# taz.de -- Neue Kritik an Kulturstaatsminister: Weimers Möchtegern-Davos unter Druck
       
       > Ein Abendessen mit Ministern – für Zigtausende Euro: Damit soll der
       > Ludwig-Erhard-Gipfel werben. Was hat Gründer Wolfram Weimer noch damit zu
       > tun?
       
 (IMG) Bild: Schon wieder in der Kritik: Wolfram Weimer (parteilos), Staatsminister für Kultur und Medien
       
       Wer am Tegernsee gepflegt zum Abendessen gehen will, weiß, dass das eine
       teure Angelegenheit werden kann. Nicht umsonst trägt der See, der im Süden
       von München am Fuße der Alpen liegt, auch den Kosenamen „Lago di Bonzo“.
       Hier haben sich Fußballgrößen, Unternehmer und Oligarchen niedergelassen,
       [1][auch der Kanzler besitzt hier ein Ferienhaus.]
       
       Doch die 80.000 Euro, [2][für die Kulturstaatsminister Wolfram Weimer] dort
       laut einer Überschrift des sehr nach rechts orientierten Onlinejournals
       „Apollo News“ zufolge Abendessen verkaufen soll, erscheinen auch für
       hiesige Verhältnisse viel Geld. Da ändert es auch nicht viel, dass es bei
       genauerer Betrachtung des Apollo-News-Textes tatsächlich „nur“ 20.000 Euro
       sind. Denn diese muss ein Unternehmer, [3][der am jährlich von der Weimer
       Media Group] veranstalteten Ludwig-Erhard-Gipfel teilnimmt, demnach
       drauflegen, um zur „exklusiven Executive Night“ eingeladen zu werden, also
       einem Abendessen, an dem auch Bundes- und Landesminister teilnehmen.
       
       Das Standardpaket für 40.000 Euro, ohne das Draufgelegte, umfasse dagegen
       nur eine Teilnahme an einer Podiumsdiskussion, zehn Eintrittskarten und
       diverse Werbeleistungen in den in Weimers Verlag erscheinenden Medien,
       schreibt Apollo News. Weimer verkaufe „Einfluss auf politische
       Entscheidungsträger“, konkludiert die Website.
       
       Auch bei konservativen Politikern ist der Gipfel durchaus beliebt. Für
       kommendes Frühjahr haben sich laut der Homepage des Gipfels als Speaker
       bereits die Bundesminister Katherina Reiche, Dorothee Bär, Thorsten Frei
       und Alois Rainer sowie die bayerischen Regierungsmitglieder Hubert
       Aiwanger, Judith Gerlach und Florian Herrmann angekündigt. Auch Ilse
       Aigner, die Präsidentin des Bayerischen Landtags, soll dabei sein.
       
       Und Schirmherr des Events ist Markus Söder, dem schon der Name der
       Veranstaltung gefallen dürfte. Ludwig Erhard, das war schließlich der –
       bislang – einzige Bundeskanzler aus Bayern, ja aus Franken. Der Gipfel, so
       wird der bayerische Ministerpräsident zitiert, habe sich mittlerweile zu
       einem „ganz starken Meeting“ entwickelt, wo aus Politik, Wirtschaft und
       Wissenschaft Gäste zusammenkommen, um darüber zu reden, wie die Zukunft zu
       gestalten ist. „Es könnte so auf Dauer ein bayerisches Davos werden.“
       
       ## Eine halbe Million für den Gipfel
       
       Über die Zukunft wird nun in der Bayerischen Staatskanzlei auch diskutiert,
       über die nämlich des Gipfels. Die Regierung habe eine Überprüfung
       eingeleitet, ob der Gipfel weiter vom Freistaat Bayern unterstützt werden
       könne. So hat sich die Agentur Bayern Innovativ, die vom Bayerischen
       Wirtschaftsministerium gefördert wird, in den letzten vier Jahren nach
       Ministeriumsangaben mit insgesamt fast einer halben Million Euro beim
       Gipfel „engagiert“.
       
       Wolfram Weimer selbst hat zwar bei seinem Amtsantritt in Berlin die
       Geschäftsführung der Weimer Media Group niedergelegt, die seither von
       seiner Frau Christiane Goetz-Weimer alleine geführt wird. Die Firma gehört
       allerdings dem Ehepaar gemeinsam. Weimer profitiert also weiterhin direkt
       von deren Einnahmen. Dass es irgendeine Art der Einflussnahme durch den
       Minister und Merz-Vertrauten gebe, wies ein Sprecher der Weimer Media Group
       jedoch zurück und sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ob und wie Gäste und
       Speaker miteinander ins Gespräch gehen, liegt in deren Ermessen. Wer sich
       dort wie mit wem vernetzt, ist den Gästen vorbehalten.“
       
       Eine Erklärung, die Sven Lehmann, dem Vorsitzenden des Kultur- und
       Medienausschusses im Bundestag, nicht genügt. Die jüngsten Berichte würfen
       ernsthafte Fragen auf, so der Grünen-Politiker: „Wurden teure
       Exklusivpakete, die einen privilegierten Zugang zu Ministern versprechen,
       durch Weimer selbst vermittelt? Wurde die notwendige Trennung zwischen
       politischem Amt und wirtschaftlichen Geschäftsinteressen tatsächlich
       gewahrt?“ Befremdlich sei zudem, dass Weimer nicht gleich bei Amtsantritt
       seine 50-prozentige Beteiligung am Unternehmen offengelegt habe.
       
       Es gibt übrigens noch Karten für den kommenden Ludwig-Erhard-Gipfel,
       einfache Tagestickets sind auf dessen Homepage schon ab 1.100 Euro zu
       bekommen.
       
       18 Nov 2025
       
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