# taz.de -- Ludwig-Erhard-Gipfel: Wolfram Weimer will nicht mehr mitverdienen
> Der Kulturstaatssekretär gibt seinen Anteil an der Firma ab, die den
> Gipfel ausrichtet. Eine Transparenzinitative sieht das als richtigen
> Schritt.
(IMG) Bild: Weist alle Vorwürfe zurück: Kulturstaatsminister Wolfram Weimer
Die Aussage von Katherina Reiche hatte im Mai noch für freudiges Gelächter
beim Ludwig-Erhard-Gipfel gesorgt. „Wenn Sie hier elfmal durchhalten,
werden Sie Bundeswirtschaftsminister“, [1][sagte die CDU-Politikerin unter
Applaus in den vollen Saal.] Sie bezeichnete sich selbst als
„Wiedergängerin“ der von der Weimer Media Group ausgerichteten Konferenz.
Die ehemalige Geschäftsführerin der Westenergie war dort in der
Vergangenheit als Unternehmerin zu Gast, nun erwies sie dem Forum die Ehre
ihrer ersten öffentlichen Rede als Wirtschaftsministerin.
[2][Angesichts der nun kritisierten Nähe zwischen der Berliner Politik und
der privaten Konferenz] erscheint die Aussage Reiches in einem anderen
Licht. Die Wirtschaftsministerin ließ am Mittwoch über eine Sprecherin
mitteilen, dass sie für die kommende Ausgabe des Wirtschaftsgipfels nicht
zur Verfügung stehe. Der Ludwig-Erhard-Gipfel listet Reiche dagegen auf
seiner Webseite weiterhin als Teilnehmerin.
Es war die rechte Plattform Apollo News, die massive Vorwürfe der
Einflussnahme und Interessenskollision in Zusammenhang mit dem
Ludwig-Erhard-Gipfel erhoben hatte und seitdem eine regelrechte Kampagne
gegen den konservativen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer fährt. Eine von
ihm mitgegründete Firma ist Ausrichterin der Wirtschaftskonferenz. Wegen
des anhaltenden Drucks gab Weimer am Donnerstag bekannt, seine Anteile an
der Weimer Media Group an einen Treuhänder zu übergeben.
[3][Die Zeit hatte die Recherchen der rechten Plattform bestätigt.] Den
Berichten zufolge soll die Weimer Media Group für Zehntausende Euro
Eintrittskarten zum Erhard-Gipfel verkauft haben, mit denen unter anderem
Wirtschaftsvertreter*innen exklusiven Zugang zu Minister*innen
angeboten worden sein sollen.
## Weimer bestreitet die Vorwürfe
Demnach belief sich der Preis der teuersten Sponsoringpakete auf etwa
100.000 Euro. Die Zeit zitiert aus der Werbung des Unternehmens, wonach
Premiumkunden angeblich „Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger“
sowie „die öffentliche Meinungsbildung“ versprochen wurde.
Wolfram Weimer wies die Vorwürfe eines Interessenskonfliktes zurück. Die
Anschuldigung, er verkaufe „Einfluss auf politische Entscheidungsträger“,
sei „schlicht eine Lüge, gegen die ich mich juristisch zur Wehr setzen
werde“, sagte er [4][der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.] Sein Anwalt
Christian Schertz teilte mit, dass Weimer jegliche „operative Funktion“ in
der Media Group vor seinem Amtsantritt als Staatsminister niedergelegt
habe.
Doch Weimer stand weiterhin in der Kritik. Seine Frau Christiane
Goetz-Weimer und er hielten bis zuletzt Unternehmensanteile von jeweils 50
Prozent. Damit hätte Wolfram Weimer an der Ausrichtung des Erhard-Gipfels
weiter mitverdient.
Damit soll nun Schluss sein: Der Staatsminister teilte mit, auf jegliche
Gewinnausschüttung, auch für das laufende Geschäftsjahr, zu verzichten. Bis
zum Jahresende soll auch die Übergabe seines Firmenanteils an einen
Treuhänder vollzogen sein. „Ich vollziehe diese Trennung allein, um
jeglichen Anschein eines Interessenkonflikts zu vermeiden, der indes
tatsächlich nie bestanden hat“, erklärte Weimer.
## „Keimzelle der neuen Bundesregierung“
Angesichts der Vorwürfe prüfte die bayerische Staatsregierung, ob die
Veranstaltung weiter staatliche Unterstützung bekommen soll. 2025 hatte die
Konferenz eine öffentliche Förderung von 165.000 Euro erhalten. Christiane
Goetz-Weimer gab außerdem bekannt, zunächst auf die Annahme des Bayerischen
Verfassungsordens zu verzichten, den sie am 4. Dezember entgegennehmen
sollte.
Goetz-Weimer hatte sich im April noch durchaus selbstbewusst über die
Bedeutung des Wirtschaftsgipfels gezeigt. „Der Ludwig-Erhard-Gipfel ist
quasi die Keimzelle der neuen Bundesregierung. Hier, abseits des kalten
politischen Berlins, sind sich Lars Klingbeil und Friedrich Merz auf andere
Weise begegnet“, [5][hatte sie damals dem Münchner Merkur gesagt.]
Die Organisation Abgeordnetenwatch sieht in der Übertragung von Weimers
Firmenanteilen einen Schritt in die richtige Richtung. „Es ist richtig und
wichtig, dass das passiert“, sagte Sarah Schönewolf von der Vereinigung der
taz. Allein der Verdacht des Interessenkonflikts habe schon großen Schaden
angerichtet. „So was darf nicht erst auf öffentlichen Druck passieren“,
sagte sie.
Auf der Webseite des Erhard-Gipfels werden für die kommende Ausgabe
Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU), Landwirtschaftsminister Alois
Rainer (ebenfalls CSU) und Kanzleramtsminister Thorsten Frei als
Teilnehmer*innen genannt. Alle Ministerien erklärten am Mittwoch, für
eine „Executive Night“ nicht zur Verfügung zu stehen.
20 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=eqErmwiG0_Y
(DIR) [2] /Tausende-Euros-fuer-ein-Abendessen-mit-Ministern-was-passiert-beim-Ludwig-Erhard-Gipfel/!6130764
(DIR) [3] https://www.zeit.de/2025/49/ludwig-erhard-gipfel-wolfram-weimer-media-group-sponsoren?freebie=5641de4a
(DIR) [4] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien-und-film/medienpolitik/weimer-weist-vorwuerfe-zurueck-er-verkaufe-politische-kontakte-schlicht-eine-luege-110786097.html
(DIR) [5] https://www.merkur.de/politik/gipfeltreffen-am-tegernsee-sind-quasi-die-keimzelle-der-neuen-bundesregierung-zr-93697375.html
## AUTOREN
(DIR) Cem-Odos Gueler
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