# taz.de -- Israelischer Vorstoß in die Stadt Gaza: Wie lange will die Welt noch zusehen?
> Trotz aller Warnungen schickt Israels Premier Benjamin Netanjahu die
> Armee nach Gaza-Stadt. Und nichts passiert, um den Genozid zu beenden.
(IMG) Bild: Israels verbrecherischer Krieg gegen die Menschen in Gaza geht weiter
Die internationale Kritik an Israels Kriegsführung im Gazastreifen wird
immer lauter. Eine UN-Kommission spricht von Genozid, auf einem
Sondergipfel in Katar fordern Dutzende arabische und islamische Staaten die
Bestrafung Israels für begangene Verbrechen. Und in New York positionieren
sich nahezu alle UN-Mitgliedstaaten für die Gründung eines
palästinensischen Staats. Auch in Israel treten rund drei Viertel der
Bevölkerung für sofortige Verhandlungen mit der Hamas ein, aus Sorge um die
noch immer in den Händen der Islamisten befindlichen Geiseln. Selbst die
Armeeführung stellt sich inzwischen gegen die politische Führung. Und was
passiert? Regierungschef Benjamin Netanjahu schickt allen Warnungen zum
Trotz seine Truppen in die Stadt Gaza.
Wann ist es genug? Und was genau ist Netanjahus Ziel? Nach fast zwei Jahren
Krieg bleiben diese Fragen noch immer unbeantwortet. Die Befreiung der
Geiseln kann es nicht sein, denn gerade, als es Fortschritte der
Verhandlungen zu geben schien, befahl Netanjahu die Exekution führender
Hamas-Funktionäre in Katar. Letztlich getroffen wurden [1][fünf rangniedere
Hamas-Mitglieder]. Die Zerschlagung der Hamas, die der israelische
Regierungschef immer wieder betont, erscheint nach zwei Jahren intensiver
Kampfhandlungen auf militärischem Weg als offensichtlich nicht machbar. Und
selbst wenn die Hamas-Milizen mit weißen Fahnen aus den Tunneln gekrochen
kämen – was dann?
Netanjahus rassistischen Koalitionspartnern schweben ganz unverblümt
Massenevakuierungen vor. Schon geht unter den einst [2][aus dem
Gazastreifen vertriebenen jüdischen Siedlern] die Planung zum Wiederaufbau
des einstigen Siedlungsblocks Gusch Katif voran, wo einst fast 10.000
Israelis lebten. Doch wo sollen die Palästinenser hin? Die Grenzen sind
dicht. Die Menschen fliehen ziellos, sie sterben bei den Angriffen oder vor
Hunger.
Wie lange noch – und das ist die eigentliche Frage – will die Welt dabei
zusehen? Die Gründung Palästinas zu befürworten, rettet kein einziges Kind
vor dem Hungertod. Den Völkermord beim Namen zu nennen, ist eine Sache. Was
aber passiert konkret, um den Genozid zu beenden? Es bräuchte nicht viel,
um die knappe Regierungsmehrheit ins Wanken zu bringen. Eine konzertierte
Aktion westlicher Länder, ein Waffenembargo, die Einstellung von
Hilfszahlungen, gepaart mit Wirtschaftssanktionen vonseiten der [3][neuen
Partner Israels am Golf], könnten den einen oder anderen Abgeordneten im
Likud vielleicht umstimmen. Einen Versuch wäre es wert.
16 Sep 2025
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## AUTOREN
(DIR) Susanne Knaul
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