# taz.de -- Gasförderung in der Nordsee: Patt im Bundesrat
> Der Bundesrat positioniert sich nicht zum Gesetz zur Nutzung von
> Gasfeldern vor der Insel Borkum. Der Entwurf kommt nun unverändert in den
> Bundestag
(IMG) Bild: Drinnen Beratungen, draußen Protest: Demonstrierende von Fridays for Future und der Deutsche Umwelthilfe vor dem Bundesrat
Der Bundesrat hat sich nicht auf eine Stellungnahme zum [1][Gesetz zur
Umsetzung des deutsch-niederländischen Abkommens über die gemeinsame
Nutzung grenzüberschreitender Erdgaslagerstätten] verständigt. In der
Sitzung der Länderkammer am Freitag fanden weder eine ablehnende Empfehlung
des Umweltausschusses noch eine zustimmende Empfehlung des
Wirtschaftsausschusses eine Mehrheit.
Damit verzichtet der Bundesrat in dieser frühen Phase des
Gesetzgebungsverfahrens auf eine Positionierung. Der Gesetzentwurf kann nun
unverändert in den Bundestag eingebracht werden. Erst nach dessen
Beschlussfassung wird sich der Bundesrat erneut mit dem Gesetz befassen.
Das Gesetz soll die Ausweitung der [2][Gasförderung in der Nordsee vor der
Insel Borkum] ermöglichen. Das Abkommen regelt die rechtlichen
Rahmenbedingungen für die sogenannte [3][Unitarisierung von Gasfeldern],
die sich über die Hoheitsgebiete beider Staaten erstrecken.
Konkret geht es um ein Gasfeld rund 20 Kilometer vor Borkum, das vom
niederländischen Unternehmen One-Dyas erschlossen wird. Das Unternehmen
fördert dort bereits Gas auf niederländischem Gebiet.
Mit dem Abkommen könnten künftig auch deutsche Anteile des Feldes gemeinsam
genutzt werden. Die technische Förderung erfolgt von einer Plattform auf
niederländischer Seite aus; neue Förderanlagen auf deutschem Gebiet sind
nach Angaben des Unternehmens nicht vorgesehen.
[4][Die Bundesregierung sieht in dem Abkommen einen Beitrag zur
Versorgungssicherheit]. Das betroffene Gasfeld könne über mehrere Jahre
hinweg einen Teil des deutschen Erdgasbedarfs decken. Zudem verweisen
Befürworter:innen darauf, dass heimisch gefördertes Gas geringere
Transportemissionen verursache als Importe aus Drittstaaten. One-Dyas
betont, dass die Plattform mit Strom aus Offshore-Windenergie betrieben
werde.
## Erheblicher Widerstand gegen das Projekt
Gegen das Vorhaben gibt es erheblichen Widerstand. Umweltverbände wie die
Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace und der BUND [5][warnen vor Risiken für
das empfindliche Ökosystem der Nordsee und des Wattenmeers]. Das Gasfeld
liegt in räumlicher Nähe zum Unesco-Weltnaturerbe.
Kritiker:innen bezweifeln, dass mögliche Auswirkungen auf Meeresboden,
Artenvielfalt und Wasserqualität ausreichend untersucht sind. Zudem
verweisen sie auf die klimapolitischen Folgen: Neue fossile Förderprojekte
stünden im Widerspruch zu den nationalen und internationalen Klimazielen.
Auch politisch ist die Entscheidung umstritten. Bundesumweltminister
Carsten Schneider (SPD) hatte sich zuvor hinter das Abkommen mit den
Niederlanden gestellt. Es sei ein genehmigtes Verfahren, sagte der
SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur und verwies auf die Fortschritte
beim Meeresschutz, für die er sich im Gegenzug eingesetzt habe.
## Klagen gegen mehrere Genehmigungen
Gegen das Gesetz sprach sich die schleswig-holsteinische Landesregierung
aus. Der grüne Umweltminister Tobias Goldschmidt erklärte die Ablehnung
unter anderem damit, dass das Abkommen zu Lasten der Nordsee gehe und das
Wattenmeer bedrohe. Es beschränke sich nicht auf ein spezifisches
Fördergebiet, nenne kein Ende und kenne keine Einschränkungen. Neue
Bohrtürme zu bauen, konterkariere den Ausbau erneuerbarer Energien und
sende ein falsches Signal für die Energiewende.
Auch juristisch ist das Projekt weiterhin nicht abgeschlossen. Mehrere
Genehmigungen, unter anderem für ein Strom- und Datenkabel zur
Förderplattform, sind Gegenstand laufender Klagen. Umweltverbände haben
angekündigt, weitere rechtliche Schritte zu prüfen.
Für die Insel Borkum bleibt die Gasförderung ein sensibles Thema. Teile der
Bevölkerung befürchten negative Folgen für Tourismus und Umwelt, andere
verweisen auf die Bedeutung einer sicheren Energieversorgung.
19 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://dip.bundestag.de/vorgang/gesetz-zu-dem-abkommen-vom-27-august-2025-zwischen-der-regierung-der-bundesrepublik-deutschland-und-der-regierung-des-k-nigreichs-der-niederlande-ber-die-erschlie-ung-von-grenz-berschreitenden-kohlenwasserstofflagerst-tten-in-der-nordsee/328025
(DIR) [2] /Gasbohrungen-in-der-Nordsee/!6139728
(DIR) [3] /CDU-und-SPD-auf-Gas-Kurs/!6097736
(DIR) [4] https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2025/07/20250702-gasfoerderung-kabinett-bringt-unitarisierungsbkommen-mit-den-niederlanden-auf-den-weg.html?utm_source=chatgpt.com
(DIR) [5] https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/abkommen-ueber-gasfoerderung-in-der-nordsee-deutsche-umwelthilfe-und-fridays-for-future-fordern-klare/?utm_source=chatgpt.com
## AUTOREN
(DIR) Robert Matthies
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