# taz.de -- Inhaftierte Aktivist*in in Ungarn: „Herr Wadephul muss Maja T. zurück nach Hause holen“
       
       > Bei der in Ungarn inhaftierten Maja T. macht die SPD Druck auf
       > Außenminister Wadephul. T. droht die Einsetzung eines Herzschrittmachers.
       
 (IMG) Bild: Seit Februar läuft im Budapester Stadtgericht ein Prozess gegen Maja T. – seit fünf Wochen ist T. im Hungerstreik
       
       Berlin taz | Im Fall der in Ungarn im Hungerstreik befindlichen [1][linken,
       nonbinären Aktivist*in Maja T.] schaltet sich nun die mitregierende SPD
       ein und macht Druck auf ihren Koalitionspartner. „Die
       SPD-Bundestagsfraktion verfolgt die Situation von Maja T. in Ungarn mit
       großer Sorge“, sagte ihr queerpolitischer Sprecher Falko Droßmann der taz.
       „Wir erwarten vom Auswärtigen Amt, dass unsere Botschafterin in Ungarn
       endlich persönlich Kontakt zu Maja T. aufnimmt und dass unser Außenminister
       alles dafür tut, den Forderungen des Bundesverfassungsgerichtes
       nachzukommen.“
       
       Maja T. sitzt [2][seit gut einem Jahr in ungarischer Isolationshaft], wegen
       vorgeworfener Angriffe auf Rechtsextreme in Budapest am Rande des
       europaweiten Szeneaufmarschs „Tag der Ehre“ im Februar 2023. Die
       Auslieferung nach Ungarn erfolgte rechtswidrig, wie das
       Bundesverfassungsgericht später feststellte. Seit Februar steht Maja T. in
       Budapest vor Gericht, es drohen bis zu 24 Jahre Haft. T. äußerte sich dort
       bisher nicht zu den Vorwürfen, erklärte aber, diese seien „reine
       Hypothesen“. [3][Seit fünf Wochen befindet sich T. im Hungerstreik], um
       bessere Haftbedingungen und eine Rücküberstellung nach Deutschland zu
       erreichen.
       
       Zuletzt hatte sich der Gesundheitszustand von Maja T. deutlich
       verschlechtert. Die 24-jährige Person wurde deshalb [4][in ein
       Haftkrankenhaus an die ungarisch-rumänische Grenze verlegt]. Laut der
       Familie verlor T. inzwischen 14 Kilogramm Körpergewicht, wiegt nur noch 66
       Kilogramm. Die Körperfettreserven seien aufgebraucht, Leber und Niere seien
       angeschlagen, es gebe Wassereinlagerungen im Fuß, die Blutwerte seien
       kritisch. Es drohten inzwischen dauerhafte Organschäden.
       
       Laut Familie hatten ungarische Ärzte zuletzt eine Zwangsernährung von Maja
       T. angekündigt – auch wenn T. dies in einer Patientenverfügung ablehnt. Die
       Ärzte würden zudem die Implantation eines Herzschrittmachers erwägen. Denn
       die Herzfrequenz von T. sei zeitweise auf 30 Schläge pro Minute gesunken.
       Es drohten Ohnmachtsanfälle bis hin zum Herzstillstand. Alternativ könnte
       Maja T. in ein ziviles Krankenhaus verlegt werden, wo eine durchgehende
       EKG-Überwachung möglich wäre. Laut Familie wäre T. dort aber rund um die
       Uhr an ein Bett gefesselt, um den ungarischen Sicherheitsmaßnahmen gerecht
       zu werden.
       
       ## „Eine solche Maßnahme wäre grausam“
       
       Der Vater von Maja T., Wolfram Jarosch, lehnt beide Schritte ab. „Gegen
       Majas Willen darf in keinem Fall ein Herzschrittmacher eingesetzt werden“,
       erklärte er. Auch dürfe Maja nicht an ein Bett gefesselt werden. „Eine
       solche Maßnahme wäre grausam und medizinisch nicht erforderlich.“ Das
       Auswärtige Amt müsse „dringend ein Ende der Isolationshaft und eine
       Rückführung Majas nach Deutschland erreichen“. Erst am Montag hatte Jarosch
       dem Auswärtigen Amt in Berlin [5][eine Petition mit gut 100.000
       Unterschriften überreicht], die verlangt, Maja T. nach Deutschland
       zurückzuholen.
       
       Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Falko Droßmann fordert, dass das
       Auswärtige Amt sich einschaltet. Der Hamburger hatte Maja T. vor anderthalb
       Wochen besucht, als die Thüringer*in noch in Budapest in Haft saß.
       Droßmann kritisiert die Isolationshaft von Maja T. in Ungarn. Dass T. in
       einen Hungerstreik getreten sei, unterstreiche die Dramatik der Lage, so
       der Sozialdemokrat.
       
       „Die Haftbedingungen in Ungarn und die Frage eines fairen rechtsstaatlichen
       Verfahrens werfen erhebliche Zweifel auf“, sagte Droßmann der taz. Als
       EU-Mitgliedsstaat dürfe sich Ungarn nicht über grundlegende europäische
       Werte und Menschenrechte hinwegsetzen. „Wir fordern ein faires Verfahren
       für Maja T. – das ist ihr gutes Recht als deutsche Staatsangehörige.“ Dass
       die Auslieferung nach Ungarn vom Bundesverfassungsgericht für rechtswidrig
       erklärt wurde, sei ein schwerwiegender Vorgang. „Wir stehen solidarisch an
       der Seite von Maja T. und setzen uns auf allen politischen Ebenen dafür
       ein, dass Maja T.s Grundrechte geachtet werden. Wir unterstützen jede
       diplomatische und juristische Initiative, die zu einer Rückkehr nach
       Deutschland führt.“
       
       ## SPD-Mann lehnt Vorverurteilung ab
       
       Für Droßmann ist entscheidend, dass unabhängige Gerichte in einem fairen
       und rechtsstaatlichen Verfahren klären, ob Maja T. strafrechtlich schuldig
       sei. „Eine Vorverurteilung oder politische Instrumentalisierung lehnen wir
       ab. Die aktuellen Berichte über die Situation in Ungarn lassen aber
       erhebliche Zweifel aufkommen, ob dort ein solches Verfahren gewährleistet
       ist.“
       
       Droßmann sieht das Auswärtige Amt von Johann Wadephul (CDU) in der
       Verantwortung, zu handeln. „Es ist die Pflicht des Auswärtigen Amtes, sich
       um unrechtmäßig inhaftierte Deutsche zu kümmern – eigentlich auch ohne
       gesonderte Weisung des Bundesverfassungsgerichts. Herr Wadephul muss Maja
       T. zurück nach Hause holen.“
       
       Anschließend, so Droßmann, müsse der Vorgang „umfassend juristisch und
       politisch aufgearbeitet“ werden. „Wenn ein*e deutsche*r Staatsbürger*in
       trotz eines laufenden Eilverfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht
       ausgeliefert wird – und sich diese Auslieferung im Nachhinein als
       rechtswidrig erweist – stellt dies das Vertrauen in rechtsstaatliche
       Verfahren und den Schutz individueller Grundrechte massiv infrage.“
       
       Das Auswärtige Amt hatte zuletzt erklärt, sich „hochrangig“ für Maja T.
       einzusetzen. T. werde in Ungarn konsularisch betreut, es habe mehrere
       Haftbesuche gegeben, der Prozess in Budapest werde beobachtet. Man setze
       sich für bessere Haftbedingungen und eine angemessene medizinische
       Versorgung ein. Über eine Rücküberstellung von Maja T. nach Deutschland
       müssten aber ungarische Gerichte entscheiden. Der Prozess gegen T. befindet
       sich derzeit allerdings in einer Sommerpause bis September. Zumindest dort
       wird also vorerst keine Entscheidung fallen.
       
       ## Konsulat will Maja T. im Haftkrankenhaus besuchen
       
       Nach taz-Informationen plante das deutsche Konsulat in Ungarn, Maja T. am
       Donnerstag im Haftkrankenhaus zu besuchen. Gleichzeitig soll in den
       nächsten Tagen auch ein Vertreter aus dem Auswärtigen Amt nach Ungarn
       reisen, um dort den Fall Maja T. anzusprechen. Auch Linke und Grüne hatten
       zuletzt eine Rücküberführung von Maja T. nach Deutschland gefordert.
       
       In Deutschland hatte die Bundesanwaltschaft jüngst wiederum vor dem
       Oberlandesgericht Düsseldorf [6][Anklage gegen sechs Linke erhoben], die
       zwei Jahre abgetaucht waren und denen ebenso die Angriffe auf Rechtsextreme
       in Budapest im Februar 2023 vorgeworfen werden. [7][Weitere Linke müssen
       sich demnächst in einem anderen Verfahren vor dem Oberlandesgericht
       Dresden] ebenfalls wegen dieser und weiterer Attacken verantworten. Gegen
       eine weitere Beschuldigte, Hanna S., läuft [8][bereits seit Februar in
       München ein Prozess].
       
       10 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Inhaftierte-Linke-in-Ungarn/!6092374
 (DIR) [2] /Prozess-gegen-Maja-T/!6068242
 (DIR) [3] /Inhaftierte-Linke-in-Ungarn/!6092374
 (DIR) [4] /Hungerstreik-in-Ungarn/!6097565
 (DIR) [5] /Vater-von-Maja-T-/!6095919
 (DIR) [6] /Wegen-Angriffen-in-Budapest/!6098394
 (DIR) [7] /Anklagewelle-gegen-Antifa/!6090027
 (DIR) [8] /Prozessauftakt-im-Budapest-Komplex/!6067173
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Budapest
 (DIR) Maja T. 
 (DIR) Schwerpunkt Antifa
 (DIR) Linksextremismus
 (DIR) Ungarn
 (DIR) SPD
 (DIR) Justiz
 (DIR) Johann Wadephul 
 (DIR) GNS
 (DIR) Auswärtiges Amt
 (DIR) Schwerpunkt Antifa
 (DIR) Maja T. 
 (DIR) Maja T. 
 (DIR) Schwerpunkt Antifa
 (DIR) Schwerpunkt Antifa
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Solidarisierung mit Maja T. in Berlin: Antifa goes Auswärtiges Amt
       
       Mit einem Aktionscamp protestieren Aktivist*innen gegen die
       Inhaftierung der Antifaschist*in Maja T in Ungarn. Adressiert ist die
       Regierung.
       
 (DIR) Nach 40 Tagen Protest in Haft: Maja T. beendet Hungerstreik in Ungarn
       
       Nach 40 Tagen beendet Maja T. in Ungarn den Hungerstreik. Der
       Gesundheitszustand hatte sich stark verschlechtert. Hoffnung richtet sich
       auf Außenminister Wadephul.
       
 (DIR) Maja T.'s Vater zur Ungarnreise des AA: „Sie dürfen nicht mit leeren Händen zurückkommen“
       
       Seit fünf Wochen befindet sich Maja T. im Hungerstreik, nun reist das
       Auswärtige Amt nach Ungarn. Vater Wolfram Jarosch hat eine klare Forderung.
       
 (DIR) Vater von Maja T.: Zu Fuß bis ins Auswärtige Amt
       
       Wolfram Jarosch kämpft um sein Kind: Nun ist der Vater von Maja T. nach
       Berlin gelaufen und hat dort eine Petition übergeben.
       
 (DIR) Wegen Angriffen in Budapest: Bundesanwaltschaft klagt sechs weitere Antifas an
       
       Sie sollen Nazis in Budapest verprügelt haben, sind abgetaucht und haben
       sich gestellt: Nun sind sechs Linke angeklagt – auch für versuchten Mord.
       
 (DIR) Hungerstreik in Ungarn: Maja T. wird in Haftkrankenhaus verlegt
       
       Seit fast einem Monat ist Aktivist*in Maja T. in ungarischer Haft im
       Hungerstreik. Nun wird T. in ein Haftkrankenhaus verlegt, fernab von
       Budapest.