# taz.de -- Nach 40 Tagen Protest in Haft: Maja T. beendet Hungerstreik in Ungarn
       
       > Nach 40 Tagen beendet Maja T. in Ungarn den Hungerstreik. Der
       > Gesundheitszustand hatte sich stark verschlechtert. Hoffnung richtet sich
       > auf Außenminister Wadephul.
       
 (IMG) Bild: Beendete nach 40 Tagen den Hungerstreik: Maja T., hier noch im Juni vor dem Budapester Stadtgericht
       
       Berlin taz | Fünfeinhalb Wochen, 40 Tage, war [1][die nonbinäre
       Antifaschist*in Maja T. in ungarischer Haft im Hungerstreik]. Am
       Montagvormittag nun beendete T. den Protest. Wolfram Jarosch, der Vater von
       Maja T., und T.s Anwalt Sven Richwin bestätigten der taz den Schritt. Es
       sei Majas eigenständige Entscheidung gewesen, sagte Jarosch.
       
       Grund für den Abbruch des Hungerstreiks sei der zuletzt deutlich
       verschlechterte Gesundheitszustands gewesen und die Sorge vor dauerhaften
       Gesundheitsschäden, so Jarosch. Zudem gebe es die Hoffnung, dass
       Außenminister Johann Wadephul (CDU) mit der angekündigten Reise von
       Vertretern seines Ministeriums diese Woche nach Ungarn tatsächlich
       zumindest ein Ende der Isolationshaft von Maja T. in Ungarn erreiche. „Wir
       hoffen, dass nun endlich ernsthaft etwas passiert“, so Jarosch zur taz.
       „Nach der rechtswidrigen Auslieferung von Maja nach Ungarn wäre das
       Auswärtige Amt moralisch dazu verpflichtet.“
       
       Maja T. werden [2][schwere Angriffe auf Rechtsextreme in Budapest im
       Februar 2023 vorgeworfen], am Rande des europaweiten Szeneaufmarschs „Tag
       der Ehre“. Im Dezember 2023 war T. in Berlin festgenommen worden. Ein
       halbes Jahr später erfolgte dann die Auslieferung nach Ungarn –
       rechtswidrig, wie das Bundesverfassungsgericht später feststellte. Seitdem
       befindet sich Maja T. in Ungarn in Isolationshaft, in einem laufenden
       Prozess in Budapest drohen bis zu 24 Jahre Haft. Anfang Juni war Maja T.
       deshalb in den Hungerstreik getreten, um bessere Haftbedingungen, einen
       fairen Prozess und eine Rücküberstellung nach Deutschland zu erreichen.
       
       ## Zwangsernährung drohte
       
       Wegen des verschlechterten Gesundheitszustands war Maja T. zuletzt [3][in
       ein Haftkrankenhaus an die ungarisch-rumänische Grenze verlegt worden],
       auch dort in Isolation. Vater Wolfram Jarosch hatte Maja T. dort am
       Wochenende erstmals besuchen können und danach der taz berichtet, dass es
       Maja „nicht gut“ gehe. „Maja ist stark abgemagert, die Wangen eingefallen,
       man sieht deutlich den Gewichtsverlust.“ 14 Kilogramm Körpergewicht habe
       Maja T. inzwischen verloren, Leber und Niere seien angegriffen, die
       Blutwerte zu niedrig.
       
       Auch sei die Herzfrequenz zeitweise auf 30 Schläge pro Minute gesunken, es
       habe ein Herzstillstand gedroht, so Jarosch. Ungarische Ärzte hätten
       zuletzt in Aussicht gestellt, Maja T. [4][einen Herzschrittmacher
       einzusetzen oder eine Zwangsernährung] zu veranlassen.
       
       Auch Sven Richwin, der Anwalt von Maja T., sagte der taz, dass der Zustand
       von Maja „in den letzten Tagen immer besorgniserregender“ wurde. „Maja hat
       das vielleicht letzte Zeitfenster genutzt, in dem noch eine selbstbestimmte
       Entscheidung möglich war und hat sich für das Leben entschieden – auch um
       den Kampf um menschenwürdige Haftbedingungen und ein rechtsstaatliches
       Verfahren selbst mitbestimmen zu können.“ Richwin sagte, er sei „gerade
       sehr erleichtert und beeindruckt von Majas Entschlossenheit der letzten
       Wochen“.
       
       Auch der Weg aus einem Hungerstreik berge allerdings noch medizinische
       Risiken, betonten Richwin und Vater Wolfram Jarosch. Maja T. müsse nun
       langsam wieder anfangen, Nahrung zu sich zu nehmen, um die potenziell
       lebensbedrohlichen Symptome des Refeeding-Syndroms zu vermeiden.
       
       ## Delegation des Außenministeriums reist nach Ungarn
       
       Bessere Haftbedingungen für Maja T. und eine Rücküberstellung nach
       Deutschland hatten zuletzt auch Vertreter*innen der Linken, Grünen und
       [5][schließlich auch der SPD gefordert]. Bereits vergangene Woche hatte die
       taz berichtet, dass [6][eine Delegation des Auswärtigen Amts diese Woche
       nach Ungarn reisen wird], um dort den Fall Maja T. anzusprechen. Am Samstag
       bestätigte dies auch Außenminister Johann Wadephul (CDU) öffentlich. Man
       werde mit der ungarischen Regierung reden, [7][„um für Maja T. zunächst
       Verbesserungen in der Haftsituation zu erreichen“]. Wadephul betonte aber
       auch, dass Ungarn ein Interesse an eigener Strafverfolgung bekräftigt habe
       und dass es um „schwerste Vorwürfe“ gehe, die auch in Deutschland zu einem
       Strafverfahren führen würden.
       
       Vater Wolfram Jarosch forderte in der taz vom Auswärtigen Amt, bei der
       Ungarn-Reise eine konkrete Verbesserung der Lage für sein Kind zu
       erreichen. „Das Auswärtige Amt darf nicht mit leeren Händen aus Ungarn
       zurückkommen.“ Die Bundesregierung müsse „endlich handeln“ und „Maja nach
       Deutschland zurückholen – oder zumindest für ein Ende der Isolationshaft in
       Ungarn sorgen“.
       
       Noch sei unklar, wer genau nach Ungarn reise und was genau verhandelt
       werde, so Jarosch. „Ich hoffe aber sehr, dass endlich etwas Konkretes
       passiert. Dass endlich der Rechtsverstoß, der für Maja über ein Jahr
       andauert, beendet wird.“ Maja brauche ein Ende der Isolationshaft und
       mindestens eine Verlegung in ein Hausarrest in Ungarn.
       
       Der Linken-Europaabgeordnete Martin Schirdewan forderte am Montag ebenso
       eine „umgehende“ Rücküberstellung von Maja T. nach Deutschland. „Die
       lauwarmen Worte des Auswärtigen Amtes reichen nicht. Maja T. muss
       schnellstmöglich Gerechtigkeit widerfahren. Und das heißt, dass die
       rechtswidrige Auslieferung rückgängig gemacht wird.“ Es bleibe
       „unerklärlich“, dass Außenminister Wadephul in dem Fall bislang kaum aktiv
       geworden sei, um das bestehende Unrecht zu korrigieren.
       
       ## Weitere Anklagen in Deutschland
       
       Maja T. soll zu einer Gruppe militanter Antifaschist*innen gehören,
       die zuletzt in Sachsen und Thüringen lebten. Erst jüngst hatte die
       Bundesanwaltschaft vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf [8][Anklage gegen
       sechs weitere Linke erhoben], denen ebenso die Angriffe in Budapest
       vorgeworfen werden und die zwei Jahre abgetaucht waren. Weitere Linke
       müssen sich demnächst [9][in einem anderen Verfahren vor dem
       Oberlandesgericht Dresden] verantworten, ebenfalls wegen dieser und
       weiterer Attacken. Gegen eine weitere Budapest-Beschuldigte, Hanna S.,
       läuft bereits seit Februar in München ein Prozess.
       
       14 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Inhaftierte-Linke-in-Ungarn/!6092374
 (DIR) [2] /Prozess-gegen-Maja-T/!6068242
 (DIR) [3] /Hungerstreik-in-Ungarn/!6097565
 (DIR) [4] /Inhaftierte-Aktivistin-in-Ungarn/!6100301
 (DIR) [5] /Inhaftierte-Aktivistin-in-Ungarn/!6100301
 (DIR) [6] /Inhaftierte-Aktivistin-in-Ungarn/!6100301
 (DIR) [7] https://www.rnd.de/politik/wie-cdu-aussenminister-wadephul-deutschlands-rolle-in-der-welt-neu-definiert-44BBQLFA2RBFZH6QFJEVBVIGLI.html
 (DIR) [8] /Wegen-Angriffen-in-Budapest/!6098394
 (DIR) [9] /Anklagewelle-gegen-Antifa/!6090027
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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