# taz.de -- Schwarz-rote Koalitionsverhandlungen: Ringen um Forderungen
       
       > Mindestlohn, Steuererhöhungen und Co.: Auch nach der Zustimmung des
       > Parteikonvents sind nicht alle Sozialdemokraten von einer großen
       > Koalition überzeugt.
       
 (IMG) Bild: SPD-Chef Sigmar Gabriel will den Weg weisen in Richtung große Koalition
       
       BERLIN dpa | Nach der Zustimmung des SPD-Konvents zu Verhandlungen über
       eine schwarz-rote Koalition ist die Skepsis bei den Sozialdemokraten
       dennoch groß. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer
       (SPD) sagte, nicht alle Bedenken seien zerstreut: „Es gibt nach wie vor
       sehr viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die Bauchschmerzen
       haben mit der großen Koalition.“
       
       Die Berichte über die bisherigen Gespräche mit der Union hätten aber bei
       ihr selbst zu einer positiven Bewertung geführt. Es gehe darum, dass man
       „wichtige sozialdemokratische Themen auch umsetzen kann zugunsten der
       Menschen“, so Dreyer. „Dafür arbeiten wir ja letztendlich.“
       
       Nach Einschätzung des Koordinators der SPD-Linken, Ralf Stegner, ist noch
       längst keine Vorentscheidung für eine große Koalition gefallen. „Es bleibt
       ein offener Prozess. Wenn wir keinen substanziellen Politikwechsel
       durchsetzen, kann ich meinen Leuten nicht empfehlen, einer großen Koalition
       zuzustimmen“, sagte er der Rheinischen Post. „Wir nehmen nichts aus unserem
       Wahlprogramm vom Tisch“, so der schleswig-holsteinische SPD-Chef.
       
       Der kleine SPD-Parteitag in Berlin hatte am Sonntag mit großer Mehrheit für
       die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen gestimmt, das Votum aber mit zehn
       Kernforderungen verknüpft. Als Knackpunkte für die Verhandlungen sieht
       Dreyer die Einführung eines Mindestlohns und das Thema Steuern.
       
       Der CSU-Vorstand wollte am Montag der geplanten Aufnahme der
       Koalitionsverhandlungen mit der SPD auf Bundesebene zustimmen. Der
       CDU-Vorstand hatte bereits am Freitag für die Verhandlungen votiert. Diese
       sollen am Mittwoch beginnen.
       
       Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), hält einen
       unterschiedlichen Mindestlohn in Ost und West für nicht mehr akzeptabel.
       „Was für ein Mindestlohn in Deutschland in den einzelnen Regionen und
       Branchen verkraftbar ist, wissen am besten die Gewerkschaften und die
       Arbeitgeber“, sagte er der Mitteldeutschen Zeitung. „Deshalb ist es
       wichtig, keine Entscheidung ohne deren Einbindung zu suchen.“
       
       Auch der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder bekräftigte, dass die
       Union nach wie vor einen tariflichen statt einen gesetzlichen Mindestlohn
       wolle: „Wir dürfen nichts machen, was Beschäftigung gefährdet“, sagte er am
       Sonntagabend in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Auch die von der SPD
       gewünschte völlige Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften mit
       der Ehe schloss er aus. Festhalten wolle die Union an Wolfgang Schäuble als
       Finanzminister.
       
       Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner kritisierte derweil,
       die SPD habe für die Koalitionsverhandlungen „fast ausschließlich teure
       Kernforderungen“ aufgestellt. Von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit sei
       nicht die Rede, sagte sie der Zeitung Die Welt.
       
       ## Mitgliederentscheid per Briefwahl
       
       Am Ende der Koalitionsgespräche mit der Union will die SPD ihre 470 000
       Mitglieder per Briefwahl über die Ergebnisse abstimmen lassen. SPD-Chef
       Sigmar Gabriel sagte, Ziel sei eine Regierungsbildung noch vor Weihnachten.
       Es gelte aber das Prinzip „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“.
       
       Union und SPD hatten in drei Sondierungsgesprächen Schnittmengen für ein
       Regierungsbündnis ausgelotet. Beim Berliner SPD-Konvent waren von den 229
       Stimmberechtigten 31 gegen Koalitionsverhandlungen, zwei enthielten sich.
       Damit lag die Zustimmung bei 86 Prozent. Gabriel forderte ein Bündnis auf
       Augenhöhe. „Am Ende gibt es in einer Koalition nicht Große und Kleine und
       einen Senior- und einen Juniorpartner, sondern man muss zu einer fairen
       Partnerschaft im Sinne der Menschen in Deutschland kommen.“
       
       Die Union hatte die Bundestagswahl vor vier Wochen mit 41,5 Prozent
       gewonnen – ihr fehlen fünf Mandate zur absoluten Mehrheit. Die SPD landete
       bei 25,7 Prozent. Nach der Absage der Grünen kommen nur die
       Sozialdemokraten als Koalitionspartner der Union infrage.
       
       21 Oct 2013
       
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