# taz.de -- Bundeswehreinsätze in Afrika: Schützenhilfe für Hollande
       
       > Deutschland will sich in Afrika militärisch mehr engagieren. Derzeit wird
       > bei der Bundeswehr über drei Einsatzorte nachgedacht.
       
 (IMG) Bild: Eine Aufstockung deutscher Kräfte in Mali könnte zum „Muster“ für Auslandseinsätze nach der Afghanistan-Erfahrung werden.
       
       BERLIN taz | Deutschlands Sicherheit wird demnächst auch in der Sahelzone
       verteidigt, und zwar zwecks Wiederbelebung der deutsch-französischen
       Beziehungen. Diesen Eindruck bekam, wer die Öffentlichkeitskampagne der
       Großen Koalition, insbesondere von Außenminister Frank-Walter Steinmeier
       (SPD), bis Montag verfolgte.
       
       Noch vor dem offiziellen Beschluss der EU-Außenminister in Brüssel am
       Montagmittag für eine Militärmission in der Zentralafrikanischen Republik
       wurde medial folgender neuer deutscher Plan für Afrika verbreitet:
       Deutschland springt dem vielfach gebeutelten französischen Präsidenten
       François Hollande zur Seite. Damit Frankreich Kräfte für den Einsatz in der
       Zentralafrikanischen Republik gewinnt, stockt Deutschland seine Truppen im
       noch lange nicht stabilen Mali auf, wo bisher lediglich deutsche Ausbilder
       im Rahmen einer EU-Mission aktiv sind. Diese Truppen sollen sich auch
       selbst schützen können.
       
       „Es geht darum, dass nicht jeder überall ein bissle etwas tut“, erläuterte
       der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold der taz. Es müsse für Afrika
       „ein Paket geschnürt“ werden, in dem die beteiligten europäischen Länder
       jeweils Schwerpunkte setzten.
       
       Auch Südsudan, wo einige deutsche Soldaten in der UN-Mission UNMISS Dienst
       tun, gehöre hier mitgenannt. Eine verstärkte deutsche Beteiligung an
       UN-Missionen in Afrika ist bereits durch den Aufstieg des deutschen
       Diplomaten Martin Kobler zum Chef der weltweit größten UN-Mission in der
       Demokratischen Republik Kongo gegeben.
       
       ## EU-Ausbildungsmission in Mogadischu
       
       In Bundeswehrkreisen wird derzeit über drei zukünftige Einsatzorte in
       Afrika nachgedacht. Befürwortet wird eine Fortsetzung der deutschen
       Beteiligung an der EU-Ausbildungsmission für Somalias Armee auch in
       Mogadischu – die Deutschen hatten sich aus Sicherheitsgründen aus dieser
       Mission zu Jahresende 2013 herausgezogen, als sie aus Uganda nach Somalia
       verlegt wurde.
       
       In der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui wird die Bundeswehr sich mit
       Transportflügen an der bevorstehenden EU-Militärmission beteiligen. Nun
       kommt Mali ins Spiel. Eine Aufstockung der deutschen Kräfte in Mali könne
       zu einem „Muster“ für Auslandseinsätze der Bundeswehr nach der
       Afghanistan-Erfahrung werden, so Arnold: kurze Intervention, dann schnelle
       Ausbildung örtlicher Kräfte.
       
       Für die Grünen sagte der Außenpolitiker Omid Nouripour zunächst vorsichtig:
       „Wenn die Franzosen im Rahmen der EU um Beistand bitten, kann man nicht
       reflexartig erst mal Nein sagen. Es kommt auf die Details an, aber ich kann
       viele der Rahmenbedingungen noch nicht erkennen.“ Nouripour mahnte: „Wenn
       wir dort Truppen ausbilden, müssen wir genau sagen, wofür.“ Der stockende
       nationale Aussöhnungsprozess lasse offen, „ob diese Truppen nationale
       Streitkräfte sind“.
       
       Was die Malier selbst denken, danach fragt derzeit kaum jemand. Eigentlich
       hätte am Montag, den 20. Januar, ein französisch-malisches
       Verteidigungsabkommen unterzeichnet werden sollen, das angeblich eine
       ständige französische Militärbasis im Norden Malis eingerichtet hätte.
       „Patriotische“ Oppositionelle in Mali, die den Militärputschisten von 2012
       nahestehen, hatten zur „Mobilisierung“ dagegen aufgerufen – denn seit am
       20. Januar 1961 der letzte französische Kolonialsoldat malischen Boden
       verließ, ist dieser Jahrestag als „Tag der Streitkräfte“ so ziemlich der
       letzte, an dem Mali eine neue permanente Truppenpräsenz aus Europa
       akzeptieren kann.
       
       20 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
 (DIR) Ulrike Winkelmann
       
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