# taz.de -- Dobrindts Afghanistan-Abschiebeoffensive: Taliban? Normal
       
       > Der Innenminister will künftig Frauen nach Afghanistan abschieben und
       > Personendaten mit den Taliban teilen. Damit sprengt er alle moralischen
       > Grenzen.
       
 (IMG) Bild: Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, CSU, schließt auch die Abschiebung afghanischer Frauen nicht mehr aus
       
       Bundesinnenminister Dobrindt arbeitet scheibchenweise an der
       Abschiebeagenda für Syrer- und Afghan*innen. Die ideologische Grundlage
       dafür bildet das Diktum seines Amtsvorgängers und Mit-CSUlers Horst
       Seehofer von der Migration als „Mutter aller politischen Probleme in diesem
       Land“. In Sachen Afghanistan ließ Dobrindt in einem Interview für Zeitungen
       einer Mediengruppe in seinem Heimatbundesland jetzt gleich drei moralische
       Kracher los.
       
       Erstens, nicht ganz neu, teilte er mit, man sei dabei, „Gespräche mit den
       afghanischen Verantwortlichen zum Abschluss zu bringen“. Es geht natürlich
       um Abschiebungen „im großen Stil“, diesmal ein Diktum von Ex-Kanzler
       Scholz. Übrigens: Bei den besagten Verantwortlichen handelt es sich um das
       von der Bundesregierung offiziell gar nicht anerkannte Regime der Taliban.
       
       In Dobrindts Augen zeigen sie allerdings, dass sie „international
       Verantwortung für ihre Staatsbürger übernehmen“ wollen. Dass er damit ein
       Regime normalisiert, das zu Hause [1][systematisch Frauen entrechtet] und
       allen anderen Staatsbürgern die Bürgerrechte nimmt, ficht Dobrindt
       offensichtlich nicht an.
       
       Zweitens, und das ist neu, tauschen „wir“ inzwischen Personendaten mit der
       afghanischen Botschaft in Berlin aus. Dort haben die Taliban eigene
       Konsularbeamte installiert – mit tatkräftiger Hilfe der Bundesregierung.
       Den Taliban-Geheimdienst wird’s freuen.
       
       Drittens, und haarsträubend, schloss Dobrindt auch die Abschiebung
       afghanischer Frauen nicht mehr aus. „Das Gesetz unterscheidet da“ – also
       bei Abschiebungen – „nicht zwischen Männern und Frauen“. Nun ja. Der
       Europäische Gerichtshof sprach im Oktober 2024 Afghaninnen EU-weit pauschal
       Asylrecht zu. Das ist keine theoretische Erörterung: Zum Ende des zweiten
       Quartals 2025 waren in der Bundesrepublik 1.454 afghanische Frauen
       „ausreisepflichtig“. Über ihnen schwebt jetzt das Damoklesschwert
       Dobrindt’scher Abschiebung.
       
       Wenn ein ideologisches Diktum praktische Politik wird, kann es Grenzen
       sprengen. Hier sind es vor allem moralische.
       
       4 Dec 2025
       
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