# taz.de -- Israel darf an ESC teilnehmen: Showbühne der Doppelmoral
       
       > Auch die Causa ESC zeigt: Israels Regierung kann ohne Konsequenzen
       > massive Verbrechen verüben, weil Deutschland und die USA hinter ihr
       > stehen.
       
 (IMG) Bild: Die israelische Sängerin Yuval Raphael beim 69. ESC
       
       Ästhetisch fragwürdig war der „Eurovision Song Contest“ schon immer.
       Politisch endgültig fragwürdig geworden ist er nun [1][mit der
       Entscheidung, Israel weiter daran teilnehmen zu lassen], obwohl dessen
       Regierung massive Kriegsverbrechen begangen hat und immer noch begeht.
       
       Im Fall von Russland zögerte man nicht lange, das Land von europäischen
       Musik- und Sportwettbewerben auszuschließen, nachdem Putin 2022 die Ukraine
       überfallen hatte. Doch bis heute kann man sich nicht dazu durchringen,
       Israel auszuschließen, obwohl wegen Gaza sogar der Vorwurf des Völkermords
       im Raum steht, über den vor dem höchsten internationalen Gericht in Den
       Haag noch immer verhandelt wird.
       
       Spanien, Irland, Slowenien und die Niederlande haben die einzig richtige
       Konsequenz gezogen und werden [2][der diesjährigen Veranstaltung in Wien
       fernbleiben]. Auch Belgien, Island, Schweden und Finnland erwägen diesen
       Schritt. Das ist eine Frage der Selbstachtung, wenn man sich ethischen
       Grundsätzen und Werten verpflichtet fühlt. Deutschland dagegen hat – als
       einer der größten Geldgeber der Rundfunk-Union, die den Wettbewerb
       organisiert – seinen Einfluss geltend gemacht und wieder einmal seine
       schützende Hand über Israel gehalten. Das hat System.
       
       Israels in Teilen rechtsradikale Regierung kann massive Verbrechen verüben,
       ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, denn Deutschland und die USA unter
       Trump stehen hinter ihr. Diese völlige Straflosigkeit ermuntert sie
       geradezu, noch mehr Verbrechen zu begehen und noch mehr Grenzen zu
       überschreiten – nicht nur im metaphorischen, sondern ganz konkret auch im
       völkerrechtlichen Sinne. Deutschland deckt das nicht nur, sondern
       unterstützt es tatkräftig, indem es dem Land weiter Waffen liefert.
       
       ## Zu Besuch bei einem Kriegsverbrecher
       
       Der deutsche Bundeskanzler besucht an diesem Wochenende sogar Israels
       Ministerpräsidenten Netanjahu, der vom Internationalen Strafgerichtshof per
       Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
       gesucht wird und in seinem eigenen Land wegen Korruption vor Gericht steht.
       Innerhalb der Europäischen Union hat Deutschland verhindert, das
       Assoziierungsabkommen auszusetzen, das den Handel mit Israel privilegiert.
       Nun spaltet Deutschland Europa ein weiteres Mal.
       
       Immerhin will der Song Contest nun seine Abstimmungs- und Werberegeln
       ändern: So viel Selbstachtung hat man dann doch. Im vergangenen Jahr
       führten Israels Regierung und ihr nahestehende Organisationen eine massive
       Kampagne, um die israelische Kandidatin zu pushen. Diese erhielt daraufhin
       [3][ungewöhnlich viele Publikumsstimmen] und kam dadurch auf Platz zwei,
       was zu Manipulationsvorwürfen führte.
       
       Der Einsatz der israelischen Regierung und ihrer Claqueure, die eine
       Teilnahme und den Erfolg ihres Landes beim ESC zu einer Frage der Ehre
       stilisieren, zeigt: Unpolitisch war dieser Wettbewerb noch nie. Nun ist er
       es erst recht nicht mehr, stattdessen ist er eine Showbühne der
       Doppelmoral.
       
       5 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Israel-doch-beim-ESC-in-Wien/!6135592
 (DIR) [2] /ESC-und-Israel/!6135562
 (DIR) [3] /Nach-ESC--Erfolg-Israels/!6089284
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Nahost-Debatten
 (DIR) ESC
 (DIR) Schwerpunkt Eurovision Song Contest
 (DIR) Eurovision
 (DIR) Propaganda
 (DIR) Gaza
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Israel
 (DIR) GNS
 (DIR) Friedrich Merz
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Eurovision Song Contest
 (DIR) Israel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Merz in Israel: Als wäre nichts gewesen
       
       Der Kanzler besucht den israelischen Premier Benjamin Netanjahu und betont
       die gemeinsamen Grundsätze. Man möchte schreien – aber es brächte nichts.
       
 (DIR) Israel doch beim ESC in Wien: Sängerstreit ohne vier
       
       Die Generalversammlung der Sender lehnt einen Ausschluss Israels ab.
       Niederlande, Irland, Spanien und Slowenien wollen daher 2026 nicht
       mitsingen.
       
 (DIR) ESC und Israel: Spanien, Irland & Co. boykottieren ESC in Wien
       
       Mehrere Länder hatten den Ausschluss Israels vom nächsten Eurovision Song
       Contest gefordert. Den wird es nicht geben – dafür nun einen Boykott.
       
 (DIR) Michael Barenboim über Kulturboykott: „Es geht um Mitschuld“
       
       Der Musiker Michael Barenboim wirft Israel einen Genozid vor und ruft zur
       Gaza-Demo auf. Ein Gespräch über Verantwortung, Schweigen – und rote Linien
       in der Kunst.