# taz.de -- Kommentar de Maizières Asylvorstoß: Integration ist nicht zeitlich begrenzt
       
       > Wer mit Integration erst beginnt, wenn sich abzeichnet, dass die
       > Flüchtlinge bleiben, vergeudet deren Zeit. Und die Chancen der ganzen
       > Gesellschaft.
       
 (IMG) Bild: Nur wer in Deutschland eine Perspektive hat, wird sich rasch integrieren.
       
       Der Vorstoß von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) wirkt wie ein
       fundamentaler Bruch in der Asyldebatte der letzten Monate. Bisher bestand
       bei den etablierten Parteien von Union bis Grünen Konsens, dass ein
       Großteil der Flüchtlinge auf Dauer in Deutschland bleiben wird. Dagegen
       betont der Innenminister jetzt, [1][dass der Schutz in Deutschland nur
       „zeitlich begrenzt“ gewährt werden soll].
       
       Sollte sich de Maizière durchsetzen, würde sich schnell auch die Rhetorik
       der Bundesregierung ändern, mit der sie um Akzeptanz für die Flüchtlinge
       wirbt. Bisher werden vor allem der Nutzen für die alternde deutsche
       Gesellschaft und die Chancen der Wirtschaft, die drohende Facharbeiterlücke
       zu schließen, herausgestellt. Wenn die Flüchtlinge jedoch bald schon wieder
       gehen sollen, schneidet man sich diese Argumentation ab. Flüchtlinge werden
       zur Last – die man aber nur vorübergehend tragen müsse. Vermutlich wird
       diese Änderung der Rhetorik den Rechtsradikalen nicht das Wasser abgraben;
       eher ist das Gegenteil zu befürchten.
       
       Dass Asyl zunächst auf Zeit gewährt wird, ist nichts Neues. Schon heute
       kann das Asyl widerrufen werden, wenn sich die Lage im Herkunftsstaat
       dauerhaft bessert. Bisher wird dies bei den Syrern nach drei Jahren
       geprüft. De Maizière will erst nach sieben Jahren dauerhaften Aufenthalt
       gewähren.
       
       Es besteht aber wenig Hoffnung, dass sich der Syrienkonflikt bald löst.
       Weder nach drei Jahren noch nach sieben Jahren. Die Lage in Afghanistan
       zeigt, wie lange sich ein solcher Bürgerkrieg hinziehen kann.
       
       Es war deshalb nicht unnötig großzügig, sondern sehr realistisch, bei den
       syrischen Flüchtlingen sofort auf schnellen Spracherwerb und schnelle
       berufliche Qualifikation zu setzen. Wer damit erst nach einigen Jahren
       beginnt, wenn sich abzeichnet, dass eine Rückkehr unrealistisch ist,
       vergeudet die Zeit der Flüchtlinge und Chancen der ganzen Gesellschaft. Nur
       wer in Deutschland eine Perspektive hat, wird sich rasch integrieren.
       
       Es sieht aus, als wolle de Maizière die Fehler der 60er Jahre wiederholen,
       als man Migranten als „Gastarbeiter“ bezeichnete, die bald wieder nach
       Hause gehen würden. Anerkannte Flüchtlinge sind aber mehr als nur Gäste:
       Sie sind Teil dieser Gesellschaft.
       
       8 Nov 2015
       
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