# taz.de -- Jobwechsel von Constantin Schreiber: Immer dem Herzen folgen
       
       > Constantin Schreiber wechselt von der „tagesschau“ zu Springer, während
       > dort gerade andere gehen müssen. Wem nutzt die neue Liebesbeziehung?
       
 (IMG) Bild: „Wohin du auch gehst, geh mit deinem Herzen.“, meint Constantin Schreiber
       
       „Ein chinesisches Sprichwort lautet: Wohin du auch gehst, geh mit deinem
       Herzen. Ich finde, das ist ein guter Rat“, hat Constantin Schreiber in
       seiner letzten „tageschau“ am vergangenen Sonntag gesagt. Und wo geht er
       jetzt mit seinem Herzen hin? Zu Springer, und das ist ja wohl wirklich das
       Letzte. „Na ja, eigentlich brauchen sie diese Leute mit Herz, dass der
       Laden von innen heraus heilen kann“, sagt die Mitbewohnerin.
       
       Na gut, so ein Herzchen wie ihn empfangen sie in der Premium-Gruppe
       beziehungsweise beim „Axel Springer Global Reporters Network“ natürlich mit
       offenen Armen. Während andere bei Springer ihre Arme gerade zum Raustragen
       ihres persönlichen Krams brauchen, weil sie ihre Arbeitsplätze räumen
       dürfen. Schreiber rein, Kayhan Özgenç raus zum Beispiel. [1][Also der Mann,
       der Business Insider ein bisschen groß gemacht hat] und jetzt eben nicht
       mehr Chefredakteur ist.
       
       Wobei das „Axel Springer Global Reporters Network“ natürlich auch eine
       Mogelpackung ist, weil alle Insassen nebenbei noch ein paar andere Jobs im
       Springer-Reich haben. Formal ist Schreiber der Welt und damit der seriös
       wirkenden „blauen Gruppe“ bei Springer zugeordnet, hat der Konzern schon
       mitgeteilt. Passt, dann kann er seine seriösen blauen ARD-Anzüge einfach
       weitertragen.
       
       [2][Dass die ARD] so ein Multitalent wie Schreiber ziehen lässt,
       hinterlässt jedenfalls auch jede Menge Fragezeichen. Ja klar, ARD aktuell,
       [3][die Redaktion hinter „tageschau“ und „tagesthemen“ ist ein zäher Laden]
       mit noch ziemlich jungen Chefs. An denen nach oben vorbeizuziehen, dürfte
       es schwer sein. Und die Miosga-Lücke bei „tt“ ist schon verfüllt.
       
       Aber hatte keine der anderen Anstalten ein attraktives Angebot?
       Chefredakteur beim RBB zum Beispiel, das würde Schreiber locker rocken.
       „Nee, dieser Laden muss anders von innen heilen“, sagt die Mitbewohnerin.
       Aber Schreiber hat doch schon in Nahost für den libanesischen Daily Star
       über die Hisbollah geschrieben und kennt sich in verminten Gebieten aus.
       
       ## Geld regiert die Welt
       
       Und besser als das Sprecherhonorar pro „Tageschau“ zahlt selbst der klamme
       Hauptstadtsender. Auskunft erteilen diverse Berater, die dem RBB auf der
       Tasche liegen. Aber Springer bietet mit Sicherheit mehr, da gilt immer noch
       ungeniert „Geld regiert die Welt“. Auch wenn sich das gleichnamige Blatt
       das immer bei der roten Bild-Schwester leihen musste. Aber jetzt wird ja
       alles zur Premium-Gruppe zusammengelegt, und weil die Standardkräfte gehen
       müssen, reicht vielleicht Kohle.
       
       Fragt sich natürlich noch, wie es um die nichtmonetären Werte bestellt ist.
       Mit Springers Essentials dürfte Schreiber locker klarkommen. Und wenn sich
       sein kritisch-kundiger Blick auf Nahost, Islam und den ganzen Rest auch im
       üblichen Springer-Gegeifere durchsetzt, wäre das sogar 'ne positive News.
       Und würde ganz nebenbei auch konstruktiven Journalismus darstellen.
       
       So lange gilt, was Kayhan Özgenç zum Abgang seiner Truppe ins
       Redaktionspoesiealbum geschrieben hat: „Glaubt an euch und denkt auch immer
       wieder daran, dass ihr einen ganz besonderen Beruf ausgewählt habt.
       Journalisten haben die Aufgabe, den Mächtigen in Politik und Wirtschaft auf
       die Finger zu schauen, und notfalls auch zu hauen.“ Notfalls auch
       springerintern, das Herz muss nur auf dem richtigen Fleck bleiben!
       
       28 May 2025
       
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 (DIR) Steffen Grimberg
       
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