# taz.de -- Abschiebung nach Syrien: Dobrindts zynischer Weihnachtsgruß
> Ausgerechnet am Tag vor Heiligabend schiebt Deutschland wieder nach
> Syrien ab. In der Migrationspolitik zahlt sich solche Inszenierung
> inzwischen aus.
(IMG) Bild: Abschiebeminister Dobrindt findet Abschiebungen christlich
Es dürfte vielen Menschen schwerfallen, Mitleid für den Mann aufzubringen,
den die Bundesregierung am Dienstag nach Syrien abgeschoben hat. Ein Mann,
der wegen besonders schweren Raubes, Körperverletzung und Erpressung
verurteilt ist. Aber es wäre ein Missverständnis zu denken, es ginge hier
nur um ihn.
Zum einen ist es erklärtermaßen das Anliegen der Bundesregierung, die
Abschiebungen nach Syrien mit der Zeit auch auf Personen auszuweiten, die
nie Straftaten begangen haben. Die [1][Abschiebung] ist also nur der
Türöffner. Einen Kriminellen kann man schon mal in [2][ein verwüstetes
Land] schicken. Später, wenn es dann andere sind, die in den
Abschiebeflieger gezwungen werden, schaut schon niemand mehr so genau hin.
So läuft es schon bei den seit dem Sommer stattfindenden und kaum noch
beachteten [3][Abschiebungen von Straftätern nach Afghanistan]. Doch die
Abschiebung vom Dienstag ist auch deshalb größer als der Einzelfall, weil
sie in ihrer offensichtlich beabsichtigten Symbolik das zynische Prinzip
[4][der deutschen Migrationsdebatte] illustriert.
230 Tage sind vergangen, seit Alexander Dobrindt das Amt des
Bundesinnenministers übernommen hat und von Tag eins an hat er darauf
hingewirkt, dass Abschiebungen nach Syrien möglich werden. Ganz zufällig
ist es nun der Tag vor Weihnachten, an dem die Umsetzung gelingt. Und wenn
Menschenrechtsorganisationen zurecht den Zynismus beklagen, der hier
demonstriert wird, dann ist es vielleicht gerade das, worauf es Dobrindt
abgesehen hatte.
In der Migrationsdebatte stehen die moralischen Kategorien inzwischen so
Kopf, dass es Dobrindt tatsächlich nutzen dürfte, als besonders
kaltherziger Abschiebeminister angegriffen zu werden. Es ist dieselbe
Logik, nach der sich Dobrindts Vor-Vorgänger im Amt, Horst Seehofer, einst
darüber freute, dass an seinem 69. Geburtstag ausgerechnet 69 Menschen
abgeschoben wurden. Das freudige Fest wird zur willkommenen Kulisse, vor
der man sich als besonders hart, streng, gefühlskalt darstellen kann.
23 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Frederik Eikmanns
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