# taz.de -- EU-Ausschuss will schärfere Regeln: Burger? Da muss Fleisch drin sein
       
       > Der Agrarausschuss des EU-Parlaments will Bezeichnungen wie Burger
       > exklusiv für Fleisch beanspruchen. Die finale Entscheidung steht noch
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Ist da auch Fleisch drin?
       
       Berlin taz | Bezeichnungen wie „Burger“, „Schnitzel“ oder „Wurst“ sollen
       nicht mehr für vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte verwendet
       werden dürfen. Das sieht [1][ein Vorstoß des Agrarausschusses des
       EU-Parlaments] vor.
       
       Eine Entscheidung im gesamten Plenum steht noch aus. Sollte das Parlament
       zustimmen, stünden zudem Trilogverhandlungen mit Rat und Kommission an.
       
       Im Ausschuss beschlossen wurde ein sogenannter Berichtsentwurf, der demnach
       eine Stärkung der Landwirt*innen innerhalb der Lieferketten zum Ziel
       hat. Teil davon ist ein Änderungsantrag, mit dem eine EU-Verordnung von
       2013 geändert werden soll. Diese war gefasst worden, um die europäischen
       Märkte für landwirtschaftliche Erzeugnisse einheitlich zu organisieren.
       
       ## Ähnliche Regelung zu pflanzlichen Milchalternativen
       
       Die entsprechende Verordnung hatte bereits damals für Aufsehen gesorgt. In
       ihr ist nämlich unter anderem geregelt, [2][dass pflanzliche
       Milchalternativen nicht mehr als Hafer-, Soja- oder Mandelmilch verkauft
       werden dürfen], da sie nicht in „Eutersekretion durch Melken“ gewonnen
       wurden.
       
       Stattdessen ist seitdem die Deklarierung als „Drink“ üblich. Kokosmilch und
       wenige andere Bezeichnungen bilden die extra gelisteten Ausnahmen.
       
       Der aktuelle Antrag sieht nun vor, dass eine Reihe von Wörtern, die
       „gegenwärtig für Fleischerzeugnisse und Fleischzubereitungen verwendet
       werden“, ausschließlich Erzeugnissen vorbehalten sein sollen, „die Fleisch
       enthalten“.
       
       Als Beispiele werden „Burger“, „Schnitzel“, „Steak“, „Wurst“, sowie
       „Eiweiß“ und „Eigelb“ genannt. Dass letztere Erzeugnisse gar nicht aus
       totem Tier bestehen, ist wohl niemandem aufgefallen.
       
       ## Eine Ausweitung ist möglich
       
       Die Formulierung im Antrag würde dabei in der Praxis auch eine Ausweitung
       auf weitere Begriffe theoretisch zulassen – Salami, Gulasch, Hackfleisch,
       alles denkbar.
       
       Auch von jeglichen Bezeichnungen für Geflügelfleisch sollen die
       alternativen Erzeugnisse explizit ausgeschlossen werden. Außerdem soll im
       Labor gezüchtetes Fleisch unter die Regelung fallen.
       
       Eingebracht hat den Änderungsantrag die französische Abgeordnete Céline
       Imart. Sie ist Mitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP),
       der auch die Unionsparteien angehören. Die EVP ist mit 188 Mitgliedern die
       größte Fraktion im EU-Parlament.
       
       ## Abgeordnete spricht von „kulinarischen Traditionen“
       
       „Ein Steak ist aus Fleisch gemacht – Punkt“, [3][heißt es von der
       Abgeordneten Imart]. „Die ausschließliche Verwendung dieser Bezeichnungen
       für echtes Fleisch sorgt für eine ehrliche Etikettierung, schützt die
       Landwirte und bewahrt die kulinarischen Traditionen Europas.“
       
       Für den Berichtsentwurf [4][stimmten auch die Abgeordneten der
       sozialdemokratischen S&D-Fraktion]. Unter ihnen die deutsche Maria Noichl
       (SPD). Den konkreten Antrag der Abgeordneten Imart lehne sie zwar
       inhaltlich ab, da derartige Bezeichnungsvorschriften die Eindeutigkeit,
       Verständlichkeit und Transparenz beeinträchtigen würden, teilt sie auf
       Nachfrage der taz mit. Ihre Zustimmung aber begründet Noichl damit, dass
       das Paket für gerechtere Agrarmärkte und faire Erzeugerpreise in Europa
       sorgen solle.
       
       Es kann also sein, dass die EU-Bürger*innen sich in Zukunft sperrigen und
       zweifelhafte Formulierungen gegenüber sehen. Dann geht man im Restaurant
       „Brötchen mit kreisrundem pflanzlichen Proteinfladen und Salat“ essen oder
       grillt beim Sommerfest eine „Seitan-Stange“. Der rechte Kulturkampf kommt
       damit spätestens jetzt auch auf den europäischen Tellern an.
       
       28 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2024_2029/plmrep/COMMITTEES/AGRI/AM/2025/09-08/1321108DE.pdf#page=495
 (DIR) [2] https://freirecht.de/g/EU2013VO1308:a7
 (DIR) [3] https://www.eppgroup.eu/de/newsroom/steak-bedeutet-fleisch-sonst-nichts
 (DIR) [4] https://www.europarl.europa.eu/cmsdata/297818/strengthening%20of%20the%20position%20of%20farmers%20in%20the%20food%20supply%20chain%20.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Birger Stepputtis
       
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