# taz.de -- Licht und Raum im Museum Morsbroich: Das vermeintlich Einfache
       
       > „Gegen den Himmel“ im Museum Morsbroich kehrt mit dem 1984 verstorbenen
       > Jef Verheyen und Johanna von Monkiewitsch zu Grundelementen der Kunst
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 (IMG) Bild: Nicht viel: Jef Verheyen, wie er „Le Vide“ (Die Leere) gegen den Himmel hält, und Johanna von Monkiewitschs „Blue / 7“ von 2023
       
       Der „Große Vorsitzende“ [1][Mao Zedong] hat einst nicht nur dem Spatzen den
       Krieg erklärt, sondern angeblich auch dem Himmel. In seiner Welt gab es
       nichts neben der Kommunistischen Partei Chinas – nicht einmal das
       Firmament. Beinhaltet der Titel einer Schau im Leverkusener Museum
       Morsbroich, „gegen den Himmel. contre le ciel“, einen Widerstand gegen die
       Elemente und den Äther?
       
       Was sich in der alten Rokokowasserburg zeigt, ergibt sich nicht aus einem
       Wider, sondern lebt von der Affirmation: Die beiden ausgestellten
       Künstler*innen, Jef Verheyen und Johanna von Monkiewitsch, könnten gar
       nicht ohne den Himmel, die Sonne, das Licht.
       
       Der 1932 im belgischen Itegem geborene Jef Verheyen, der als einer der
       Wegbereiter der [2][monochromen Malerei] gilt, stand zeitlebens im
       Austausch mit Gleichgesinnten, mit jenen, die in ihrer Epoche die Malerei
       erweiterten, erneuerten oder zerstörten. Schon früh knüpfte er
       freundschaftliche Kontakte zu dem Argentinier Lucio Fontana und der
       westdeutschen Gruppe ZERO – und stellte 1960 erstmals in Deutschland aus.
       
       ## Experimente an der Peripherie
       
       Zufälligerweise im Museum Morsbroich, das damals auf der Achse zwischen dem
       [3][avantgardistischen Wuppertal], dem [4][Düsseldorf der Galerie] Schmela
       und der Akademie sowie dem langsam am Kunstmarkt auftauchenden Köln seine
       Chance für Experimente an der Peripherie zu nutzen wusste. Wie auch eine
       zweite Ausstellung zeigt, als man in der Bayer-Stadt 1961 besagten Verheyen
       mit dem Amerikaner Ad Reinhart und dem Italiener Francesco Lo Savio
       zusammenbrachte.
       
       Womit wir im Hier und Jetzt angekommen wären, wo Direktor Jörg van den Berg
       seit drei Jahren Morsbroich aus dem Dornröschenschlaf weckt, neue und alte
       Geister zusammenführt und Kunst jenseits des großen Rampenlichts zeigt. Das
       Rokokoschloss kann dabei selbst zum Kunstwerk werden, denn Harald F.
       Müller, ein Meister architektonischer Farbinterventionen, taucht nach und
       nach die Treppenhäuser und Teile des Museums in außergewöhnliche Farben,
       lässt die Handläufe golden glänzen, die Wände dagegen silbern oder in
       sattem Rot erstrahlen.
       
       Dazwischen nun also „gegen den Himmel“, das schon von außen launig grüßt:
       Auf dem herrschaftlichen Balkon sieht man eine mit Spanngurten befestigte
       Kiste, die vielleicht an eine Matratze erinnert, die zum Transport
       freigegeben wurde. Dahinter verbirgt sich eine der prozessualen Arbeiten
       der Kölner Künstlerin Johanna von Monkiewitsch (*1979), in der über die
       Laufzeit der Ausstellung eine Leinwand durch die Sonne nach und nach
       gebleicht wird. Von Monkiewitsch tritt in der neuen Leverkusener Schau in
       eine tiefe Korrespondenz mit Verheyens Werk.
       
       ## Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte
       
       Verheyens Bilder und von Monkiewitschs Arbeiten in Video, Installation,
       Fotografie und Skulptur strahlen eine eigentümliche Ruhe aus. Bei beiden
       ist eine präzise Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte spürbar. Von
       Monkiewitsch fotografiert und filmt Lichtstimmungen, hält sie in
       Pigmentdrucken fest oder projiziert sie auf Marmor und Moltonbahnen.
       
       Damit teilt sie die DNA mit den Impressionisten: In den Fotografien
       „Morsbroich“ oder „Tel Aviv“, die lichtdurchflutete Wände in den
       titelgebenden Städten zeigen, erkennt man einen konzeptuellen Ansatz, der
       auch [5][einen Claude Monet] zwischen 1892 und 1894 die Fassade der
       Kathedrale von Rouen zigfach malen ließ.
       
       Die Bilder von Verheyen, die vor einem halben Jahrhundert entstanden sind,
       werfen auch die Frage auf, ob es möglich ist, ein Temperament oder eine
       Stimmung einzufangen, oder um kurz einen oft missbrauchten Begriff zu
       rehabilitieren: Verheyen versuchte, Atmosphären so gut wie möglich mit den
       Mitteln der Malerei wiederzugeben. Eines der bekanntesten Bilder des 1974
       verstorbenen Belgiers ist eigentlich gar kein Bild: „Le Vide“ – die Leere
       von 1965.
       
       Statt einer Leinwand gibt es hier nur einen verchromten Metallrahmen zu
       sehen, man blickt hindurch, an den Seitenwänden spiegelt sich der Raum
       matt. Wie radikal die Geste ist, zeigt sich gerade dort, wo – wie eine
       ikonische Fotografie festhält – Verheyen „Le Vide“ hochhält und die Welt
       zum Inhalt des Gemäldes macht. Dieses Foto gibt der Ausstellung ihren
       Namen: Das Bild wird „gegen den Himmel“ gehalten und zeigt jede Sekunde
       einen neuen Ausschnitt.
       
       11 Oct 2024
       
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