# taz.de -- Berliner Verwaltungsreform: Kein Gewinnerthema
       
       > Die Anhörung zur Reform zeigt: Mit einem Parlamentsbeschluss ist es nicht
       > getan. Und bis zur Wahl 2026 dürften Verbesserungen kaum spürbar sein.
       
 (IMG) Bild: Bis zum nächsten Urnengang in Berlin ist es noch ein bisschen hin
       
       „Silodenken“. „Kultur des Misstrauens“. Beschäftigte, die es gewohnt seien,
       „in Abgrenzung zu anderen Referaten und Häusern zu denken“. Was am Mittwoch
       im Abgeordnetenhaus bei einer Anhörung zur Verwaltungsreform zu hören war,
       konnte einen schlucken lassen. Denn es war ja nicht so, dass da im
       Plenarsaal zwei ignorante Dampfplauderer schwadronierten. Von einer solchen
       misslichen Kultur unter den fast 150.000 Beschäftigten des Landes
       berichteten vielmehr zwei, die es wirklich wissen: die Chefin des
       Hauptpersonalrats, Daniela Ortmann, und Martin Schäfer, der
       Bezirksbürgermeister von Lichtenberg.
       
       Das machte klarer denn je: Wer meint, mit der politischen Einigung über die
       Reform – [1][die auch noch nicht in trockenen Tüchern ist] – sei es getan,
       liegt daneben. Falls das Abgeordnetenhaus tatsächlich, wie von
       Regierungschef Kai Wegner (CDU) erhofft, am 10. Juli die Reform beschließt
       und [2][Veränderungen auch in der Verfassung] in der Vergangenheit
       vergeblich anpeilten, so ist damit nur der rechtliche Boden für eine besser
       funktionierende Verwaltung bereitet.
       
       Ob daraus etwas wird, hängt von der Umsetzung ab, was in großen Worten
       unter „mehr gesamtstädtische Steuerung“ läuft und konkret bedeutet, dass
       vor allem Bezirke und Senatsverwaltungen nicht länger gegen-, sondern
       miteinander arbeiten. Für Hauptpersonalratschefin Ortmann war das am
       Mittwoch eine Frage des Umgangs und der Kultur in den Referaten, Ämter und
       Dienststellen allgemein.
       
       Die Mitarbeiter müssen aus ihrer Sicht in dem neuen Denken geschult werden.
       Das hat seinen Preis, aber in diesem zentralen Punkt wegen der misslichen
       Haushaltslage zu sparen, wäre absolut kontraproduktiv. Schlichter gesagt:
       Dann hätte man es mit der Reform erst gar nicht versuchen müssen und sich
       die vielen, teils auch hitzigen Gespräche und Diskussionen ersparen können.
       
       Bis aber 150.000 Menschen in besagten Ämtern verinnerlicht haben,
       grundsätzlich miteinander und projektorientierter zu arbeiten, dürfte
       einige Zeit vergehen. Was auch durchaus nachvollziehbar ist und sich nicht
       einfach als kleinkrämerisches Nicht-über-den Tellerrand abtun lässt. In der
       Berlin-Redaktion der taz etwa bricht auch nicht regelmäßig der große Jubel
       aus, wenn ein Artikel aus den eigenen Reihen plötzlich auf den vorderen
       Seiten der Zeitung stehen soll – denn wer füllt dann die eigenen Seiten?
       
       ## Zu wenig spürbar, um die Wahl zu entscheiden
       
       Dieser langwierige Prozess bedeutet wiederum für die Abgeordnetenhauswahl
       im September 2026: So sehr [3][Regierungschef Wegner sich um die Reform
       verdient gemacht hat,] so wenig politischen Vorteil wird er daraus ziehen
       können. Denn eine andere Haltung in der Verwaltung, ein Ende des bisherigen
       „Behörden-Pingpongs“, bei dem einer dem anderen die Zuständigkeit zuschiebt
       oder abspricht, wird bis dahin nicht überwunden und damit auch für die
       Wählerschaft nicht wirklich spürbar sein.
       
       Deshalb braucht sich die SPD, wie gerade zu hören ist, nicht so viele
       Gedanken zu machen, ob sie dem CDUler Wegner den politischen Erfolg gönnen
       soll, die Reform auf den Weg und – vorbehaltlich der Zustimmung des
       Parlaments – auch durchgesetzt zu haben. Bloße Parlamentsbeschlüsse, die
       dann über ein Jahr zurückliegen, werden am Wahltag im Herbst 2026 ohne
       spürbare Folgen die wenigsten Menschen interessieren.
       
       17 May 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Plenarsitzung-im-Abgeordnetenhaus/!6077836
 (DIR) [2] https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/verfassung/artikel.41514.php
 (DIR) [3] /Verwaltungsreform-in-Berlin/!6080450
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Reform
 (DIR) Kai Wegner
 (DIR) Schwarz-rote Koalition in Berlin 
 (DIR) Verwaltung
 (DIR) Reform
 (DIR) Schwarz-rote Koalition in Berlin 
 (DIR) Abgeordnetenhaus
 (DIR) Berliner Senat
 (DIR) Schwarz-rote Koalition in Berlin 
 (DIR) Schwarz-rote Koalition in Berlin 
 (DIR) Kai Wegner
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Zwischenstand bei der Verwaltungsreform: Viel erreicht, aber noch viel mehr zu tun
       
       Staatssekretärin Martina Klement (CSU) müht sich, bei der im Juni
       beschlossenen Reform aus bloßen neuen Gesetzen funktionierende Praxis zu
       machen.
       
 (DIR) Verwaltungsreform in Berlin: Nur der erste Schritt
       
       Wenn CDU, SPD, Grüne und Linkspartei am 26. Juni im Abgeordnetenhaus
       zustimmen, ist das bloß der rechtliche Rahmen für eine Reform der
       Verwaltung.
       
 (DIR) Verwaltungsreform: Wegner: Reformbeschluss schon nächste Woche
       
       Die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und Linkspartei stimmen in ihren
       Sitzungen den seit Jahrzehnten diskutierten Änderungen zu.
       
 (DIR) Senat und Bezirke: CDU dementiert: „Da wackelt gar nichts“
       
       Die Verwaltungsreform ist nach jahrzehntelanger Diskussion fast im Ziel.
       Aber nur theoretisch. Denn ein zentraler Punkt ist weiter offen.
       
 (DIR) Dauergezerre um Bürohochhäuser: Der Senat übernimmt am Gleisdreieck
       
       Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat nach einem Beschluss der
       Landesregierung beim Projekt „Urbane Mitte“ nun gar nichts mehr zu sagen.
       
 (DIR) Nach Erfahrung mit Verwaltungsreform: Bitte auch ein Neustart für Berlin
       
       Der Koalitionsvertrag im Bund steht. Jetzt wird also angeblich alles gut.
       Einen Ruck nach vorn aber hätte auch die Hauptstadt nötig. Eine Einordnung.
       
 (DIR) Berliner Landespolitik: Jetzt soll's schneller gehen
       
       Der Senat stimmt für die Verwaltungsreform, mit dem Behörden-Pingpong soll
       bald Schluss sein. Nun muss das Abgeordnetenhaus darüber entscheiden.
       
 (DIR) Verwaltungsreform auf der Zielgerade: Kein Scherz: Reformbeschluss am 1. April
       
       Der Senat will laut Regierungschef Wegner (CDU) nächsten Dienstag dazu
       Gesetze auf den Weg bringen. Aus der SPD gab es jüngst noch
       Änderungswünsche.