# taz.de -- Israelische Foltergefängnisse: Der Missbrauch ist politisch gewollt
> Von Israel inhaftierte Palästinenser sind Schlägen, Hunger und sexuellem
> Missbrauch ausgesetzt. Die Täter werden systematisch geschützt.
(IMG) Bild: Blick auf ein israelisches Sicherheits-gefängnis in der Nähe von Ramallah
Von Oktober 2023 bis August 2025 sind 94 Palästinenser in israelischer Haft
zu Tode gekommen, viele davon im Zusammenhang mit Folter, Hunger und
medizinischer Vernachlässigung. In Haftanstalten der israelischen
Gefängnisbehörde werden oft über zehn Häftlinge in eine Zelle gesperrt.
Für mehr als 3.000 seit Beginn des Krieges verhaftete Palästinenser sind
keine Betten vorhanden. Das Öffentliche Komitee gegen Folter in Israel, das
Rechtsberatungszentrum für die arabische Minderheit Adalah, die Ärzte für
Menschenrechte Israel, die NGOs HaMoked und Eltern gegen Kinderhaft
protestieren gegen diese [1][unmenschlichen Haftbedingungen].
In Militärlagern müssen Häftlinge oft über Monate bis zu 24 Stunden täglich
mit verbundenen Augen, gefesselt und oft in vollständiger Isolation
verharren. Weder Familienangehörigen noch Vertretern vom Internationalen
Roten Kreuz wird der Zugang zu den inhaftierten Männern, Frauen und Kindern
gewährt. Auch Anwaltsbesuche sind nur stark eingeschränkt, wenn überhaupt
möglich.
Der Missbrauch ist ganz offiziell. So legte der rechtsextreme [2][Minister
für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir], das Ziel fest, die Bedingungen
auf das gesetzliche Minimum zu reduzieren. Dazu gehört eine Diät von 1.000
Kalorien täglich, die über kurz oder lang zu schwerer Unterernährung führt.
Aufgrund von medizinischer Vernachlässigung müssen immer wieder vermeidbare
Amputationen vorgenommen werden. [3][Ehemalige Häftlinge] berichten zudem
über systematische körperliche und sexuelle Gewalt durch Aufseher.
Die Verstöße bleiben in der Regel ungeahndet. Seit dem 7. Oktober ist es zu
keiner einzigen Anklage wegen sexueller Gewalt oder Todesfällen in den
Haftanstalten gekommen. Die Straflosigkeit zieht sich durch alle
Ermittlungsbehörden.
Solange dieser systemische Mangel an Rechenschaftspflicht für Folter und
andere Verstöße gegen die [4][UN-Antifolterkonvention] in Israel und den
besetzten palästinensischen Gebieten andauert, ist kaum damit zu rechnen,
dass die Gewalt gegen die Häftlinge aufhören wird.
27 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Palaestinenser-in-Israels-Gefaengnissen/!6021130
(DIR) [2] /Itamar-Ben-Gvir/!t5906749
(DIR) [3] /-Nachrichten-im-Nahost-Konflikt-/!6064721
(DIR) [4] https://www.antifolterkonvention.de/
## AUTOREN
(DIR) Birte Brodkorb
## TAGS
(DIR) Nahost-Debatten
(DIR) Gaza
(DIR) Folter
(DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
(DIR) Palästina
(DIR) Israel
(DIR) Reden wir darüber
(DIR) wochentaz
(DIR) Kriegsverbrechen
(DIR) Israel Defense Forces (IDF)
(DIR) Gaza
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Lobbyorganisation Elnet: Meinungsbildungsreisen nach Israel
Elnet lobbyiert für die Regierung Netanjahu. Über hundert deutsche
Abgeordnete reisten mit dem Verein, der Kontakt zu Siedlern und Trump-Fans
hat.
(DIR) Verhaftung von Militärstaatsanwältin: Rechte Macht statt Rechtsstaat
Der rechtsextreme Sicherheitsminister Ben-Gvir ließ Jifat Tomer-Jeruschalmi
verhaften. Das zeigt, wie sehr die Rechtsextremen Israel in der Hand haben.
(DIR) Nach Leak von Folter-Video: Israels Militärstaatsanwältin verhaftet
Am Freitag erklärte Tomer-Jeruschalmi ihren Rücktritt, dann blieb sie eine
Nacht verschwunden, nun sitzt sie ein. Zu ihrem Schutz, begründet der
rechtsextreme Minister Ben Gvir.
(DIR) Gefängnis Sde Teiman: Ein Ort der Hölle in Israels Wüste
In der Haftanstalt soll ein Gefangener vergewaltigt worden sein, andere
verletzt. Ein Häftling und ein Whistleblower berichten von ihren
Erfahrungen.