# taz.de -- Kommentar CDU in Thüringen: Der Abstieg einer Staatspartei
       
       > Konfuser ist eine Partei selten abgetreten. Politisch hat die CDU in
       > Thüringen keine Partner mehr. Ein dauerhaftes innerparteiliches
       > Scharmützel droht.
       
 (IMG) Bild: Synchronwinken: Lieberknecht (l.) und Merkel – im Hintergrund der konservative Landtagsfraktionschef Mohring
       
       Die CDU regiert in Thüringen seit 25 Jahren. Sie hat sich selbst zur
       Thüringen-Partei stilisiert – als Synonym für das Land selbst. Wer glaubt,
       einen natürlichen Anspruch auf Land und Macht zu besitzen, tut sich schwer,
       stilsicher die Bühne zu verlassen. Genau das zeigt sich jetzt, da das
       Unfassbare droht. Noch bevor Rot-Rot-Grün im Amt ist, scheint die Union in
       Erfurt zu zerfallen. Nicht einmal der mögliche Triumph von Bodo Ramelow
       scheint die auseinanderstrebenden Flügel zu disziplinieren.
       
       Vor einer Woche hat Noch-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht
       angekündigt, dass die CDU einen Kandidaten gegen Ramelow aufstellen wird.
       Jetzt hat die CDU exakt das Gegenteil beschlossen. Konfuser ist eine Partei
       selten abgetreten. Hintergrund ist ein Machtspiel: Der konservative
       Fraktionschef Mike Mohring will das eher soziale, liberale
       Lieberknecht-Lager besiegen, um die unumstrittene Nummer 1 zu werden.
       
       Politisch hat die CDU indes schlicht keine Partner mehr. Mohring hat die
       überaus duldsame SPD durch Rüpeleien verprellt. Und mit der AfD geht
       politisch nichts – auch wenn Mohring davon träumt. Denn eine
       CDU/AfD-Zusammenarbeit wäre für Merkel ein politischer Unfall. Die
       Bundes-CDU ist eifrig bemüht, die rechte Konkurrenz zu ignorieren, hoffend,
       dass die AfD bald verschwindet. Die Rechtspopulisten in Erfurt zum seriösen
       Koalitionspartner in spe zu adeln würde diese Strategie zunichte machen.
       
       Das Letzte, was der Union in Erfurt also noch bleibt, ist ein
       verfassungsrechtlich hochspekulativer Kniff – und die vage Hoffnung, dass
       Ramelow im dritten Wahlgang nicht mehr Ja- als Neinstimmen bekommt. Diese
       Ausgangslage hat etwas Verzweifeltes. Es sieht aus wie die Ouvertüre zu all
       dem, das danach kommen mag: ein dauerhaftes innerparteiliches Scharmützel.
       
       4 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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