# taz.de -- Rentenpaket der Bundesregierung: Her mit der Reichensteuer
> Das Kabinett hat am Mittwoch ein Rentenpaket beschlossen, aber ohne echte
> Reformen. Dabei gibt es genug Ideen, die Rente langfristig abzusichern.
(IMG) Bild: „Tax the rich“ fordern Ines Schwerdtner und Jan van Aken auf dem Parteitag der Linken in Chemnitz im Mai 2025
Och nö, jetzt verstolpert sich auch noch [1][Ines Schwerdtner in der
Rentendebatte und lässt sich eine Aussage abringen, die sie nur Stunden
später zurückholen muss: Man könne über ein „moderat“ späteres
Renteneintrittsalter reden.] Es klang wie ein Tabubruch der Linken-Chefin,
einer Partei, die auf Soziales setzt. Zur sozialen Sicherheit zählen
nämlich auch sichere Renten. Doch das heutige Rentensystem ist nicht mehr
lange finanzierbar und geht vor allem zulasten jüngerer Generationen.
Die meisten Ideen, die zur Problemlösung in den Debattenring geworfen
werden, kreisen vermehrt um unsoziale Ansätze: Rente mit 70, geringeres
Rentenniveau, Aktienrente. Von einer echten Rentenreform, die den
Ansprüchen sowohl der Älteren als auch der Jüngeren gerecht wird, ist das
alles weit entfernt. Auch das [2][Rentenpaket, das das Kabinett am Mittwoch
beschlossen hat], mogelt sich um echte und nachhaltige Veränderungen herum.
Dass die sein müssen, bestätigt allein der Blick in die Kassenbücher: Im
vergangenen Jahr musste der Bund über 116 Milliarden Euro in die
Rentenkassen pumpen, 2023 waren es 113 Milliarden Euro, etwa 20 Prozent des
Bundeshaushalts. Die Summe bedingt sich durch vielerlei Faktoren: Es gibt
weniger Menschen, die in die Rentenkassen einzahlen – haben 1992 noch 2,7
Beitragszahler:innen das Ruhegeld für eine Rentner:in erarbeitet,
rechnen Expert:innen damit, dass es im Jahr 2050 nur noch 1,3
Beitragszahler:innen sein werden. Menschen beziehen heute länger
Rente, nicht nur weil sie älter werden, sondern weil manche früher als
geplant in den Ruhestand gehen – die meisten wohlgemerkt mit Abschlägen.
Trotz heftiger Kritik verteidigt Schwarz-Rot sein Rentenpaket: Wir haben
das im Griff. Das dürften Arbeitnehmer:innen und -geber:innen anders
sehen. Beide Seiten werden mehr in die Rentenversicherung einzahlen müssen,
wobei die einen dafür weniger Netto haben, die anderen indes mehr Brutto
hinlegen müssen. Trotzdem dürften die Ausgaben des Bundes für die Rente
weiter steigen.
Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Rente sicherer zu machen:
Verzicht auf die (leider doch beschlossene) [3][ausgeweitete Mütterrente] –
damit würden allein 5 Milliarden Euro gespart. [4][Weg mit dem
Ehegattensplitting,] das die Einverdienerehe, [5][Mini- und Teilzeitjobs]
fördert. Raus mit den Frauen aus der berühmten Teilzeitfalle, sie sind
wahres Arbeits- und damit Beitragszahler:innenpotenzial. Her mit
einem höheren Spitzensteuersatz und einer Vermögensteuer. Mit der könnten
dem [6][Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung] zufolge jedes Jahr bis
zu 25 Milliarden Euro eingenommen werden. Und last, but not least:
Beamt:innen müssen endlich in die Rentenkasse einzahlen. Dann endet
hoffentlich auch die unsägliche Debatte über Rackern bis zum Tod.
6 Aug 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://www.deutschlandfunk.de/moderate-erhoehung-des-renteneintritts-denkbar-100.html
(DIR) [2] /Rentenbeschluss-der-Koalition/!6105408
(DIR) [3] /Diskussion-um-Muetterrente/!6077956
(DIR) [4] /Reform-der-Steuerklassen/!6023631
(DIR) [5] /Verdienst-von-Frauen-und-Maennern/!6070397
(DIR) [6] https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.831670.de/21-50-1.pdf
## AUTOREN
(DIR) Simone Schmollack
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