# taz.de -- Klimaschutz in Brasilien: Der schwierige Abschied von den Fossilen
       
       > Brasiliens Präsident Lula will in 60 Tagen einen Fahrplan für die
       > Energiewende vorlegen. Klimaschützer begrüßen das Vorhaben.
       
 (IMG) Bild: Will beim Klimaschutz Tempo machen: Der brasilianische Präsident Lula da Silva, hier beim UN-Klimagipfel COP30 im November
       
       Die Abkehr von den Fossilen muss sein, und doch geht es damit kaum voran.
       Am vergangenen Montag hat [1][Brasiliens Präsident Luis Inácio Lula da
       Silva] nun ein Machtwort gesprochen: Gleich vier Ministerien – Bergbau und
       Energie, Umwelt, Präsidentschaftsministerium und Fazenda – sollen zusammen
       binnen 60 Tagen einen Plan für den „Übergang“ vorlegen. In der vergangenen
       Woche haben die Minister:innen erste Gespräche darüber aufgenommen.
       
       Mit „Übergang“ ist die graduelle Verringerung der Abhängigkeit von fossilen
       Brennstoffen gemeint. Finanziert werden soll diese Verringerung zumindest
       teilweise durch Einnahmen aus der Gas- und Erdölförderung.
       
       Bedeutet das nun weniger Engagement? Vom totalen Ausstieg war vor Jahren
       die Rede, später wurde daraus eine Transition weg von den Fossilen, dann
       ein Überwinden der Abhängigkeit von ihnen, jetzt ist eine graduelle
       Reduktion dieser Anhängigkeit angestrebt.
       
       Ist das ein Zeichen für das Aufweichen der Begriffe und des politischen
       Willens? Oder geht es darum, Zweifler und Gegner nicht vor den Kopf zu
       stoßen? In englischsprachigen Medienberichten wird die Transition übrigens
       weiterhin mit „Phase out“, dem Wort für Ausstieg, übersetzt.
       
       So kurz nach der [2][Klimakonferenz COP 30] das Thema aufzugreifen, das es
       in Belém nicht bis ins Abschlusspapier geschafft hatte, sei auf jeden Fall
       ein gutes Zeichen, meint die ehemalige Greenpeace-Leiterin und Politikerin
       Jennifer Morgan. Andere Umweltschützer geben ihr recht. Viele hatten als
       Ergebnis der UNO-Klimakonferenz einen internationalen Ausstiegsfahrplan mit
       bindenden Zeitvorgaben erwartet.
       
       Vor allem COP-CEO Ana Toni hatte immer wieder darauf gedrängt, einen
       solchen globalen Fahrplan zu formulieren. Dutzende teilnehmende Länder
       wollten sich tatsächlich festlegen, aber rund 80 Gegenstimmen blockierten
       die Idee. So gesehen, mag ein nationaler brasilianischer Fahrplan Sinn
       machen und andere Länder inspirieren, es Brasilien gleichzutun.
       COP-Gastgeber Andre Correa do Lago wird parallel an einem internationalen
       Fahrplan arbeiten.
       
       Im April 2026 wird im kolumbianischen Cartagena die erste internationale
       Konferenz für die Energiewende abgehalten. Dort könnte ein brasilianischer
       Fahrplan zur Diskussion vorgelegt werden. Auch wenn es paradox erscheint,
       dass ausgerechnet die Auslöser des Klimawandels die Maßnahmen für den
       Ausstieg finanzieren sollen.
       
       „Ein Großteil dieses Fahrplans existiert schon, wenn wir uns ansehen, was
       wir bereits haben“, sagt Umweltministerin Marina Silva optimistisch.
       Gleichzeitig warnt sie, dass die Umstellung Jahre dauern könne. Brasiliens
       Energiematrix weist heute zwar schon 45 Prozent saubere Energie auf, aber
       im Widerspruch zum geplanten Ausstieg wird Brasilien die Erdölförderung in
       den kommenden Jahren ausweiten, von Lula damit begründet, dass diese
       Einnahmen für die Energiewende gebraucht würden.
       
       ## Das Ergebnis steht noch in den Sternen
       
       Wenn Brasilien zeige, dass es bereit ist, vom Wort zur Tat zu gelangen,
       hofft Claudio Angelo vom Climate Observer, werde es schwieriger für die
       anderen Länder, zu sagen, sie seien dazu nicht in der Lage. Sein Kollege
       Marcio Astrini gibt zu bedenken, dass es zwar wunderbar sei, die Initiative
       zu ergreifen, dass ein gutes Ergebnis aber ebenso wichtig sei. Und das
       steht momentan noch in den Sternen. Lulas Forderung sagt nichts über
       Zeitpläne oder darüber, wann und für wen der Plan bindend sein wird.
       
       Zunächst soll das Dokument dem nationalen Rat für Energiepolitik vorgelegt
       werden. Das Umweltministerium hat derweil eine Studie in Auftrag gegeben,
       die elf Länder auf ihre Fähigkeit untersucht, ihre [3][Energiematrix]
       anzupassen. Brasilien liegt dabei hinter Deutschland, China, Kanada und den
       USA. Dem Land wird eine nur mittlere Befähigung attestiert.
       
       11 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christine Wollowski
       
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