# taz.de -- Ausstellung Trisha Donnelly in Frankfurt: Die Dinge, bevor sie Dinge werden
> Ihre Objekte bleiben rätselhaft: Das Museum für Moderne Kunst richtet der
> US-amerikanischen Künstlerin Trisha Donnelly eine Einzelschau aus.
(IMG) Bild: Vielleicht ein Heizkörper? Trisha Donnelly, Untitled, 2019
Ein nicht gigantischer, aber doch massiver Monolith steht einfach so im
Ausstellungsraum. Und man blickt ihn kaum anders an, als die Menschenaffen
dies in Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ mit ihrem Monolithen
schon getan haben. Später begegnet man einigen weiteren dieser steinernen
Blöcke, sie bleiben auch im Verlaufe der Ausstellung rätselhaft.
Das [1][Museum für Moderne Kunst in Frankfurt] zeigt eine Einzelschau von
Trisha Donnelly, der US-amerikanischen Künstlerin, von der Anfang der
Nullerjahre in Kunstkritiken gemunkelt wurde, sie könne ebenso gut ein
Phantom sein. Weil ihren Performances etwas Sagenumwobenes anhaftete, wie
ihr Ritt auf einem weißen Pferd vor ihre Galerie in Manhattan. Vor allem
aber, weil Donnelly trotz einiger aufsehenerregender Auftritte persönlich
wenig Interesse zeigte am Medienrummel.
Kaum Fotos von ihr existierten damals, wenige heute. Sie, 1974 in Los
Angeles geboren, heute Professorin an der Kunstakademie in Düsseldorf, hat
eine Künstlerinnenbiografie, wie sie bei der heutigen Omnipräsenz sozialer
Medien und Handykameras selbst als gezielte Strategie kaum denkbar wäre.
Es hat schon etwas Ironisches, dass diese kaum zu fassende Künstlerin in
ihrer Frankfurter Einzelausstellung gerade mit Tonnenschwerem aufwartet.
Man kann sich bei ihren Monolithen an konkreter Materie abarbeiten: den
marmorierten Oberflächen, den seltsam gefrästen Rillen darin, den konkav
und konvex geschwungenen Formen, den Farbgesten, die sich mit den roten
Adern des rosafarbenen Steins kreuzen. Oder einer nach innen laufenden
Aushöhlung, die nur sehen kann, wer sich sehr tief zum Objekt hinabbeugt
oder gleich legt.
## Der ursprüngliche Gebrauchscharakter
Einige Formen spiegeln den ursprünglichen Gebrauchscharakter des Materials,
erinnern entfernt an spezifische Details eines Heizkörpers oder vielleicht
einer Klimaanlage. Trisha Donnelly hat sie [2][mit einem Marmorbildhauer]
in Italien zusammen geschaffen; wie genau, bleibt ihr Geheimnis, nur, dass
die Arbeit über längere Zeit mit Unterbrechungen sowie dafür eher
ungeeigneten Gerätschaften erfolgte.
Kein einziger Wandtext, keine Werkbeschreibung hängt im Raum. So frei wie
hier geht der Rundgang selten durchs Frankfurter Museum für Moderne Kunst.
Mehrere Wege hat die Künstlerin offengelegt: hinter eine Wand voll
Stromverteilerkästen setzt Donnelly einen Torbogen aus Wintergrün, der zart
nach Vorweihnachtszeit riecht, in einem grau gestrichenen Nebenraum heult
der Wind hinter einem Türschacht.
Manches könnte absichtslos sein, aber in diesem ultra-konzentrierten
Parcours erscheint nichts davon zufällig. Dazu wenige unruhige
zweidimensionale Arbeiten; ein flackernder Videoloop von wenigen Sekunden,
das kopierte Bild einer gemalten Wildkatze mit dem Schriftzug
„sometimeses“, wie ein ausgedachter Plural mehrerer Manchmals. Und
tatsächlich geht es Donnelly, so ist im Begleittext zu lesen, auch um die
Unmöglichkeit zweier Gleichzeitigkeiten an einem Ort.
Trisha Donnelly scheint eine Welt der Dinge vor den Dingen anzusteuern;
vielleicht, bevor die Objekte Ware und die Bilder reine Repräsentation
wurden, womöglich aber noch früher, einen Zustand vor den Begriffen. Oder
einen Zustand, in dem die Begriffe geschärft und das konkrete Ding erst
greifbar werden.
2 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Katharina J. Cichosch
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