# taz.de -- Abschiebungen nach Syrien: Hilfswerke warnen vor unsicherer Lage
> Ein Jahr nach dem Sturz Assads bleibt das Leben in Syrien unsicher.
> Hilfswerke warnen vor der instabilen Lage und politischen
> Schnellschüssen.
(IMG) Bild: Zwei Jungen gehen mit syrischen Flaggen durch eine Straße im kriegszerstörten Damaskus-Vorort Daraya
afp/kna | Ein Jahr nach dem Sturz der Assad-Regierung in Syrien mehren sich
besonders [1][aus den Reihen der Union die Rufe nach der Rückführung
syrischer Staatsbürger]. „Die ursprünglichen Fluchtgründe Bürgerkrieg und
Assad-Regime sind seit einem Jahr weggefallen. Deswegen müssen wir auch an
die Rückkehr von Personengruppen denken, die erst kurz hier sind oder nicht
gut integriert sind“, sagte CDU-Innenpolitiker Alexander Throm dem
Nachrichtenportal Web.de.
Die Debatte um eine mögliche Rückkehr von Syrern in ihr Heimatland müsse
„sachlich und faktenbasiert“ geführt werden, fordern hingegen die
Hilfsorganisationen Brot für die Welt und Diakonie Deutschland. „Wir hoffen
gemeinsam mit allen Syrerinnen und Syrern, dass ihr Heimatland in Zukunft
wieder ein sicherer Ort sein wird“, erklärte die Präsidentin von Brot für
die Welt, Dagmar Pruin. „Diese Vision hat aber [2][leider wenig mit der
aktuellen Realität zu tun].“
7 Millionen Menschen seien weiterhin innerhalb des Landes vertrieben. Es
mangle an ausreichend Wohnraum und angemessener Unterstützung. „Der
internationale Plan für humanitäre Hilfe in Syrien für das Jahr 2025 war
Anfang Dezember erst zu 30 Prozent finanziert. Dennoch werden in
Deutschland immer wieder Forderungen nach möglichen Rückführungen von
syrischen Geflüchteten laut“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
## Milizen machen die Lage unsicher
„[3][Bewaffnete Milizen stellen in ganz Syrien] eine ernsthafte Bedrohung
für die Menschen dar“, führte Pruin aus. „Die humanitäre und
wirtschaftliche Lage im Land ist katastrophal.“ Die Grundvoraussetzungen
für Rückkehrer, sich dort ein neues Leben aufzubauen, seien nicht gegeben.
„Wer Syrien für sicher erklärt, um Abschiebungen zu rechtfertigen,
ignoriert die Verhältnisse vor Ort.“
Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland, verwies auf Syrerinnen
und Syrer, die längst Teil der deutschen Gesellschaft geworden seien. Rund
250.000 syrische Staatsbürger seien in Deutschland
sozialversicherungspflichtig beschäftigt, [4][viele von ihnen in
Mangelberufen]. „Es braucht ein klares Signal, dass viele Menschen bleiben
werden und hier nach wie vor willkommen sind. Sie sollten in erster Linie
Bleibeperspektiven haben, statt sie zur Rückkehr nach Syrien aufzufordern.“
## SPD und Grüne fordern flexibleres Aufenthaltsrecht
Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Sonja
Eichwede, forderte unter Berufung auf den Koalitionsvertrag ebenfalls,
Straftäter und Gefährder grundsätzlich nach Syrien zurückzuführen.
Allerdings sei die Lage vor Ort nach wie vor „vom gewaltigen Ausmaß der
Zerstörung nach einem mehr als ein Jahrzehnt andauernden Krieg geprägt“.
Rückführungen seien vor diesem Hintergrund „immer davon abhängig, ob im
Einzelfall eine Rückkehr ins Herkunftsland gefahrlos möglich ist“.
Eichwede erklärte zudem, eine „sehr große Zahl von aus Syrien stammenden
Menschen“ sei „hervorragend integriert“. Sie fügte an: „Sie leisten einen
wertvollen Beitrag zum Funktionieren unseres Gemeinwesens. Viele haben
inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit und sind hier heimisch
geworden.“
„Die [5][Menschen, die sich eine Rückkehr vorstellen können], sollten die
[6][Möglichkeit zu Erkundungsreisen bekommen, ohne dass sie dadurch ihren
Schutzstatus in Deutschland verlieren]“, schlug Diakonie-Präsident Rüdiger
Schuch vor. „Eine sichere und gelingende Rückkehr sollte in unser aller
Interesse sein.“
„Statt populistischer Abschiebedebatten braucht es jetzt flexiblere
Reglungen im Aufenthaltsrecht“, forderte auch die Grünen-Abgeordnete Luise
Amtsberg. „Durch die Aufnahme von etwa einer Million syrischer Geflüchteter
während der Kriegsjahre seit 2011 verbinden Deutschland und Syrien heute
besondere Beziehungen. Aus diesen ergeben sich Chancen und Verantwortung.“
7 Dec 2025
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