# taz.de -- Nahostkonflikt: Razzia auf dem UNRWA-Gelände in Ostjerusalem
       
       > Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen kritisiert die
       > Durchsuchung durch israelische Sicherheitskräfte. Das Arbeiten in Israel
       > ist ihm bereits verboten.
       
 (IMG) Bild: Nun wurde die israelische Fahne gehisst: Das UNRWA-Gelände in Ostjerusalem am 8. Dezember 2025
       
       Israelische Sicherheitskräfte haben am Montag das Hauptquartier der UNRWA,
       das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UN), in Ostjerusalem
       durchsucht. Polizisten und Bedienstete der Stadt seien am frühen Morgen mit
       Motorrädern, Lastwagen und Gabelstaplern auf das völkerrechtlich geschützte
       Gelände eingedrungen, teilte die Organisation mit. Sie sollen unter anderem
       Möbel und IT-Technik beschlagnahmt und die UN-Flagge über dem Gelände durch
       eine israelische ersetzt haben.
       
       „Das unbefugte und gewaltsame Eindringen israelischer Sicherheitskräfte
       stellt eine inakzeptable Verletzung der Immunität der UNRWA als
       UN-Organisation dar“, kritisierte das Hilfswerk den Schritt.
       UNRWA-Generalsekretär Philippe Lazzarini nannte die Durchsuchung eine
       „eklatante Missachtung der Verpflichtung Israels als Mitgliedsstaat der
       Vereinten Nationen“ und warnte vor einem gefährlichen Präzedenzfall für
       UN-Missionen weltweit.
       
       Die UNRWA hatte ihr internationales Personal und Ausrüstung bereits vor
       knapp einem Jahr verlegt, nachdem das israelische Parlament dessen Arbeit
       auf israelischem Gebiet Ende 2024 verboten hatte. Israel betrachtet
       [1][Ostjerusalem als sein Staatsgebiet], für die UN und den Großteil der
       Staatengemeinschaft ist das Gebiet völkerrechtswidrig besetzt. Seither sind
       auf dem Gelände neben privatem Wachschutz noch Mitarbeiter anderer
       Organisationen präsent.
       
       Laut der Polizei fand die Aktion im Rahmen eines Verfahrens zur
       Schuldeneintreibung statt. Verantwortlich sei die Jerusalemer
       Stadtverwaltung. Der Jerusalemer Vizebürgermeister Aryeh King hatte
       mehrfach selbst Demonstrationen vor dem UNRWA-Hauptquartier mitorganisiert.
       Im Mai hatten Demonstranten das Gelände vor den Augen der Polizei gestürmt
       und gefordert, dort eine Siedlung zu errichten.
       
       ## Vorwürfe gegen UNRWA
       
       Laut israelischen Behörden muss UNRWA Grundsteuer in Höhe von rund drei
       Millionen Euro entrichten, berichtet die Zeitung Israel Hayom.
       UNRWA-Sprecher Jonathan Fowler widersprach: Seine Organisationen habe
       „keine Schulden bei der Stadtverwaltung“.
       
       Israel ist das Palästinenserhilfswerk seit langem ein Dorn im Auge. Laut
       seinem Mandat von 1949 sollte es rund 700.000 Palästinenser unterstützen,
       die im Zuge der Staatsgründung 1948 Israels flohen oder vertrieben worden
       waren. Weil fast 80 Jahre später noch immer eine politische Lösung fehlt,
       versorgt UNRWA heute etwa 5,5 Millionen Nachkommen der Flüchtlinge von
       damals und ist neben dem Westjordanland und dem Gazastreifen auch in
       Syrien, Libanon und Jordanien präsent.
       
       Nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 warfen
       israelische Politiker UNRWA vor, [2][von der radikalislamischen Gruppe
       unterwandert zu sein]. Neun Mitarbeiter wurden daraufhin wegen einer
       möglichen Beteiligung an den Angriffen entlassen.
       
       ## UNRWA-Mandat wurde jüngst verlängert
       
       Zwischenzeitlich geriet das Hilfswerk in finanzielle Schwierigkeiten, weil
       mehrere Geberländer, darunter die USA und Deutschland, ihre Zahlungen
       einstellten oder pausierten. [3][Deutschland hat seine Beitragszahlungen im
       April 2024 wieder aufgenommen]. Für eine systematische Unterwanderung der
       rund 13.000 lokalen Mitarbeiter in Gaza hat Israel laut mehrerer
       Untersuchungen aber bisher keine ausreichenden Beweise vorgelegt.
       
       Zuletzt schloss sich der Internationale Gerichtshof in einem nicht
       bindenden Gutachten im Oktober dieser Einschätzung an. Israel sei als
       Besatzungsmacht im Gegenteil verpflichtet, UNRWA und anderen
       internationalen Hilfsorganisationen die Versorgung der Zivilbevölkerung in
       den palästinensischen Gebieten nicht nur zu erlauben, sondern daran
       mitzuwirken. Erst vergangenen Freitag hatte die UN-Generalversammlung das
       UNRWA-Mandat bis Mitte 2029 verlängert.
       
       8 Dec 2025
       
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 (DIR) Felix Wellisch
       
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