# taz.de -- Bericht zu Rüstungspolitik: Kirchen kritisieren Waffenexporte
> Der alternative Rüstungsbericht sieht Rückschritte in der Exportpolitik.
> Waffenlieferungen nach Israel sehen die Kirchen als verfrüht.
(IMG) Bild: Kritik an Rüstungsexporten. Pressetour in Gaza Anfang November 2025: Den Kirchen gilt die Aufhebung des Teilembargos als verfrüht
Union und SPD haben im Koalitionsvertrag festgelegt, Waffenexporte stärker
an Deutschlands wirtschaftspolitischen Interessen auszurichten. Die
Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) kritisiert dies als
„deutlichen Rückschritt“ im Vergleich zur Politik der Ampelregierung. In
ihrem am Mittwoch vorgestellten alternativen Rüstungsexportbericht fordert
die Fachgruppe, Menschenrechte und Demokratie im Zielland bei
Waffenlieferungen in den Vordergrund zu stellen.
„Wir befürchten, dass die Bundesregierung unter dem Schlagwort der
strategischen Rüstungsexporte Lieferungen an Länder genehmigt, die aus
menschenrechtlicher Perspektive hochproblematisch sind“, sagte Max
Mutschler, Wissenschaftler am Bonner Konfliktforschungsinstitut BICC und
Vorsitzender der GKKE-Fachgruppe für Rüstungsexporte. Insgesamt stehe es
„nicht gut“ um die Transparenz bei Waffenlieferungen, auch wenn die neue
Regierung ihre Exportbilanz für das Vorjahr früher vorgelegt habe als die
Ampelregierung.
2024 genehmigte die Bundesregierung Rüstungsexporte im Wert von 15,7
Milliarden Euro. Fast 90 Prozent davon (11,4 Milliarden Euro) gingen an
Staaten außerhalb von Nato und EU, darunter Waffen im Wert von 8 Milliarden
Euro an die Ukraine. Weitere Großabnehmer waren Singapur, Algerien und die
Türkei.
## Kritik an Waffenlieferungen nach Israel
Die GKKE betonte ausdrücklich die Legitimität der Waffenlieferungen an die
Ukraine. „Das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine ist unbestritten und
kluge und verantwortliche Waffenlieferungen sind leider weiterhin wichtig“,
erklärte Karl Jüsten, der katholischer Vorsitzende der Arbeitsgruppe.
Deutschlands Waffenlieferungen an die Ukraine sind zuletzt immer weiter
gestiegen: 2023 lagen sie bei rund 4,4 Milliarden Euro. [1][Für 2026 hat
die Koalition im Haushalt 11,5 Milliarden Euro für die Ukrainehilfen
eingeplant.]
Kritisch sehen die Kirchen die von der Bundesregierung wieder ermöglichten
Rüstungsexporte nach Israel. Jüsten bezeichnete die Aufhebung des deutschen
Teilembargos als „verfrüht“. „Die GKKE fordert die Bundesregierung dazu
auf, auch nach dem sehr fragilen Waffenstillstand keine Rüstungsgüter nach
Israel zu liefern, die im Gazastreifen eingesetzt werden können“, hieß es.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte im August wegen der Lage im
Gazastreifen deutsche Waffenexporte nach Israel eingeschränkt. Der Stopp
galt jedoch nur dreieinhalb Monate und wurde am 23. November mit Verweis
auf die Waffenruhe aufgehoben.
Die israelische Kriegsführung im Gazastreifen sei in vielen Punkten nicht
mit den Anforderungen des humanitären Völkerrechts in Einklang zu bringen,
insbesondere im Umgang mit der Zivilbevölkerung, sagte Jüsten. Bereits im
vergangenen Jahr habe die GKKE deutlich gemacht, dass bei aller Legitimität
der Selbstverteidigung Israel wie alle anderen Staaten der Welt auch an die
Einhaltung des humanitären Völkerrechts gebunden sei.
Kritisch sieht die Arbeitsgruppe auch Ankündigungen von
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Rüstungsexporte nach Indien zu
erleichtern. „Deutsche Waffen könnten dort in innerstaatlichen Konflikten
eingesetzt werden“, sagte Anne Gidion, die evangelische Vorsitzende der
GKKE. Laut der Arbeitsgruppe zählt Indien weltweit zu größten
Rüstungsimporteuren: Zwischen 2020 und 2024 entfielen rund 8,3 Prozent der
globalen Waffeneinfuhren auf das Land – zum großen Teil aus Russland.
Die GKKE bezweifelt, dass Deutschland mit seinen Lieferungen Indien näher
an den Westen anbinden könne. Mit den Exporten an das Land drohe
stattdessen eine Aushöhlung der internationalen Exportnormen, da Indien
auch nicht Teil des internationalen Arms Trade Treaty (ATT) sei.
17 Dec 2025
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