# taz.de -- Protokolle zum Klassenkampf: Was ist heutzutage schon gerecht?
       
       > Soziale Gerechtigkeit hat viele Aspekte. Wir haben 27 Menschen mit
       > unterschiedlichen Perspektiven auf die Gesellschaft gefragt, was der
       > Begriff für sie bedeutet.
       
       Deutschland gehört zu den reichsten Staaten der Welt – aber Wohlstand,
       Bildung, Gesundheit und Glück sind höchst ungleich verteilt. Wie wird die
       kommende Bundestagswahl die Weichen stellen für die Verteilungsprobleme?
       Wen wird treffen, dass die öffentlichen Kassen nach der Pandemie leer
       gefegt sind? Schaffen wir es, [1][das Klima zu schützen] und dabei keine
       Abstriche bei der sozialen Gerechtigkeit zu machen? Unter dem Motto
       „Klassenkampf“ widmet sich die taz eine Woche lang allen Fragen rund um
       soziale Gerechtigkeit – in der Printzeitung, auf taz.de und in den taz
       talks. Zum Auftakt haben wir 27 Menschen gefragt, was für sie soziale
       Gerechtigkeit ist.
       
       ## Jürgen Schneider: „Das Hartz-System fördert die Existenzangst“
       
       Jürgen Schneider ist Grundsicherungsempfänger, wohnungslos, und engagiert
       bei der Selbstorganisation AG Beteiligung der Diakonie 
       
       Soziale Gerechtigkeit bedeutet für wohnungslose Menschen, die benötigte
       Unterstützung ihnen unmittelbar zukommen zu lassen und nicht nur den
       Menschen zu verwalten. Das [2][Hartz-IV-System] fordert von Erwerbslosen
       und Aufstockern aber häufig unmögliches. Einige Empfänger sind krank und
       können die Maßnahmen nicht machen. Es ist auch schwierig für die
       Leistungsbezieher, an der digitalen Kommunikation teilzuhaben, weil sie oft
       die Geräte gar nicht besitzen.
       
       Das Hartz-System fördert die Existenzangst. Menschen werden stigmatisiert,
       ausgegrenzt, überwacht und bevormundet. Der unzureichende Regelsatz
       diskriminiert alle Menschen. Gerade in der Coronakrise erleben wir
       dramatische Folgen fürs ganze Leben. Vieles brach zusammen. Besonders
       wohnungslose Menschen wurden mit ihrer Situation alleine gelassen. Ohne
       bedingungslose finanzielle Existenzsicherung und eine Wohnung für jeden und
       bürgernahe Sprache wird es keine soziale Gerechtigkeit geben können.
       
       ## Annalena Baerbock: „Mit fairen Startbedingungen ins Leben gehen“
       
       [3][Annalena Baerbock] ist Kanzlerkandidatin der Grünen 
       
       Jedem Menschen ein Leben in Würde und Freiheit zu ermöglichen, darum
       geht's. Von Anfang an. In unserem reichen Land wächst jedes fünfte Kind in
       Armut auf. Soziale Politik muss dafür sorgen, dass alle mit fairen
       Startbedingungen ins Leben gehen.
       
       Freiheit und Würde bedeuten ein Leben ohne existenzielle Not. Die
       Grundsicherung muss zum Leben reichen, vor allem aber müssen es die
       Arbeitslöhne. Und Mieten müssen bezahlbar sein.
       
       In der Pandemie haben wir erlebt, wie wichtig gleichberechtigte
       gesellschaftliche Teilhabe für den Zusammenhalt in einer Gesellschaft ist.
       Dafür braucht es einen starken Sozialstaat und öffentliche Infrastruktur,
       also Schulen und Sportplätze, einen gut ausgebauten ÖPNV, schnelles
       Internet für alle und gute gesundheitliche Versorgung. Die große Aufgabe
       für die kommenden Jahre ist, die ökologische Transformation zu einem Gewinn
       an sozialer Gerechtigkeit zu machen.
       
       ## Tahir Della: „Soziale Fragen und Rassismus zusammendenken“
       
       Tahir Della ist Sprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland 
       
       Soziale Ungleichheit steht oft in Verbindung mit rassistischen
       Ausgrenzungsmechanismen: Wer von Rassismus betroffen ist, hat schlechtere
       Bildungsschancen und ist [4][auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt
       benachteiligt.] Als antirassistische Bewegung müssen wir soziale Fragen und
       Rassismus zusammendenken.
       
       Wie stark sie miteinander verwoben sind, wurde vor dem Hintergrund der
       Pandemie besonders deutlich. Sie hat Schwarze Menschen, Menschen der
       afrikanischen Diaspora, aber auch Personen of Color und geflüchtete
       Menschen besonders hart getroffen – nicht nur dadurch, dass für sie der
       Zugang zum Gesundheitssystem ungleich schwerer ist.
       
       Geflüchtete etwa waren durch Quarantäneregelungen und die Angst vor
       [5][Racial Profiling bei Polizeikontrollen] in ihrer Bewegungsfreiheit noch
       stärker eingeschränkt als sonst. Die Dominanzgesellschaft nimmt das nicht
       ernst. Aber [6][nach dem Mord an George Floyd] sind die sozialen Bewegungen
       mehr und mehr zusammengerückt.
       
       ## Rainer Dulger: „Bildung ist die Grundlage für Chancengerechtigkeit“
       
       Rainer Dulger ist Unternehmer und Präsident der Bundesvereinigung der
       Deutschen Arbeitgeberverbände 
       
       Bildung ist der Baustoff unserer Zukunft und Grundlage für
       Chancengerechtigkeit. Damit ist Bildung die nachhaltigste Sozialpolitik und
       das Fundament für ein selbstbestimmtes Leben, gesellschaftliche Teilhabe,
       ein erfülltes Berufsleben und Wohlstand. Im globalen Wettbewerb um
       Fachkräfte wird Bildung regional und überregional zum zentralen
       Standortfaktor. Wir brauchen ein Bildungssystem unabhängig von sozialen
       Hintergründen, das individuelle Förderung in den Mittelpunkt stellt.
       
       Dies schließt auch den dringenden digitalen Wandel in Schulen mit ein: Mit
       moderner Methodik und Didaktik müssen Schüler auf die Anforderungen der
       Wirtschaft vorbereitet werden – digitalisierte Berufsbilder sind in den
       Unternehmen längst Standard. Kurzum: Als Wirtschaft und Gesellschaft können
       wir es uns nicht leisten, dass sich Talente mangels Förderung nicht
       entfalten können und Potenziale in Zeiten von Fachkräftemangel auf der
       Strecke bleiben.
       
       ## Lisa Winkelmann: „Bild der Chancengleichheit zerbrochen“
       
       Lisa Winkelmann studiert Literaturwissenschaft in Erfurt 
       
       Seit anderthalb Jahren stehen wir Student*innen vor mehr oder weniger
       geschlossenen Universitätstoren. [7][Seit dem Virus ist Studieren mühsam
       geworden.] Nicht nur Einsamkeit allein am Schreibtisch: Studierende
       verlieren Jobs, Praktika fallen aus und Abschlussarbeiten müssen trotzdem
       geschrieben werden. Wir sind auf Verständnis unserer Dozierenden
       angewiesen. Letztlich müssen viele ihr Studium verlängern, aber haben
       weniger finanzielle Mittel zur Verfügung. Auch Hilfen wie die Verlängerung
       der Regelstudienzeit können das nicht auffangen.
       
       Trotzdem haben primär Studierende aus bildungsfernen und finanziell
       unterprivilegierten Familien Schwierigkeiten und das wird sich langfristig
       auswirken. Die aktuelle Situation widerspricht der sozialen Gerechtigkeit
       und viele fühlen sich seit der Pandemie von Politik und Staat noch mehr
       allein gelassen. Das Bild der Chancengleichheit, welches auf dem Unicampus
       schon lange bröckelt, ist in der Coronakrise gänzlich zerbrochen.
       
       ## Ute-Henriette Ohoven: „Noch lange nicht gerecht“
       
       Ute-Henriette Ohoven ist UNESCO-Sonderbotschafterin und Gründerin der
       YOU-Stiftung 
       
       Ich bin jedes Mal geschockt, wenn ich Statistiken sehe, die Kinder
       betreffen. Unglaubliche Zahlen, die einen regelrecht niederschmettern.
       Heute gibt es immer noch circa 160 Millionen Kindersklaven, das heißt
       Mädchen und Jungen in schwerster Kinderarbeit! Kaum vorstellbar, was dies
       für die Kinder bedeutet.
       
       Seit der UN-Kinderrechtskonvention 1999 ist die Anzahl der Kindersklaven,
       das heißt [8][der arbeitenden Kinder,] von circa 250 auf 160 Millionen
       geschrumpft. Allerdings hat gerade in den letzten Jahren die Kinderarbeit
       wieder zugenommen. Es ist also noch lange nicht gut genug und vor allem
       nicht gerecht.
       
       Es ist schade, nicht nachvollziehbar und mehr als ungerecht, dass bei
       Maßnahmen, die unseren Kindern in der gesamten Welt den notwendigen Schutz
       und den Zugang zu Bildung und Ausbildung geben würden, immer darauf
       verwiesen wird, dass das Geld dafür nicht da sei. Das ist die
       Ungerechtigkeit, die mich antreibt.
       
       ## Leon: „Das kapitalistische System verändern“
       
       Leon, 30, schiebt bei Amazon Nachtschichten und möchte nicht, dass sein
       echter Name in der Zeitung auftaucht 
       
       Ich mache Nachtschichten bei Amazon. Zwar werde ich pro Stunde bezahlt,
       aber mit einem festen Gehalt kann ich trotzdem nicht rechnen. Eingeteilt
       werden wir nämlich nicht zu festen Schichten, sondern im sogenannten
       „Standby“. Das bedeutet, dass wir uns bereithalten müssen, und bis 14 Uhr
       bekommen wir Bescheid, ob wir tatsächlich arbeiten. Aber es werden immer
       viel zu wenige Leute zur Arbeit gerufen, sodass 10 die Arbeit von 30
       machen. Und uns wird die ganze Zeit Druck gemacht. Denn wenn du am
       Fließband zu langsam bist, hältst du die ganze Maschinerie an.
       
       Ob man mich [9][bei Amazon] mehr ausbeutet als anderswo? Das weiß ich
       nicht. Aber ich würde gern dabei mithelfen, das kapitalistische System zu
       verändern, das auf der Ausbeutung von Menschen und Erde basiert. Für
       Soziale Gerechtigkeit braucht es eine Bewegung, die sich für die Rechte
       aller Menschen ohne Diskriminierung einsetzt.
       
       ## Christian Lindner: „Entscheidend ist die Verteilung der Chancen“
       
       [10][Christian Lindner] ist Bundesvorsitzender und Spitzenkandidat der FDP 
       
       Soziale Gerechtigkeit ist ein vielschichtiger Begriff. Die politische Linke
       versteht darunter in erster Linie eine vom Staat organisierte Umverteilung,
       die den Weg zu materieller Gleichheit weisen soll. Diese Sicht engt den
       Gerechtigkeitsbegriff ein. Entscheidend ist viel eher die Verteilung der
       Chancen in einer Gesellschaft. Soziale Gerechtigkeit sollte nicht in
       Umverteilungsquoten, sondern anhand von Aufstiegsmöglichkeiten gemessen
       werden.
       
       Dafür braucht es ein Bildungssystem, das endlich spitze ist, lebenslang
       wiederkehrende Möglichkeiten für selbstbestimmte Weiterbildung sowie die
       Gewissheit, dass sich Anstrengung in jeder Lebenslage lohnt. Hiervon ist
       der politische Diskurs leider oft weit entfernt: Kaum bekannt ist etwa,
       dass der wahre Spitzensteuersatz in Deutschland 80 Prozent beträgt – zu
       entrichten von Menschen, die Hartz IV beziehen, nebenbei aber wieder erste
       Schritte auf dem Arbeitsmarkt gehen wollen. Wir sagen: Der Zugriff des
       Staates darf nie höher als 50 Prozent sein. Jede zusätzliche Stunde Arbeit
       sollte sich lohnen.
       
       ## Johanna Börgermann: „Bildung bestimmt Lebensrealitäten“
       
       Johanna Börgermann ist Gymnasiastin in Löhne und im Vorstand der
       Landesschüler*innen-Vertretung in Nordrhein-Westfalen 
       
       Wenn ich nach sozialer Gerechtigkeit gefragt werde, dann erinnere ich mich
       an das Schicksal eines neunjährigen Mädchens, welches nach Corona doch
       nicht die erwartete Gymnasialempfehlung erhielt. Warum? Ihre Eltern waren
       Immigrant*innen und konnten ihre Tochter schulisch nur eingeschränkt
       unterstützen. Das System Schule nimmt keine Rücksicht auf die Startchancen
       der Schüler*innen, sondern sieht nur Leistung. Chancenungleichheit hin oder
       her, so läuft es eben. In einer sozial gerechten Welt wäre dieses Schicksal
       nicht eingetreten.
       
       Die Utopie von sozialer Gerechtigkeit beschreibt eine chancengleiche
       Gesellschaft. Eine bildungsgerechte Gesellschaft. Bildung bestimmt
       Lebensrealitäten und die Chance auf sozialen Aufstieg und ist deshalb
       zentral für jede*n. Genau deshalb ist Bildungsgerechtigkeit auch soziale
       Gerechtigkeit. Es bedeutet, dass die Erfolgschancen der Schüler*innen
       nicht mehr anhand von Herkunft, Geschlecht, Ethnie und Sexualität berechnet
       werden können. Es bedeutet, dass die Startchancen in das Arbeitsleben
       gleich sind. Es bedeutet Bildung für Alle. Ohne Ausschlusskriterien.
       
       ## Afaq Ahmad: Mit denen teilen, die nichts haben
       
       Afaq Ahmad ist Imam und Theologe der Ahmadiyya Muslim Jamaat Darmstadt 
       
       Meine religiöse und soziale Verantwortung besteht darin, mich für gerechte
       Dinge einzusetzen – und zwar nicht nur in Worten, sondern auch in der
       Praxis. Für mich beginnt soziale Gerechtigkeit zu Hause. Es ist meine
       Verantwortung, für meine Eltern zu sorgen. Sie erstreckt sich aber auch auf
       diejenigen, die nicht mit mir verwandt sind, wie die Nachbarn, die Waisen
       und die Bedürftigen.
       
       Ich gelte nicht als Muslim, wenn ich mit vollem Magen zu Bett gehe, während
       mein Nachbar hungrig schläft. Soziale Gerechtigkeit bedeutet für mich
       außerdem Kampf gegen Armut. Wir haben hier viel Reichtum, während Millionen
       von Menschen in den Entwicklungsländern an Hunger sterben.
       
       Der Islam lehrt mich, bereit zu sein, das, was ich habe, mit denen zu
       teilen, die es nicht haben. Mein Glaube sagt mir auch, dass ich ein Hüter
       dieser Erde bin. Deshalb muss ich aktiv etwas tun, um ihr gesundes
       Fortbestehen zu gewährleisten. Auch das ist mein Kampf für Gerechtigkeit.
       
       ## Bernadette La Hengst: „Kunst und Kultur sind Nahrung und Antriebskraft“
       
       Bernadette La Hengst ist Pop- und Elektropop-Musikerin 
       
       Für jedes Kind ein Instrument: Das ist für mich Grundlage von sozialer
       Gerechtigkeit. Musikunterricht, Theater, freies Spiel – all das würde
       helfen, soziale Unterschiede zu überbrücken. Mit Kunst und Kultur lernt
       man, sich auszudrücken und findet einen Weg, an der Gemeinschaft
       teilzuhaben. Das ist eine Basis für ein gutes Leben, zu der viele Ärmere
       keinen Zugang haben.
       
       Wir brauchen Kunst und Kultur, sie sind Nahrung und Antriebskraft, mit ihr
       entwickeln wir uns weiter. Dass das kulturelle Leben für eineinhalb Jahre
       komplett gestoppt war, war furchtbar. Jetzt brauchen wir die Impfungen,
       damit die Clubs offen bleiben können und die Theater. Nur wenn wir uns an
       solchen Orten treffen und austauschen, können wir die Krise verarbeiten und
       über sie hinwegkommen. Eine [11][Impfquote von 85 Prozent] würde auf jeden
       Fall zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen.
       
       Wenn wir außerdem nicht klimaneutral werden, wird es bald so große soziale
       Ungerechtigkeiten geben, dass wir uns das jetzt noch gar nicht vorstellen
       können. Ich möchte es radikal formulieren: Dann wird es Kunst und Kultur
       nicht mehr geben.
       
       ## Armin Laschet: „Für die Chance auf den Aufstieg durch Bildung“
       
       [12][Armin Laschet] ist Kanzlerkandidat der Union 
       
       Soziale Gerechtigkeit bedeutet für mich zuallererst Chancengerechtigkeit:
       Jedes Kind muss die Chance auf den Aufstieg durch Bildung haben, unabhängig
       von der Herkunft der Eltern.
       
       Für Soziale Gerechtigkeit müssen Freiheit und Verantwortung eng verbunden
       bleiben. Der Mensch als Einzelner ist frei und gleichzeitig auf die
       Gemeinschaft angewiesen. Er braucht die Gemeinschaft und die Gemeinschaft
       braucht ihn. Konkret: Eigentum begründet Freiheit – und gleichzeitig
       verpflichtet es.
       
       Soziale Gerechtigkeit heißt auch Generationengerechtigkeit: Die ältere
       Generation darf nicht auf Kosten der Jüngeren leben. Weder beim
       Staatshaushalt noch bei der Umwelt. Auch Klimaschutz muss sozial gestaltet
       werden.
       
       Die neue Soziale Frage ist nicht mehr alleine der Ausgleich zwischen
       Kapital und Arbeit, sondern auch der Lebenschancen und Freiheitsrechte
       künftiger Generationen.
       
       ## Emma: „Mein Kind hat keine Rechte“
       
       Emma, 39, ist ohne Papiere in Deutschland und möchte nicht, dass ihr echter
       Name in der Zeitung auftaucht 
       
       Meine Tochter ist zwei Jahre alt und in Deutschland geboren, hat aber
       aufgrund einer unglücklichen Verkettung von Umständen keine gültige
       Geburtsurkunde. Es gibt kein Dokument, das ihre Existenz beweist. Nichts.
       Ich weiß nicht, wann sich das ändern wird. Das Standesamt weigert sich, ihr
       eine neue Geburtsurkunde auszustellen. Das bedeutet: Mein Kind hat keine
       Rechte – kein Recht auf Gesundheit oder soziale Sicherung. Sie hat keine
       Krankenversicherung und wird nicht in die Kita gehen können.
       
       Wie an vielen anderen Einwanderern rächt sich der Staat durch meine Tochter
       an mir, weil ich [13][Sans-Papiers] bin. Das ist eine Ungerechtigkeit. Die
       Kinder sind unschuldig. Sie dürfen nicht unter dem Aufenthaltsstatus ihrer
       Eltern leiden. Wenn ein Kind geboren wird, sollte es die Staatsbürgerschaft
       und alle Rechte bekommen, die damit verbunden sind – unabhängig von den
       Eltern. Das wäre Gerechtigkeit.
       
       ## Felicia Ewert: „Voneinander lernen, um uns gegenseitig unterstützen zu
       können“
       
       Felicia Ewert ist Autorin und politische Referentin zu den Themen
       Transfeindlichkeit, Transmisogynie und Homofeindlichkeit 
       
       Für mich bedeutet soziale Gerechtigkeit, immer mehrere Perspektiven zu
       beachten und miteinzubeziehen. Es gibt nicht den einen Weg.
       
       [14][Meine Arbeit besteht darin, intersektional zu denken und zu handeln.]
       Zum einen bei meinen persönlichen, vielschichtigen Kämpfen gegen Misogynie,
       Trans- und Homofeindlichkeit. Zum anderen, wenn ich mich weiterbilde, um
       die Kämpfe von anderen Menschen im Patriarchat und Kapitalismus zu
       erkennen, zu verstehen und solidarisch mit ihnen zu sein.
       
       Wir dürfen und müssen voneinander lernen, um uns gegenseitig unterstützen
       zu können. Wir können nicht darauf vertrauen, dass Institutionen das schon
       regeln, denn die Erfahrung zeigt, dass die Leben marginalisierter Menschen
       dort immer zu etwas Debattierbarem gemacht werden.
       
       Und hierbei geht es nicht um abstrakte Theorien, sondern um Menschenleben:
       um Arbeitsbedingungen, Geld, Gesundheitsversorgung, körperliche Autonomie.
       Soziale Gerechtigkeit muss daher auch immer ökonomische Gerechtigkeit
       bedeuten.
       
       ## Christopher Jost: „Prekäre und krankmachende Lebensumstände“
       
       Christopher Jost arbeitet als Krankenpfleger in einem Berliner Krankenhaus 
       
       Krankenhäuser sind Orte, in denen viele soziale Realitäten
       aufeinandertreffen und gesellschaftliche Ungleichheiten so besonders stark
       sichtbar werden. Für die allermeisten Menschen ist es wohl nur schwer
       vorstellbar, aus welchen teils prekären und krank machenden Lebensumständen
       wir Patient*innen zu uns auf Station aufnehmen. Für meine
       Kolleg*innen und mich ist es einfach unsere Arbeit, für hochkalorische
       Kost zu sorgen, Hilfestellung bei der Körperpflege zu leisten und die
       chronischen Wunden zu versorgen.
       
       Hätten wir mehr Zeit und würde unserer Profession mehr zugetraut, könnten
       wir unsere Aufgabe sogar noch besser machen. Für ein wirklich gerechtes und
       bedarfsorientiertes Gesundheitssystem, in dem alle Menschen einen
       niedrigschwelligen Zugang zu pflegerischer Versorgung haben, braucht es
       neben Reformen zu den jetzigen Abrechnungssystemen aber auch die staatliche
       Refinanzierung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.
       
       ## Helga Neumann: „Gleiche Rechte und Pflichten für alle“
       
       Helga Neumann ist Rentnerin aus Berlin-Neukölln 
       
       Wenn alle aufeinander Rücksicht nehmen – das ist für mich Gerechtigkeit.
       Ich bin eigentlich ein zufriedener Mensch, mir fehlt nur selten etwas und
       deshalb kann ich auch gut auf andere zugehen. In meinem Kiez in Berlin
       leben so viele Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern zusammen: das
       finde ich bereichernd und interessant, weil ich neugierig und
       aufgeschlossen bin.
       
       Andererseits finde ich es aber schwierig, wenn ich auf dem Bürgersteig
       laufe, und ich höre zeitweise gar niemand anderen mehr Deutsch sprechen.
       Jeder Mensch sollte versuchen, sich wenigstens ein bisschen in der Sprache
       des Landes zu auszuprobieren, in dem er oder sie sich gerade aufhält. Das
       ist für mich gerechte und gelebte Gastfreundschaft.
       
       Was für mich auch das Gegenteil von Gerechtigkeit bedeutet, ist, dass in
       der momentanen Coronasituation sich längst nicht alle vernünftig verhalten.
       Abstände werden nicht eingehalten, Masken nicht getragen, dort wo es
       eigentlich zur Zeit Pflicht ist. Das finde ich unfair und dumm. Gleiche
       Rechte für alle, aber auch gleiche Pflichten. Nur so können wir gerecht
       zusammenleben.
       
       ## Olaf Scholz: „Niemand darf diskriminiert werden“
       
       [15][Olaf Scholz] ist Kanzlerkandidat der SPD 
       
       Es gibt keinen Politiker, der sagt: Ich stehe für Ungerechtigkeit. Dennoch
       gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was „gerecht“ ist. Für
       mich gehört zur Gerechtigkeit die klassische liberale Idee der politischen
       und bürgerlichen Gleichheit aller. Niemand darf diskriminiert werden, nicht
       vor Gericht, nicht im Alltag und nicht in Bezug auf demokratische Teilhabe.
       
       Ohne die soziale Dimension ist dies aber nur eine halbe Gerechtigkeit. Es
       geht auch um real gleiche Chancen, aus seinem Leben etwas zu machen. Und um
       das Verständnis, dass wir in einer arbeitsteiligen Gesellschaft alle
       aufeinander angewiesen sind. Darum gerechte Löhne und einen Ausgleich über
       unser Steuer- und Sozialsystem.
       
       Hinzu kommt, was der Philosoph Michael Sandel Beteiligungsgerechtigkeit
       nennt. Also dass niemand das Gefühl bekommt, etwas „Schlechteres“ zu sein
       und jeder die Chance hat, seinen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
       Deshalb ist mir eine Politik und eine Gesellschaft des gegenseitigen
       Respekts wichtig.
       
       ## Avitall Gerstetter: „Der Gradmesser ist, wie wir mit Minderheiten
       umgehen“
       
       Avitall Gerstetter ist Kantorin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin 
       
       Soziale Gerechtigkeit ist DAS Ziel des Humanismus, DAS Versprechen der
       Aufklärung. Ich bin aber nicht naiv genug anzunehmen, dass ich selbst noch
       erleben darf, wie es erreicht wird. Die weltweite Ungleichverteilung von
       Ressourcen, sei es der Zugang zu Wasser und Nahrung, die Chance auf
       Bildung, auf freie Meinungsäußerung, all das steht dem entgegen.
       
       Ich bin Jüdin und ich bin es mit Stolz. Aber ich sage auch angesichts der
       weltweiten Zunahme des Urübels des Antisemitismus: Wie wir mit Minderheiten
       umgehen, wie sich Judenhass ausprägt, wie sich die Diskriminierung von
       Frauen ausnimmt und was dagegen getan wird, das ist auch Gradmesser für
       soziale Gerechtigkeit insgesamt.
       
       Und obwohl ich nicht mehr erleben werde, wie soziale Gerechtigkeit erreicht
       wird: Ich bin naiv genug, mich dennoch jeden Tag dafür einzusetzen, dass
       der Weg dorthin weitergegangen wird. Denn wenn wir soziale Gerechtigkeit
       nicht anstreben, dann wird dies das Ende menschlicher Zivilisation sein.
       
       ## Reiner Hoffmann: „Gute Arbeit, Mitbestimmung und Tarifverträge“
       
       Reiner Hoffmann ist Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds 
       
       Die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen wird sich in den nächsten Jahren
       grundlegend ändern. In dieser Zeit der Umbrüche sind Sicherheit und
       verlässliche Zukunftsperspektiven für die Menschen entscheidend. Wenn
       Menschen mitbestimmen und sich mitentwickeln können, wenn wir Weiterbildung
       möglich machen und Beschäftigung sichern, dann liegt in der Veränderung
       eine Chance. Gute Arbeit, Mitbestimmung und Tarifverträge sind also kein
       Selbstzweck. Diese Instrumente sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen,
       sozial gerechten Zukunft. Denn sie stehen für Innovation in den Betrieben,
       Akzeptanz der Gesellschaft und Engagement der Beschäftigten.
       
       Der radikale Umbau unserer Wirtschaft ist eine zutiefst soziale Frage. Nur
       wenn wir soziale Gerechtigkeit ganz oben auf die Agenda setzen, kommen wir
       stärker aus diesen Transformationen heraus, als wir hineingegangen sind.
       
       ## Andreas Bruske: „Allen Möglichkeiten geben, an Ressourcen teilzuhaben“
       
       Andreas Bruske ist Geschäftsführer und Inhaber eines handwerklichen
       Solarbetriebs bei Bremerhaven 
       
       Soziale Gerechtigkeit bedeutet für mich, dass wir allen die Möglichkeit
       geben, an Ressourcen teilzuhaben. Die Solarenergie ist ein schönes Beispiel
       dafür, wie Energie gerecht verteilt werden kann, wenn man den Leuten die
       nötigen Mittel gibt. Die Sonne liefert uns jährlich 1.500 Mal mehr Energie
       als die ganze Menschheit benötigt. Und es kümmert die Sonne nicht, ob sie
       auf ein reiches oder ein armes Hausdach scheint – sie scheint auf uns alle,
       auf jede Wüste und auf jeden Urwald.
       
       Es braucht nur eine Solaranlage, schon kann man daran teilhaben und Wärme
       oder Strom gewinnen. Selbst in ärmeren Ländern wie Bangladesch gelingt es,
       dass die Leute Sonnenenergie nutzen – dank günstiger [16][Mikrokredite].
       Das Thema Gerechtigkeit ist mir aber auch als Unternehmer sehr wichtig. Zum
       Beispiel schauen wir nicht nur auf unsere Handelsbilanz, sondern haben auch
       schon zwei Mal anhand der Gemeinwohl-Bilanz geprüft, wie sehr wir als Firma
       dem Gemeinwohl dienen.
       
       ## Katrin Dinges: „Auf jeden einzelnen von uns kommt es an!“
       
       Katrin Dinges ist taubblinde Künstlerin aus Berlin 
       
       Soziale Gerechtigkeit ist das Recht auf … Diversität/Vielfalt in allen
       Gesellschaftsbereichen … Leben/Frieden/Gewaltfreiheit/Prävention und
       Gesundheitsversorgung aller … auf freie sexuelle/körperliche und religiöse
       Identität … Selbstentfaltung, Zugang zu kreativem und künstlerischem
       Ausdruck … sich zur Wehr zu setzen, auch juristisch, … sich vertreten
       fühlen, eine Stimme haben … protestieren … (Aus-)Bildung, Information,
       Zugang zum Internet … Schriftsprachkompetenz … technische moderne
       Ausstattung
       
       … finanzielle und organisatorische Deckung aller Assistenzbedarfe …
       selbstbestimmtes Wohnen und Arbeiten (keine Lager, Wohnheime, Werkstätten
       für behinderte Menschen) … finanzielle Unabhängigkeit, faire und
       gleichberechtigte Bezahlung … Anerkennung und Wertschätzung für
       verschiedene Kommunikationsformen und Sprachen … Wertschätzung digitaler
       Teilhabe, Ende von Präsenz-Fetischismus. Veränderungen sind möglich. Auf
       jeden einzelnen von uns kommt es an!
       
       ## Werena Rosenke: „Ein Leben in Würde“
       
       Werena Rosenke ist Geschäftsführerin der BAG Wohnungslosenhilfe 
       
       Ein ganz wesentliches Ziel der BAG Wohnungslosenhilfe und unser
       eigentlicher Kernauftrag ist es, wohnungslosen Menschen ein Leben zu
       ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht. Dazu gehört an erster
       Stelle das Recht auf Wohnen und Existenzsicherung. Wohnen ist ein
       Menschenrecht und steht somit jeder und jedem zu. Wer wohnungslos ist, wird
       nicht nur aus dem Wohnungsmarkt ausgegrenzt, sondern auch aus allen anderen
       existenziellen Lebensbereichen.
       
       Das betrifft das soziale und wirtschaftliche Leben ebenso wie den Bereich
       der Bildung, der gesundheitlichen Versorgung oder der Sicherheit. Wenn
       soziale Gerechtigkeit meint, dass sowohl Rechte als auch
       Entwicklungsmöglichkeiten für alle Menschen gelten, bildet Wohnraum ein
       unverzichtbares Fundament dafür. Bezahlbarer Wohnraum, Wohnraum für
       wohnungslose Menschen ist eine wesentliche Säule sozialer Gerechtigkeit.
       
       ## Christian Krüger: „Gleiche Chancen schaffen für alle“
       
       Christian Krüger arbeitet als Berater für eine Kommunikationsagentur in
       Berlin 
       
       Für mich heißt soziale Gerechtigkeit, dass wir für alle die gleichen
       Chancen schaffen. Gute Bildung nicht nur für Wohlhabende, sondern auch für
       Kinder aus Hartz-IV-Familien im Berliner Plattenbau oder Kinder
       alleinerziehender Eltern auf dem Land. Alle sollten die Möglichkeit haben,
       zu lernen und sich zu entwickeln, aus der Armut zu entkommen und am
       Wohlstand unserer Gesellschaft teilzuhaben.
       
       Ich selbst habe mich nie benachteiligt gefühlt, obwohl ich ein schwuler
       Junge vom Dorf in Ostdeutschland bin. Das sind definitiv Kategorien mit
       Diskriminierungspotenzial. Aber abgehängt fühlte ich mich nie. Doch ich
       habe in meinem eigenen Umfeld gesehen, wie wichtig es ist, am
       gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können – und das kostet nun mal Geld.
       Darum unterstütze ich auch Ideen wie das bedingungslose Grundeinkommen und
       die höhere Besteuerung von Superreichen. Das könnte für alle ein
       gerechteres Leben ermöglichen.
       
       ## Angela Asomah: „Black, Indigenous und People of Color sind keine
       Ressource“
       
       Angela Asomah ist Aktivist*in und Referent*in, gibt Workshops zu
       Klimagerechtigkeit, Intersektionalität und Empowerment und arbeitet bei der
       BUNDJugend 
       
       Soziale Gerechtigkeit bedeutet für mich, dass Menschen auf der ganzen Welt
       gegen zusammenhängende Ausbeutungsmechanismen von Menschen und Natur
       kämpfen. Dabei gibt es für mich keine Trennung zwischen sozialer
       Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit, da die Forderungen zusammengehören:
       Bezahlbare Wohnungen und Jobs, gleiche Löhne für FINTA Personen,
       Bewegungsfreiheit, Reparationszahlungen für den Globalen Süden und die
       Anerkennung der Folgen des Kolonialismus.
       
       Denn der Kolonialismus bedingt nicht nur die andauernde Ausbeutung von
       Menschen im Globalen Süden, sondern ist auch ein Grund für den Klimawandel.
       Gerechtigkeit heißt, dass Black, Indigenous und People of Color nicht als
       Ressource zur Verfügung stehen und die Ausbeutung fossiler Brennstoffe und
       anderer Ressourcen gestoppt wird. Forderungen und Perspektiven von Menschen
       im Globalen Süden sollten im Zentrum der Frage um Gerechtigkeit stehen.
       
       ## Janine Wissler: „Gute Löhne, gute Arbeitsbedingungen, soziale
       Absicherung“
       
       [17][Janine Wissler] ist Spitzenkandidatin der Linken 
       
       Soziale Gerechtigkeit bedeutet für mich, dass der gesellschaftliche
       Reichtum gerecht verteilt wird. Dass die, die ihn erwirtschaften, nicht mit
       Niedriglöhnen und befristeter Beschäftigung abgespeist werden, während
       einige Wenige immer reicher werden. Soziale Gerechtigkeit bedeutet: gute
       Löhne, gute Arbeitsbedingungen, soziale Absicherung und mit Blick auf das
       Klima den sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft.
       
       Gerechtigkeit heißt, dass besonders reiche Menschen stärker besteuert
       werden und dass die Kosten für die Bewältigung der Coronakrise und den
       Klimaschutz nicht wieder auf die Beschäftigen abgewälzt werden, sondern die
       Profiteure und Verursacher in die Pflicht genommen werden. Gerecht ist,
       wenn das Elternhaus nicht darüber entscheidet, welchen Zugang zu Bildung
       ein Kind hat. Gerecht ist, wenn es bezahlbaren Wohnraum für alle gibt.
       Gerecht ist, wenn in einem reichen Land niemand in Armut leben muss.
       
       ## Marcus Wergin: „Gerechtigkeit ist Menschenwürde“
       
       Marcus Wergin arbeitet in der Schweriner Petrus-Gemeinde als Sozialdiakon 
       
       Für mich heißt soziale Gerechtigkeit, dass ich mein Gegenüber als wertigen
       Menschen behandle. Gerechtigkeit ist Menschenwürde. Darauf achten wir auch
       bei der Lebensmittelausgabe, die wir hier in Schwerin organisieren. Wir
       behandeln die Menschen nicht als Bittsteller, sondern als Gäste. Denn
       insgesamt empfinde ich das System der Tafel als sehr ungerecht.
       
       Es ist ein Skandal, dass Menschen in Deutschland auf eine
       Lebensmittelausgabe angewiesen sind, weil das Geld zum Monatsende so knapp
       wird, dass man nicht genug zu essen hat. Und dann bekommen sie
       Lebensmittel, die normale Konsumenten im Supermarkt nicht kaufen. Bei der
       Tafel versuchen wir dann immer, mehr als nur die Lebensmittel zu
       verschenken. Das kann ein Lächeln und ein Gespräch sein, das kann eine
       Tasse Kaffee und das Gefühl von Gemeinschaft sein – das wir noch obendrauf
       geben, zu der Tüte mit den Lebensmitteln. Denn für die Tüte kann man sich
       oft nur entschuldigen.
       
       ## Nancy Poser: „Auch für die, die weniger leisten können“
       
       [18][Nancy Poser] ist Richterin am Amtsgericht Trier und Gründungsmitglied
       von Ability Watch. 2020 reichte sie gemeinsam mit anderen
       Verfassungsbeschwerde gegen eine mögliche Benachteiligung von Menschen mit
       Behinderung in der Intensivbehandlung (Triage) ein 
       
       Soziale Gerechtigkeit bedeutet für mich, die Kluft zwischen arm und reich
       zu verringern. Nicht jeder muss dasselbe haben – Qualifikationen oder
       Verantwortung, die man trägt, sollen natürlich Berücksichtigung finden.
       Aber wer das ihm Mögliche für die Gesellschaft tut, muss von dieser auch
       Rahmenbedingungen erwarten dürfen, die jedem Mitglied ein finanziell
       abgesichertes Leben ermöglichen.
       
       Gleiches muss für diejenigen gelten, die z.B. aufgrund von Krankheit
       weniger leisten können. Deshalb: Beitragsbemessungsgrenze weg.
       Bürgerversicherung her. Einheitliche Rentenkasse einführen. Ein anderer
       wichtiger Aspekt ist die Herstellung von Chancengleichheit von Anfang an.
       Kein Aussortieren von Kindern nach Klasse 4. Inklusion. Eine Schule für
       alle. Kurz: Umverteilung, Solidarität und Chancengleichheit.
       
       17 Aug 2021
       
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