# taz.de -- NSU-Untersuchungsausschuss: Auftritt der Versager vom Amt
       
       > Erbärmliches Theater: Im NSU-Ausschuss des Bundestags machen der
       > ehemalige Geheimdienstchef Roewer und sein früherer Vize keine gute
       > Figur.
       
 (IMG) Bild: Miese Performance: Thüringens Exverfassungsschutzchef vor dem Untersuchungsausschuss
       
       Was soll man über diesen Helmut Roewer noch sagen?
       Skandalverfassungsschutzchef in Thüringen bis zu seiner Suspendierung im
       Jahr 2000. Autor eines grotesken Buchs über seine Amtszeit, erschienen in
       einem rechtslastigen Verlag.
       
       Verantwortlich für eine Chaosbehörde, die gemeinsam mit dem LKA maßgeblich
       daran schuld war, dass das 1998 untergetauchte Jenaer Neonazitrio Mundlos,
       Böhnhardt und Zschäpe nicht aufgespürt wurde und Anzeichen für Gewalt und
       Terror im Untergrund ignoriert wurden.
       
       An diesem Donnerstag hatte Roewer nun wieder einen bemerkenswerten
       Auftritt: vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Dort wollte
       man ihn erst gar nicht unbedingt laden, doch auf manche Fragen aus der Zeit
       kann nur er Antworten geben. Besser gesagt: könnte.
       
       Denn während seines stockenden Statements, dem schwer zu folgen war,
       schaffte er es wieder mal, statt Selbstkritik zu üben, sich selbst als den
       Mann darzustellen, der im Osten die Dinge in Ordnung brachte. „Es fällt ja
       immer schwer, sich selber zu loben, aber …“, sagte Roewer.
       
       ## Eigenlob statt Selbstkritik
       
       So sieht er es. Wenn es Fehler gab, dann bei der Polizei. Selbst einen von
       einer Tarnfirma seines Verfassungsschutzes produzierten Film, der die
       militante Neonaziszene um die Jahrtausendwende völlig verharmloste, findet
       er heute noch okay.
       
       Viele der rund 50 Besucher im Ausschuss schüttelten dagegen heftig mit dem
       Kopf, als das Machwerk im Europasaal des Paul-Löbe-Hauses gezeigt wurde.
       Zäh zog sich Roewers Vernehmung danach weiter in den Abend hinein.
       
       Vor ihm musste an diesem Donnerstag sein ehemaliger Vize Peter Jörg Nocken
       nachsitzen. Er war schon mal vor einem Monat als Zeuge geladen, kam aber
       erst zu später Stunde dran und wurde nach einem von vielen
       Ausschussmitgliedern als uneinsichtig betrachteten Eingangsstatement wieder
       nach Hause geschickt.
       
       Er befand damals: Das Amt habe alles richtig gemacht, und wer das Gegenteil
       behaupte, wie etwa die unabhängige Thüringer Schäfer-Kommission, liege
       daneben. Da beendete Ausschusschef Sebastian Edathy (SPD) einfach die
       Sitzung und ließ ihn nun noch mal antanzen.
       
       ## Widersprüchliche Aussagen
       
       Doch Nocken gab sich auch an diesem Donnerstag wenig geläutert. Es habe bei
       der Suche nach dem Trio immer einen „intensiven Informationsaustausch“
       seines Amts mit dem LKA gegeben – die Polizeizeugen im Ausschuss hatten
       bisher das glatte Gegenteil ausgesagt.
       
       Vor allem von Geheimdienstmeldungen Ende der 90er über Waffenlieferungen an
       das Trio im Untergrund und geplanten Überfällen hätten sie nie etwas
       erfahren – was im Rückblick auch ihr eigenes Leben gefährdet habe, so ein
       Polizist.
       
       Nocken bestritt auch das: Man habe dem damaligen LKA-Chef sehr wohl von all
       dem berichtet – allerdings nur mündlich, dokumentiert sei die Weitergabe
       der Information freilich nicht.
       
       Auf viele andere brisante Fragen, darunter die, ob der Geheimdienst seinen
       schillernden V-Mann Tino Brandt im Umfeld des Neonazitrios vor
       Polizeidurchsuchungen warnte, antwortete Nocken mit Sätzen wie diesen: „Mir
       ist nicht immer alles bekannt gewesen“, „das weiß ich nicht mehr“ oder „ich
       kann mich nicht erinnern“.
       
       21 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Schmidt
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