# taz.de -- Mitgliederbegehren in der SPD: Die SPD wird das Bürgergeld nicht los
> Der SPD-Vorstand ist mit einem möglichen Mitgliederentscheid beim
> Bürgergeld konfrontiert. Eigentlich soll das Gesetz bald durchs
> Parlament.
(IMG) Bild: Wer ist hier im Bürgergeld auf zusätzliche Hilfe angewiesen? Essensausgabe bei der Bremer Tafel
Berlin taz | Das SPD-Mitgliederbegehren gegen die geplanten Verschärfungen
beim Bürgergeld hat eine wichtige Hürde genommen: Ein Parteisprecher teilte
der taz am Montag auf Anfrage mit, dass das in der ersten Stufe
erforderliche Quorum von einem Prozent der Mitgliederunterschriften
erreicht ist und das Begehren somit erfolgreich eingeleitet wurde. Die
Initiatorinnen des Vorhabens fordern, dass anders [1][als vergangene Woche
vom Kabinett beschlossen] die Sanktionen beim Bürgergeld nicht verschärft
werden. „Die Sozialdemokratie darf sich nicht an einer Politik beteiligen,
die Armut bestraft und Solidarität infrage stellt“, heißt es in dem Aufruf.
In der zweiten Stufe wird nun das eigentliche Begehren starten: Auf einer
Onlineplattform können SPD-Mitglieder ihre Unterstützung erklären. Als
erfolgreich gilt das Begehren, wenn sich innerhalb von drei Monaten 20
Prozent der 365.000 Parteimitglieder – also etwa 73.000 Menschen – hinter
die Forderung stellen. In dem Fall müsste der Vorstand entscheiden, ob er
dem Begehren stattgibt. Lehnt er es ab, folgt eine Abstimmung unter den
SPD-Mitgliedern.
Für den Parteivorstand kommt die Nachricht denkbar ungelegen. Die SPD
wollte die leidigen Debatten zum Bürgergeld hinter sich lassen. Erst
vergangenen Mittwoch hatte das Bundeskabinett sich auf einen Gesetzentwurf
aus dem Arbeitsministerium von Bärbel Bas (SPD) geeinigt. Demnach soll ab
2026 eine neue Grundsicherung das Bürgergeld ablösen. Die Pläne sehen vor,
dass die Sanktionen dabei massiv verschärft werden.
So sollen etwa Menschen, die Fördermaßnahmen abbrechen, die Leistungen
direkt um 30 Prozent für bis zu drei Monate gekürzt werden – dies
entspricht beim aktuellen Regelsatz von 563 Euro etwa 150 Euro. Außerdem
soll für diejenigen, die ein Arbeitsangebot ablehnen, der Regelsatz ganz
gestrichen werden dürfen. Für ein wiederholtes Terminversäumnis ohne Angabe
von Gründen sollen Menschen alle Leistungen verlieren. Grüne, Linke und
zahlreiche Sozialverbände sehen die Bürgergeld-Pläne deshalb kritisch.
## Nun steht die SPD vor einem Dilemma
So auch die drei Initiatorinnen des Mitgliederbegehrens, Eva-Maria Weimann
(stellvertretende SPD-Parteivorsitzende in Bayern), Melissa Butt
(Landesvorstand in Thüringen) und Franziska Drohsel (SPD Berlin, ehemalige
Juso-Vorsitzende). [2][In ihrem nun erfolgreichen Antrag] für das
Mitgliederbegehren fordern sie, „eine sozialdemokratische Linie, die auf
Vertrauen, Unterstützung und Gerechtigkeit setzt – nicht auf Druck und
Sanktionen“.
Damit steht die SPD vor dem großen Dilemma, die eigene Partei auf Kurs und
den Koalitionspartner bei der Stange zu halten. Mit der Union ist
vereinbart, dass die Verschärfung des Bürgergelds größtenteils zum 1. Juli
2026 in Kraft treten soll. Dafür müsste das Gesetz im Frühjahr das
Parlament passieren – also noch während das Mitgliederbegehren läuft. Wie
es die Parteiführung hinbekommen will, die innerparteiliche Demokratie zu
achten und den Koalitionsfrieden zu gewährleisten, ist nun die große Frage.
22 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Kabinett-beschliesst-Grundsicherung/!6139324
(DIR) [2] https://mitgliederbegehren.org/
## AUTOREN
(DIR) Cem-Odos Gueler
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