dem Internationalen Gerichtshof angeklagt. Als wäre Israels Armee nicht für
       zehntausende zermetzelte palästinensische Körper verantwortlich. Die
       israelische Kriegsführung habe Deutschland zwar vor „Dilemmata gestellt“,
       sagt Merz in Jerusalem – als seien er und das Land Opfer der ganzen Sache.
       Aber bis heute gebe es „im Grundsatz keinerlei Differenzen mit Israel“.
       
       Eigentlich möchte man schreien – und all die Momente deutscher Heuchelei
       noch einmal vollumfänglich aufzählen. Noch einmal darauf hinweisen, dass es
       ein rechtsextrem regiertes Israel ist, an das sich Merz anbiedert. Und dass
       Israels genozidale Kriegsführung nicht vorbei ist. 360 Palästinenser wurden
       [2][seit Beginn des sogenannten Waffenstillstands getötet]; nun drängt
       Israel auf eine [3][einseitige Grenzöffnung nach Ägypten] – faktisch ein
       Zurück zum Plan der Zwangsumsiedlung.
       
       Wenn sich Merz für [4][eine Zweistaatenlösung einsetzen wollte], wie er
       erneut behauptete, müsste er gegen den unwilligen Netanjahu den einen Hebel
       bedienen, den er in der Hand hat. Deutschland müsste aufhören, die
       Aufhebung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel zu blockieren. Aber es
       brächte nichts, all das zu wiederholen, es bringt zwei Jahre lang nichts.
       Der Kanzler weiß all das. Und es ist ihm egal – oder zumindest nicht
       wichtig genug, um die deutsch-israelischen Beziehungen weiter zu
       strapazieren.
       
       Was ihm nicht egal ist, sind hingegen die Interessen der Bundesregierung:
       die wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit mit Israel, das
       importierte Raketenabwehrsystem Arrow 3 und allen voran die Allianz mit den
       USA. Auf solche für den Wirtschaftsstandort Deutschland notwendigen
       Allianzen will man nicht verzichten. Zynische Politikrealisten würden
       sagen: So funktioniert globale Politik eben. Im Grundsatz ist sie von
       Interessen, nicht von Moral geleitet. Aufrechte Menschen würden erwidern:
       Dann muss eben alles anders werden.
       
       7 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Netanjahus-Ueberlebenstechniken/!6135236
 (DIR) [2] https://www.bbc.com/news/articles/c8e97kl240lo
 (DIR) [3] https://www.bbc.com/news/articles/cpwk7xen544o
 (DIR) [4] /-Nachrichten-aus-Nahost-/!6135760
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pauline Jäckels
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Friedrich Merz
 (DIR) Israel Defense Forces (IDF)
 (DIR) Siedlungen
 (DIR) Gaza
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Benjamin Netanjahu
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Gaza
 (DIR) Friedrich Merz
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Nahost-Debatten
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nahostkonflikt: Razzia auf dem UNRWA-Gelände in Ostjerusalem
       
       Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen kritisiert die
       Durchsuchung durch israelische Sicherheitskräfte. Das Arbeiten in Israel
       ist ihm bereits verboten.
       
 (DIR) Krieg in Gaza: Netanjahu spricht von baldiger Phase 2 der Waffenruhe
       
       Israels Premier zufolge soll die Waffenruhe zum Jahreswechsel die nächste
       Phase erreichen. Dabei kommt es immer wieder zu Gefechten in Gaza.
       
 (DIR) Kanzler-Besuch bei Netanjahu: Ein Merz für mutmaßlichen Kriegsverbrecher
       
       Bei seinem Antrittsbesuch versucht Merz, das angeschlagene Verhältnis zu
       Israel zu kitten. Dafür lässt er sich vom israelischen Premier vorführen.
       
 (DIR) +++ Nachrichten aus Nahost +++: Netanjahu: „Historischer Wandel“ der Beziehungen
       
       Friedrich Merz besucht Yad Vashem und spricht vom „Wesenskern“
       deutsch-israelischer Beziehungen. Palästina wolle er nicht als Staat
       anerkennen.
       
 (DIR) Israel darf an ESC teilnehmen: Showbühne der Doppelmoral
       
       Auch die Causa ESC zeigt: Israels Regierung kann ohne Konsequenzen massive
       Verbrechen verüben, weil Deutschland und die USA hinter ihr stehen.