# taz.de -- Flüchtlinge in Europa: EU plant Umverteilung mit Hintertür
       
       > Deutschland soll die meisten Flüchtlinge aufnehmen. Renitente Staaten
       > sollen sich mit einer Art „Ablasszahlung“ freikaufen können.
       
 (IMG) Bild: Flüchtlinge aus Nahost warten in Belgrad auf die Weiterreise in die EU.
       
       Brüssel taz | Deutschland wird auch künftig die meisten Flüchtlinge in
       Europa aufnehmen. Dies geht aus den Plänen hervor, die
       EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch in Straßburg
       vorstellen will. Sie sehen vor, dass das einwohnerstärkste EU-Land weitere
       31.443 Menschen empfängt. Laut Entwurf dürften 13.200 Menschen aus
       Griechenland kommen, etwa 14.100 aus Ungarn und mehr als 4.000 aus Italien.
       
       31.443 Personen – das ist ein Viertel der Gesamtzahl von 120.000
       Flüchtlingen, die umverteilt werden sollen, wie am Montag aus EU-Kreisen
       verlautete. Über die Details wird noch heftig gerungen.
       
       Doch gleichzeitig wird hinter den Kulissen schon darüber verhandelt, wie
       man mit jenen Ländern umgeht, die sich einer solchen Quote verweigern. Nach
       einem Bericht der Financial Times sollen sie sich durch eine Art
       Ablasszahlung „freikaufen“ können – allerdings nur vorübergehend und mit
       einer guten Begründung. So könnte Polen auf die befürchtete
       Flüchtlingswelle aus der Ukraine verweisen. Ungarn kann sich auf eine
       Notlage berufen. Für andere Neinsager wie Tschechien oder die Slowakei
       würde es dagegen eng. Unklar ist noch, wie die Lastenteilung praktisch
       funktionieren soll. Denn viele Flüchtlinge weigern sich, nach Osteuropa zu
       gehen, nicht einmal Österreich wird derzeit als Ziel akzeptiert.
       
       Nach einem einmal erfolgten Asylantrag dürften die Flüchtlinge aber nicht
       mehr nach Deutschland ausreisen, stellte eine Sprecherin der EU-Kommission
       klar. Dies könnte zu einem neuen Ansturm führen – und zu Protesten, wenn
       Asylbewerber umgesiedelt werden sollen.
       
       Trotz dieser Probleme unterstützt Bundeskanzlerin Angela Merkel die
       Brüsseler Pläne. Junckers Rede am Mittwoch werde gerade in den
       osteuropäischen Staaten eine „gewisse Dynamik“ entfachen, zeigte sich die
       Kanzlerin vorsichtig optimistisch. Um Deutschland zu entlasten, werde sie
       „Einzelgespräche“ mit ihren EU-Kollegen führen. Mit Beschlüssen wird aber
       erst beim nächsten EU-Gipfel Mitte Oktober gerechnet.
       
       7 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
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