# taz.de -- Ausstellung mit Videoarbeiten im Städel: Wie nah sich friedliebender Menschenaffe und Künstlerin sind
       
       > Die Bildhauerin Asta Gröting inszeniert in ihrer Ausstellung im
       > Frankfurter Städel Museum mit ästhetischer, multimedialer Präzision ein
       > Gipfeltreffen der Arten.
       
 (IMG) Bild: Asta Gröting: „Matthias, Helge und Asta“, 2025, Videostill
       
       Über [1][Helge Schneider] weiß man scheinbar schon eine Menge. In seinem
       medial präsenten 70. Geburtstagsjahr kann man ihn noch einmal ganz anders
       erleben: als ein Wesen unter mehreren im Kunstmuseum. So legt es der Titel
       nahe, den Asta Gröting ihrer Ausstellung im Städel Museum gegeben hat. „Ein
       Wolf, Primaten und eine Atemkurve“ versammelt Werke der letzten zehn Jahre,
       darunter sieben Videoarbeiten, eine davon mit Schneider, und eine
       Laserprojektion.
       
       Damit zeigt die 1961 in Berlin geborene Bildhauerin hier Klang und
       Bewegtbild als ebenbürtiges Mittel zum dreidimensionalen Arbeiten. Wie
       Gröting auf hochspezifische Dinge und Situationen künstlerisch scharf
       stellen kann, damit eröffnet die Schau. Sie lässt Gegenstände durch die
       filmische Luft fliegen, von der Zitrone bis zur Kutsche; in einer anderen
       Arbeit sind ihre Hände zu sehen, die Gesichter verschiedener Menschen zu
       modellieren scheinen.
       
       Alle sieben Filme komplett anzuschauen wird zeitlich herausfordernd.
       Fehlende Sitzgelegenheiten deuten an, dass dies hier auch gar nicht gewollt
       ist. Ein Museum ist kein Kinosaal, hier schaut und hört man anders. Als der
       Aufseher den Ton anstellt und der Hall aus den Museumsgängen dahinter
       verstummt, ist die Schau erst komplett. Ein Raumsound erklingt, ein
       durchaus cineastischer Gesamtsoundtrack aus Holzbläsern und anderen
       Instrumenten, der sich gar nicht richtig lokalisieren lässt.
       
       Den Blick fangen Wolf und Hund. Vor ihnen bleiben alle stehen. [2][Asta
       Gröting inszeniert] im verlangsamten Bild die Annäherung zwischen
       domestiziertem Tier und seiner Urform. Spannungsaufbau in Slow Motion:
       Zähnefletschen, Anspringen, Niederknien. Der Hund beißt dem Wildtier in die
       Lefze, das lässt es sich gefallen. Versucht, ihm ein Fleischstück
       abzuluchsen. Die gemächlich fließenden Bilder gewähren Detailbeobachtungen,
       die der Zoobesuch meist nur mit langem Warten hervorbringt.
       
       ## Der richtige Blick braucht Glück oder Geduld
       
       Trotzdem braucht es auch hier Geduld oder Glück, um den richtigen Blick zu
       erhaschen. Das gilt für den Orang-Utan, den besonders friedliebenden
       Menschenaffen auf der Rückseite von Hund und Wolf, dem man so lange
       gegenübersteht, genau wie für die Bilder von sorgsam präparierten
       Frühstücksgetränken im Video „First Drink“ oder die Aufnahmen vom
       Kirschbaum zur Morgen- und zur Abenddämmerung.
       
       Und für die ganz neue Arbeit „Matthias, Helge und Asta“. Der blaue Vorhang
       im Video gehört zur Gesamtlaufzeit von knapp neun Minuten. Irgendwann
       lichtet er sich, und Matthias Brandt taucht im Bild auf: „Bist du
       gescheitert?“, fragt der Schauspieler.
       
       Musiker Schneider und Künstlerin Gröting versuchen sich an einer mimischen
       Antwort. Schneider atmet laut aus, zuckt mit den Schultern, schaut. Gröting
       lächelt milde. Wenn sie zum Sprechen ansetzen will, unterbricht sie sich
       sogleich. Ein, zweimal wiederholt sich die Frage, dann schaut Brandt nur
       noch.
       
       Freundlich, gütig, neutral? Der Projektion sind keine Grenzen gesetzt. Und
       das Verschmitzte in Helge Schneiders Gesicht, das man bisher gut für einen
       Teil der lustigen Außendarstellung halten konnte, war vielleicht einfach
       immer schon da. Je länger man den Protagonisten ins Gesicht blickt, umso
       unwichtiger erscheint die Bewertung. Ein nonverbaler Zustand setzt ein.
       
       Die bewegten Bilder, die Asta Gröting produziert hat, schweben in ruhiger
       Gleichzeitigkeit im dunklen Raum. Ein wohl komponiertes, konzentriertes
       Gipfeltreffen der Arten. [3][Am Ende sind uns Hund, Wolf und Orang-Utan]
       ähnlich nah oder fern wie Schauspieler, Künstlerin, Helge Schneider.
       
       12 Oct 2025
       
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 (DIR) Katharina J. Cichosch
       
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